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Allmendingen - BLS-Werkstätte in Allmendingen kommt nicht in Frage

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Landschaft ist zu schön für die BLS-Werkstätte: Mit dieser Be­gründung hat die Begleitgruppe Allmendingen als Standort verworfen. Trotzdem geht sie nun über die Bücher – auf Betreiben der Stadt Bern.

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Hätte andere Projekte: Naturschützer Martin Bader. (Bild: Iris Andermatt)
In der Begleitgruppe ist Allmendingen als Standort für die neue BLS-Werkstätte früh ausgeschieden. Früher jedenfalls als zuvor bei der BLS selber – das stellten an einem Infoabend Vertreter jenes Gremiums klar, das nach all den Protesten die offizielle Standortwahl der Bahn kritisch unter die Lupe nimmt und dann seine eigene Empfehlung abgibt.

Sitzung mit Weidmann

Zwar war am Ende auch das Bahnunternehmen selber nicht in der Aaretaler Gemeinde im Süden Berns gelandet, sondern in Riedbach im Westen und damit noch auf Boden der Stadt. Doch weil die Stadtbehörden diesen Bescheid nicht einfach so hinnehmen wollten, kam es zu einem weiteren Gutachten: ETH-Professor und Verkehrsexperte Ulrich Weidmann führte noch ein Auswahlverfahren durch, und dieses setzte Allmendingen zuoberst auf die Liste der geeigneten Standorte für das heiss umstrittene Projekt.

Was wiederum dort bei Bauern wie Behörden für mächtig Unruhe und auch Ratlosigkeit sorgte. Ihnen begründeten nun Bauernverbandsvertreter Andreas Wyss und Kommunikationsspezialist Jürg Abbühl im Namen der Begleitgruppe, wieso in ihrem Verfahren Allmendingen so früh kein Thema mehr war: Man habe den Landschaftsschutz viel höher gewichtet als die BLS und Weidmann – die Frage also, wie sich ein solches Grossprojekt mit seinem Umfeld vertrage.

Dennoch konnten die beiden nicht einfach Entwarnung geben. Immerhin hatten die Stadtberner Behörden, als sie Weidmanns Bericht Anfang Monat präsentierten, unmissverständlich genauere Abklärungen auch für den Standort Allmendingen verlangt.

Wyss und Abbühl kündigten an, dass sich die Begleitgruppe nach den Ferien mit dem ETH-Professor zu einer Sitzung trifft, um offene Fragen klären zu können. Im Anschluss wird das Gremium entscheiden, ob es der Forderung der Stadt nachkommen will und auch Allmendingen genauer unter die Lupe nimmt. Wie den Westen von Bern mit Standorten in Riedbach und anderswo. Wie Konolfingen mit dem Chonolfingenmoos. Wie Thun mit dem Armeegelände im Entwicklungsschwerpunkt Nord.

Die beiden liessen allerdings bereits offen durchblicken, dass die Hürde hoch sein wird. Weil sich eben das gleiche Gremium schon einmal mit guten Gründen gegen Allmendingen ausgesprochen hatte.

Im Raum Bern nötig

Ihre Abklärungen will die Begleitgruppe bis Anfang September zu Ende bringen. Anschliessend gibt sie bis Mitte September ihre Empfehlung ab. Die Chancen, dass die BLS diesen Standort dann auch wählen wird, stuften Wyss und Abbühl als intakt ein. Sie wiesen darauf hin, dass die Bahn die neue Werkstätte bis 2025 braucht. Entsprechend könne sie sich lange Gerichtshändel insbesondere mit den Landbesitzern gar nicht leisten.

Umgekehrt war für die beiden genauso unbestritten, dass die Werkstätte nötig ist. In der Region Bern fehle eine Einrichtung, in der die immer längeren und immer zahlreicheren Züge unterhalten werden könnten, betonten sie. Das wäre sogar dann so, wenn BLS und SBB enger zusammenspannen würden.

Zu kleine Kapazitäten

Apropos Zusammenarbeit: Mit dem Regionalverkehr Bern–Solothurn (RBS) – auch er plant ein neues Depot – könne man ebenfalls nicht zusammenspannen, führten die beiden aus. Nicht einmal wegen der verschiedenen Spurweiten, dieses Problem liesse sich lösen. Hinderlich sei vielmehr, dass für ein gemeinsames Projekt nur der Raum Zollikofen infrage käme, wo die Netze der beiden Bahnen aufeinandertreffen. Doch dort gebe es für die BLS auf den Zufahrtslinien keine Kapazitäten.


Die Behörden

Nicht nur die Allmendinger Behörden wurden buchstäblich überfahren, als die Stadt Bern Anfang Monat ihre Gemeinde als Standort für die umstrittene BLS-Werkstätte neu lancierte. Auch die BLS sei über das Gutachten von ETH-Professor Ulrich Weidmann lange im Ungewissen gelassen worden, kritisierte Gemeinderat Daniel Stucki am Infoabend. Aus Kontakten mit den Bahnverantwortlichen wisse er aber, «dass sie eher auf unserer Seite stehen».

Aus seiner ablehnenden Haltung machte Stucki keinen Hehl. Und er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass unter diesen Vorzeichen «David gegen Goliath nicht ohne Chancen sein wird». Das Bild für das Verhältnis des kleinen Allmendingen zum grossen Bern hatte Anfang Monat bereits Ratskollege Patrick Linder gebraucht. Stucki konnte sich nun einen weiteren Seitenhieb nicht verkneifen: Es komme wohl nicht von ungefähr, dass die Stadt mit der Studie just in der hochsommerlichen Ferienzeit an die Öffentlichkeit gegangen sei.


Autor:in
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 24.07.2016
Geändert: 24.07.2016
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