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Münsingen - Ein Kindertraum wird wahr

Quelle
Berner Zeitung BZ

Seit Jahren rollt der Zirkus Fahraway im Sommer von Ort zu Ort. Der Gemeinde Münsingen sind die jungen Künstler dabei stets treu geblieben. Kein Wunder: Über die Jahre ist eine richtige Freundschaft entstanden.

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Seit 2010 sind sie Stammgäste: Der Zirkus Fahraway zieht jedes Jahr Dutzende Zuschauer auf den Schlossgutplatz in Münsingen. (Bilder: Susanne Keller)
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Starkes Duo: Valentin Steinemann (links) und David Melendy zeigen ihr turnerisches Talent.
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Das Örgeli-Duett: Solvejg Weyeneth (links) und Nina Wey im musikalischen Zusammenspiel.
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Wer Kinder fragt, was sie später einmal werden wollen, erhält oft ausgefallene Antworten: Schauspielerin, Astronaut, Fussballprofi, Prinzessin. Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Wünsche nur selten in Erfüllung gehen. Später werden sie dann Bankerin, Versicherungsvertreter, Anwalt oder Steuerberaterin. Nicht so Valentin Steinemann. Seit er sich erinnern kann, ist es sein Traum, später einmal Clown zu werden. Und was Klein Valentin sich von Kindesbeinen an erträumte, liess Gross Valentin Wirklichkeit werden. «Eine super Entscheidung», sagt Valentin Steinemann heute noch und strahlt.

Vor sieben Jahren startete er zusammen mit Nina Wey und den Geschwistern Solvejg und Donath Weyeneth das Abenteuer «Zirkus Fahraway». Diesen Sommer werden sie von David Melendy, einem waschechten Kalifornier, auf der Open-Air-Bühne unterstützt. Seit 2010 stets Etappenort auf ihrer Tour: Münsingen. Eine langjährige Beziehung – die aber zufällig zustande kam. «Im ersten Jahr hatten wir einen Auftritt auf dem Beatenberg. Wir suchten dann nach einer Zwischenstation auf dem Weg nach Bern und haben gesehen, dass hier ein grosser Platz ist», sagt Steinemann. Spontan fragten sie bei der Gemeinde an. Und diese empfing die jungen Künstler mit offenen Armen: «Es ist eine richtige Freundschaft entstanden. Seither sind wir jedes Jahr eingeladen worden», sagt Steinemann.

Alles ausgebildete Künstler

Eine Einladung, welcher die Zirkustruppe jedes Jahr gerne nachkommt. Denn seit 2010 haben sie in Münsingen ein treues Publikum gewonnen. «Einmal regnete es sehr stark. Wir wollten die Vorstellung eigentlich schon absagen, aber es waren gut hundert Leute auf dem Platz versammelt», sagt Steinemann. Also zogen sie ein spezielles Schlechtwetterprogramm durch.

Apropos Programm: Dieses entsteht jedes Jahr neu. Die Version 2016 heisst «Anhängerlich» und ist eine Mischung aus Artistik, Livemusik, Komik und Theater. Eintritt verlangen die jungen Künstler (allesamt mit Jahrgang zwischen 1987 und 1991) nicht. Stattdessen geht am Ende der Vorstellung eine Kollekte um. Und einer der fünf Wagen wird vor, während und nach der Aufführung zur Bar und Crêperie umfunktioniert.

Geht diese Rechnung auch auf? «Im Sommer leben wir ganz gut, da wir fast keine Ausgaben haben. Wir können uns sogar einen kleinen Lohn auszahlen», sagt Nina Wey. Mit fünfundzwanzig Jahren ist sie die jüngste des Quintetts. Durchs Jahr hindurch studiert sie an der Zirkusschule Le Lido in Toulouse. Auch die anderen Fahraway-Mitglieder haben allesamt eine künstlerische Ausbildung. Valentin Steinemann und Solvejg Weyeneth sind sogar das ganze Jahr über Zirkuskünstler. Ausserhalb des Sommers spielen sie beim Station Circus in Basel.

Ein Leben auf Rädern

Der Zirkuslifestyle wird aber durchs ganze Jahr hindurch gelebt. Auch in Basel wohnen sie in denselben Zirkuswagen, mit denen sie nun durch die Schweiz touren. «Like a rolling stone» frei nach Bob Dylan, jeden Abend an einem anderen Ort zu Hause.

Dass dieses Leben nicht allzu schnell an ihnen vorbeizieht, dafür sorgen die beiden Traktoren, welche die Wagen ziehen. Die fahren nämlich nur 45 Stundenkilometer. «Von Biederthal im Elsass, wo wir das Stück einübten, nach Münsingen hatten wir sechs Stunden», sagt Steinemann. Nach Münsingen wird Bern die nächste Station sein. Ein Leben auf Rädern: Wird man da oft beneidet? «Ich kann es jedenfalls jedem empfehlen», sagt Steinemann.

[i] Zirkus Fahraway, «Anhängerlich»: heute Dienstagabend 20 Uhr, Schlossgutplatz Münsingen und 29. bis 31. Juli Tramdepot Burgernziel Bern, jeweils 20 Uhr ausser 31. Juli um 17 Uhr.


Autor:in
Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 26.07.2016
Geändert: 26.07.2016
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