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Besuch bei den Fröschen: Ein Kampf um jedes Weibchen

Seit Anfang März ist die Strasse durch den Hölzliwald wegen der Amphibienwanderung zwischen Oppligen und Wichtrach gesperrt. Wir wollten genauer wissen, welche Tiere dort zuhause sind. Auf Teichbesuch mit Gewässerbiologe Vinzent Maurer.

Vinzent Maurer beobachtet das Treiben im und um den Teich. (Bild: Pascale Groschel/ Vinzent Maurer)
Die Erdkröte wärmt sich gerne an der Wasseroberfläche auf. (Bild: Vinzent Maurer)
Auch der Bergmolch tummelt sich bei dem Teich. (Bild: Vinzent Maurer)

Bereits vor dem Treffen schrieb mir Vinzenz Maurer, dass Gummistiefel trotz schönem Wetter notwendig sind. Obwohl es seit dem starken Regen schon ein paar Tage vergangen sind, ist der Boden um den Teich noch sehr sumpfig. Zuerst finden wir an einem Seitenarm des Teiches kleine Kaulquappen der Grasfrösche, welche laut Maurer neu geschlüpft sind.

 

«Die Grasfrösche kamen  etwa vor einem Monat in den Teich und legten die Laichballen ab», erklärt der Gewässerbiologe. Maurer wohnt gleich um die Ecke des Teiches und informiert die Gemeinde jeweils, wenn die Froschwanderung beginnt. Dann wird die Strasse gesperrt.

 

Versteckte Winterstarre

Die Erdkröten sind später unterwegs als die Grasfrösche, sie sind da, als BERN-OST vor Ort ist. Die Tiere verkriechen sich im Herbst in frostfreien Verstecke wie Komposthaufen, Laubhaufen, Baumwurzeln oder feuchte Erdlöcher und verfallen dort in eine Winterstarre. Wenn es mehrere Tage warm ist, erwachen sie.

 

Treue Tiere

Das Laichgewässer suchen sich die Tiere nicht jede Saison neu, sondern kehren ihr Leben lang zu ihrem Geburtsort zurück. Sobald die Temperaturen wieder steigen, machen sie sich auf den Weg zum Wasser. «Für die Wanderung ist es für die Tiere am besten, wenn es mindestens fünf Grad warm ist. Oft wandern sie in der Nacht und wenn der Boden nass ist. Dann fällt den Fröschen die Wanderung leichter», erklärt Vinzenz Maurer.

 

Per Taxi zum Gewässer

Häufig reisen die Männchen bereits auf dem Weg auf einem Weibchen und reiten auf dessen Rücken bis zum Gewässer, wo dann die Paarung stattfindet. Die Wanderung kann bis zu zwei Kilometer lang sein. «Im Gegensatz zu den Grasfröschen legen die Weibchen den schnurartigen Laich den Ästen entlang», erklärt Maurer.

 

Reges Trieben im Wasser

Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir, wie sich die Graskröten im Wasser bewegen. Wir schleichen uns um den Teich herum und weg sind sie. Nach kurzer Zeit wagen sich die ersten zurück. Die männlichen Kröten schwimmen umher und versuchen auf jede andere Kröte aufzusteigen. Jedoch merken sie schnell, dass dies auch ein Männchen ist, und beide gehen ihren eigenen Weg. Dieses Spiel beobachten wir eine lange Zeit. Immer wieder tauchen auch Bergmolche auf und verschwinden rasch wieder in Wasser.

 

Tödlicher Kampf um die Fortpflanzung

Ein paar Meter weiter sehen wir eine Froschkugel. «Da sind mehrere Männchen, die um das Weibchen kämpfen. Oft so lange und grob, dass das Weibchen am Schluss nicht überlebt», erklärt Maurer. Nun werden in den nächsten Tagen vermutlich die ersten Kaulquappen zu sehen sein. Diese schlüpfen je nach Wassertemperatur nach zwei bis vier Wochen. Der erste Landgang der Jungkröten findet dann im Juni und Juli statt.

 

Die Tiere bleiben bis zur Geschlechtsreife, welche bei den Männchen drei Jahren und bei den Weibchen vier bis fünf Jahren beträgt, vorerst an Land. Erst dann schliessen sie sich der Wanderung zum Laichplatz an. Die Weibchen pflanzen sich oft nur einmal in ihrem Leben fort, was auch die Überzahl der Männchen erklärt.


Autor:in
Pascale Groschel, pascale.groschel@bern-ost.ch
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Erstellt: 30.03.2024
Geändert: 02.04.2024
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