• Region
  • Kultur

Housi Knecht: Dritte «Prix de Joie»-Skulptur geht an Michelle Hunziker

Schon zum dritten Mal hat Housi Knecht die Statue für den «Prix-de Joie» gestaltet. Diesmal geht sie an die prominente Moderatorin Michelle Hunziker. Auch der Künstler Housi Knecht ist kein Unbekannter, sondern gehört seit über 50 Jahren fest zum Berner Kunstbetrieb. Dennoch wissen viele gar nicht so genau, wer er eigentlich ist. Wir haben ihn im Schlössli Rubigen besucht.

Housi Knecht freut sich, dass die Bernerin Michelle Hunziker das dritte Exemplar seiner «Prix-de-Joie»-Statuen erhält. (Bild: zvg)
Housi Knecht in seinem Skulpturenpark beim Schlössli Rubigen. (Foto: cw)
Skulpturenpark im Frühling. (Foto: zvg)
Der Skulpturenpark ist für alle Interessierten offen. (Foto: zvg)
Diamond Swing (Foto: zvg)
Skulpturenpark in der Dämmerung (Foto: zvg)

Seit ein paar Tagen ist der Park vor dem Schlössli Rubigen wieder üppig grün, dazwischen glänzen die schwungvollen Skulpturen des Berner Künstlers Housi Knecht. Und schon bald laden er und seine Frau Barbara wieder regelmässig zu gemütlichen Anlässen mit Musik in den Park: Knecht ist gern nah an seinem Publikum.  

 

«Der Prix-de-Joie»-Skulpteur

Soeben ist er von der grossen «Das Zelt»-Gala in Zürich zurückgekehrt. Dort wurde zum dritten Mal die von ihm kreierte «Prix-de-Joie»-Skulptur überreicht, diesmal an die prominente Moderatorin Michelle Hunziker. An der Gala traf er sie persönlich. «Michelle Hunziker strahlt pure Lebensfreude aus und lässt das Leben leicht erscheinen», findet er. Sie ihrerseits verkündet, sie werde «den Preis bei sich zu Hause aufstellen und sich jeden Tag daran erfreuen».  

 

Housi Knecht freut sich, dass nach Adolf Ogi schon wieder eine Bernerin den Preis erhielt. «Wir sind vielleicht bekannt dafür, etwas langsam zu sein, aber das schadet uns wohl nicht», scherzt er. Und sooo langsam sind Berner gar nicht – Housi Knecht jedenfalls ist ziemlich flink unterwegs: Im März war er bereits in Zürich an der Giardina anzutreffen, und dieser Tage geht es wieder los Richtung Bern, an die BEA: Seit Jahren zeigt er sich an der grossen Messe und knüpft dort wichtige Kontakte.

 

Der Arbeiter

Das ist ein Geheimnis hinter seinem Erfolg: Er sei ein «Chrampfer», sagt er von sich, er arbeite sehr diszipliniert. Und er kenne keinen Künstler, der von seiner Kunst leben könne, der das nicht ebenfalls tue. Und vor allem: «Ich bin mir nicht zu schade, mich an Publikums-Veranstaltungen zu zeigen und meine Arbeit dort anzupreisen», sagt der 73-Jährige.

 

Sein Alter ist ihm allerdings nicht anzumerken, er hat weder seine ungestüme Frisur abgelegt noch sein jungenhaftes Grinsen. Deshalb erahnt man noch gut den jungen Housi in ihm: Den Berner Giel, der an den Lehrwerkstätten Bern Metallbau lernte und fasziniert miterlebte, wie das Bern der Sechziger- und Siebzigerjahre in einen wahren Kunsttaumel verfiel.

 

Der Künstler

«Die Kunstszene explodierte förmlich», erinnert er sich: «Alles war möglich: Galerien sprossen, Künstler wie Jean Tinguely versammelten sich beim Kunstliebhaber Victor Loeb, Berner Künstler reisten an Ausstellungen nach Paris, und in der Altstadt wirkten Eisenplastiker wie Bernhard Luginbühl, Jimmy Schneider und Walter Vögeli.»

 

Seine Augen leuchten, man lebt förmlich mit und spürt den Schwung, mit dem er diese aufregende Zeit erlebte, in der sich Bern einen weltweiten Namen als Stadt der Künste machte. Und vor diesem Hintergrund beschloss der zwanzigjährige Housi Knecht: «Ich werde Künstler.»

 

Der Transportgehilfe

Zu dieser Zeit verdiente der frisch diplomierte Metallbauer sein Geld unter anderem als Beifahrer bei verschiedenen Transportunternehmern, und besonders einer von ihnen beeindruckte ihn nachhaltig: Peter, ein Norddeutscher, der Kühlanlagen für Hotels transportierte.

 

Vor seinen Touren sei dieser jeweils um fünf Uhr früh aufgestanden und habe akkurate Listen erstellt. «Bei ihm fehlte nie etwas – alles war perfekt geplant, alles lag bereit und alles lief wie am Schnürchen», erinnert sich Knecht. «Peter ruhte erst, wenn nach der Tour abends um elf alles wieder ausgeladen und verräumt war.»

 

Der Tüftler

Von ihm habe er gelernt, exakt zu planen, gut zu organisieren und hart zu arbeiten, sagt er heute. An einem Sonntagabend fuhr Housi Knecht deshalb kurzentschlossen zu seinem zehn Jahre älteren Arbeitgeber und Freund und erzählte ihm von seinem Entschluss: Er wolle voll auf die Kunst setzen. Peter habe ihn scharf angeschaut, dann habe er ihm kräftig auf die Schulter gehauen und gesagt: «Na, Hansi, da fängst du morgen an!»

 

Und so marschierte Housi Knecht am Montag in die Altstadt, mietete sich eine Garage und legte los. Er blieb beim Metall, jenem Material, das er aus vier Lehrjahren gut kannte. Tüftelte, wie sich starres Edelmetall in bewegte Wellen oder zu harmonischen Kugeln formen liess. Und ergänzte das Harte, Beständige mit Schwung, fügte sprudelndes Wasser hinzu, helles Licht und zuletzt funkelnde Diamanten.

 

Der Unverdrossene

So begeistert er in seinem Atelier arbeitete: Die Kunstwelt war sich nicht immer einig über seine Werke. In der Region sorgte Ende der Achtzigerjahre vor allem Knechts Kreiselbär für Diskussionen: Eine grosse Bärenskulptur aus rostigem Eisen, an Gitterstäben hochkletternd. Sie stand zuerst auf dem Bärengrabenkreisel in Bern und musste dann nach Ostermundigen versetzt werden. «Unerträgliche Banalität», schimpfte die städtische Kulturelite damals.

 

Heute zuckt Housi Knecht über solche Urteile die Schultern. Eitel ist er nicht. Aber verdriessen liess er sich von solchen Urteilen auch nicht: Was er in über 50 Jahren geschafft hat, muss ihm zuerst einer nachmachen. Er schaut im gemütlichen Wohnzimmer zu den ringsum aufgestellten Kunstwerken. Dann wirft er einen Blick durch das Fenster auf den riesigen Skulpturenpark mit 50 grossen Werken.

 

Der Weltbekannte

Die geschwungenen Formen der «Diamond Collection» aus Edelstahl hat er zusätzlich mit Diamanten versehen: «Der Brillantschliff mit 57 Facetten ist der Funkelndste unter den Diamantschliffen», schreibt Knechts Tochter Anja Bohni, die für ihn die Kommunikation übernommen hat.

 

Knechts Skulpturen mit klangvollen Namen wie «Aurum», «Veritas» und «Balance» stehen mittlerweile in aller Welt verteilt, unter anderem in Mallorca, Hawaii, New York oder Oman. Einige wenige Kleinskulpturen sind bereits für 80 Franken erhältlich, damit alle sich «einen echten Knecht» leisten können. Für die meisten Skulpturen müssen Kunstliebhaber:innen hingegen rasch einmal mehrere Zehntausend Franken hinlegen.

 

Der Schlösschenbesitzer

Vor zehn Jahren konnte sich der Künstler dann einen Traum erfüllen und seinen Skulpturenpark schaffen: Das Schlössli Rubigen stand zum Verkauf, und die kunstbegeisterte Familie des Berner Schauspielers und Schauspielhausdirektors Ekkehard Kohlund suchte jemanden, der das Anwesen mit Kunst füllte.

 

Housi Knecht und seine Frau Barbara, mit der er seit 1982 verheiratet ist und zwei mittlerweile erwachsene Töchter hat, bekamen den Zuschlag. Und zwar, weil sie versprachen: «Der Garten wird mit Skulpturen gefüllt, und die Türen stehen für das Publikum offen.» Im Sommer spielen jeweils auch die beiden älteren Enkelkinder der Knechts gerne im Park, und das jüngste wird ihnen wohl schon bald hintennach wackeln.

 

Der Gastgeber

Als nächstes jedoch wird der Künstler ein paar Skulpturen verladen und zum Berner Expo-Gelände transportieren. Und wenn er wieder zurückkommt, geht die Saison im Skulpturenpark voll los. Dann wird Housi Knecht Strom und Wasser aufdrehen, damit die eisernen Formen mit sprudelndem Wasser und Lichteffekten glänzen. Und an lauen Sommerabenden werden Gäste den grossen Park mit Leben und Musik füllen.

 

[i] Housi Knecht | Schlössli Rubigen | Thunstrasse 23 | 3113 Rubigen. Der Skulpturenpark und die Galerie sind jeden Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

 

[i] Der «Prix de Joie» wird bereits zum dritten Mal vergeben. In den Vorjahren überreichte Housi Knecht eine seiner eigens kreierten Skulpturen an Alt-Bundesrat Adolf Ogi und an die Zirkusfamilie Knie. Dieses Jahr erhielt Michelle Hunziker die Statue. Mit diesem Preis ehrt «Das Zelt» Menschen, die «durch Ihre Tätigkeit Freude und Inspiration vermitteln und deswegen Bewunderung und Respekt verdienen».

 

[i] Die Show rund um den «Prix de Joie» wurde vom Schweizer Fernsehen aufgezeichnet, sie wird am Samstag, 25. Mai 2024, auf dem Sender SRF 1 ausgestrahlt.


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 30.04.2024
Geändert: 30.04.2024
Klicks heute:
Klicks total: