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Velowege in Worb: Kaum Besserung in Sicht

In und um Worb sollen die Velowege sicherer gemacht werden. Wird nicht schon genug für die Velofahrerinnen gemacht? BERN-OST hat sich den Bericht dazu angesehen und die Optik eines Velofahrers eingenommen.

Urs Gerber zur Situation in Langenloh: «Die Strasse wird durch die Bahnstrecke und Wohnbauten limitiert, eine Verbreiterung ist nicht möglich.» (Foto: Rolf Blaser/bkd.ch)
Auf der Worbstrasse zwischen Langenloh und Rüfenacht fehlt auf beiden Seiten ein Velostreifen. (Foto: Rolf Blaser)
Von Worb nach Worb SBB (Tempo 80) dürfen Velofahrer das Trottoir benutzen. Auch dieses ist zu eng. (Foto: Rolf Blaser)
Dieselbe Strecke talwärts. Auf dem Trottoir kommen sich Velofahrerinnen und Fussgänger in die Quere. Eine Lösung ist nicht in Sicht. (Foto: Rolf Blaser)

Letzten Herbst hatten die Einwohnerinnen und Einwohner von Worb Gelegenheit, sich zu den Velowegen rund um Worb zu äussern. Dabei ging es nicht nur um Velowege, sondern auch um Strecken, an denen ein Radstreifen noch fehlt. Insgesamt gingen 352 Meldungen zu 43 verschiedenen Velowegen, Strecken oder Orten ein.

 

Im Auftrag der Gemeinde hat das Büro für Mobilität diese Eingaben gesammelt und ausgewertet. 352 Bedenken zu gefährlichen Routen sind viel. BERN-OST hat den Mitwirkungsbericht gelesen, wir präsentieren zwei der kritisierten Strecken.

 

Problemstrecke 1: Worb nach Worb SBB

Wer diese Strecke schon mit dem Velo gefahren ist, weiss, mit welch festem Griff man sich als Velofahrer am Lenker festhalten muss. Es ist sehr unangenehm, wenn man bergwärts bei Gegenverkehr von einem Lastwagen überholt wird. Als Alternative bietet sich die Fahrt übers Trottoir. Wie verschiedene Rückmeldungen in der Mitwirkung ergaben, ist auch dies nicht ungefährlich.

 

Das Einbiegen auf das Trottoir beim Kreisel in Worb, kann bereits zum ungewollten Abenteuer werden. Muss man auf der Strecke Richtung Worb SBB noch mit einem Velo auf dem Trottoir kreuzen, verliert man entweder an Tempo oder muss halsbrecherisch über die «Grasmutten» ausweichen. Die Eingaben decken sich mit den Erfahrungen des Autors auf dieser Strecke: Ein Veloweg muss her.

 

Das sagt der Bericht

Zum selben Schluss kommt auch die fachliche Einschätzung im Mitwirkungsbericht, diese bezeichnet das Befahren der Rubigenstrasse sogar als «undenkbar». Es wird empfohlen, dass sich die Gemeinde Worb beim Kanton für eine Projektierung eines separaten Radwegs einsetzt. Da es sich bei der Rubigenstrasse um eine Kantonsstrasse handelt, ist die Gemeinde auf den Kanton angewiesen.

 

Das sagt die Gemeinde

Der zuständige Worber Gemeinderat Urs Gerber (Grüne) sagt: «Die Velostrecke nach Worb SBB ist ein grosses Worber Anliegen. Die Regionalkonferenz hat es aufgenommen, die Umsetzung wird aber leider immer wieder hinausgeschoben. Die Situation kann nur über einen Landerwerb verbessert werden, was es zusätzlich erschwert. Immerhin konnten wir erwirken, dass Velofahrende legal das Trottoir benutzen dürfen.»

 

Problemstrecke 2: Rüfenacht nach Langenloh

Fährt man mit dem Velo auf der Worbstrasse von Rüfenacht nach Langenloh, kann man sich eingeklemmt zwischen Leitplanke und Schwerverkehr fragen, ob wir in den 1970er Jahren stehengeblieben sind. Wir sind es nicht. Heute darf die Bevölkerung mitreden, was sie auch tut. In der Mitwirkung wurde angeregt: «Die Strecke sollte von Gümligen bis Worb durchgehend mit einem Velostreifen versehen werden.»

 

Zwar besteht eine alternative Route, bei dem Velofahrer bei der Haltestelle Scheyenholz auf die alte Bernstrasse wechseln können. Bereits der Übergang auf die alte Bernstrasse ist ein Albtraum. Die Fahrt auf der alten Bernstrasse gleicht einem Hindernislauf, die Strecke wird von vielen Ein- und Ausfahrten unterbrochen. Diese Route mag für Radwanderer eine Variante sein, nicht aber für Pendlerinnen und Pendler Richtung Bundesstadt.

 

Das sagt der Bericht

Der Mitwirkungsbericht kommt zum Schluss: «Längerfristig sollte unbedingt ein abgetrennter Radweg erstellt werden.» Mit sieben Meter Breite sei die Strasse zu eng für beidseitige Velostreifen. Klar ist, dass täglich 14'000 Fahrzeuge die Strecke befahren. Nicht klar ist, was unter längerfristig zu verstehen ist. Die Empfehlung erfolgt wiederum an die Gemeinde: Sie soll sich für einen sicheren Radweg zwischen Worb und Gümligen einsetzen.

 

Das sagt die Gemeinde

Auch hier handelt es sich um eine Kantonsstrasse, was heisst, das Tiefbauamt des Kantons Bern entscheidet, nicht die Gemeinde Worb. Gemeinderat Gerber sagt, es sei unklar, ob es eine Lösung gebe: «Die Strasse wird durch die Bahnstrecke und die Wohnbauten limitiert, eine Verbreiterung ist nicht möglich. Der Kanton hat bisher keine Möglichkeiten gefunden, das Problem zu lösen.»

 

Weitere Teilstücke noch offen

Neben diesen zwei Teilstücken wurden im erwähnten Bericht weitere 40 heikle Strecken besprochen und mögliche Lösungen vorgeschlagen.

 

Fahrverbote werden aufgehoben

Gemeinderat Urs Gerber sagt zum weiteren Vorgehen, der Mitwirkungsbericht sei jetzt publiziert worden, die Leute könnten sich ihn ansehen und schauen, wie ihre Eingabe aufgenommen wurde. Der Bericht sei auch ein Signal an den Kanton und zeige, dass nicht nur der Gemeinderat eine Lösung anstrebe, sondern auch die Bevölkerung.

 

«Der Gemeinderat handelt dort, wo es um Strassen auf Worber Gemeindegebiet geht. Als konkrete Massnahme versuchen wir Einschränkungen und Behinderungen für Velowege aufzuheben, indem 48 von 73 bestehenden Fahrverboten demnächst aufgehoben werden.»

 

[i] Eingaben und Bericht Mitwirkung


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 29.04.2024
Geändert: 29.04.2024
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