- Region
- BERN-OST exklusiv
Vielbringen: Ein Waldrapp hat sich verirrt
In Vielbringen ist ein Waldrapp gesichtet worden. Der Waldrapp gilt als stark gefährdet und war vom Aussterben bedroht. BERN-OST hatte Glück und konnte diesen komischen Vogel anschauen.
Letztes Jahr machten zwei Waldrappe in Biglen Halt, in den letzten Wochen liess sich einer in Vielbringen blicken. Gemäss Res Kühni aus Vielbringen, beobachtete er den Waldrapp von seinem Balkon aus. Der Waldrapp habe sich häufig auf dem Feld unterhalb seines Hauses aufgehalten. Er erfuhr, dass der Waldrapp aus einer Kolonie aus Salzburg stammt.
Die Suche nach dem Vogel
Da der Autor noch nie einen Waldrapp sichten konnte, sagte Res Kühni zu, anzurufen, sobald sich der Waldrapp wieder auf der Wiese zeigt. Ein Tag verging, kein Anruf. Also beschloss ich, selbst nach dem seltenen Vogel zu suchen. Zu Fuss erkundeten meine Frau und ich, ausgestattet mit Feldstecher und Kamera, Vielbringen. Wir entdeckten Feldwege, Wälder, und den prächtigen Asylweg. Wir sahen Bunt- und Grünspechte, hörten einen Schwarzspecht, Stare zirpten von den Bäumen, Turmfalken rüttelten über dem Feld, Milane zogen ihre Kreise, aber der Waldrapp liess sich nicht blicken. Hatte er womöglich seine Reise fortgesetzt?
Der Vogel taucht auf
Weitere Nachfragen bei Res Kühni ergaben, dass er den Waldrapp nicht mehr gesehen habe. Als «Birder» erlebt man dies häufig, gerade eben war der Vogel noch da, jetzt ist er weg. Geduld ist eine Tugend, wer diese nicht besitzt, sollte nicht nach Vögeln Aussicht halten. Tage vergingen, im Hinterkopf hatte ich diesen Waldrapp weiterhin, umso mehr war ich überrascht, als ich am Donnerstagmittag einen Anruf von Res Kühni erhielt. «Der Waldrapp ist wieder auf der Wiese bei uns.»
Ein Punk an der Sonne
Ich griff zur Kamera, hechtete ins Auto und fuhr gemächlich nach Vielbringen. Als ich bei Kühnis ankam, war der Vogel schon nicht mehr auf der Wiese. Das geübte Auge von Kühni fand den Ibis aber schnell. Er sass auf einem Scheunendach beim Weg unten. Ich parkierte neben dem Bauernhof, schlich mich an, hielt die Kamera bereit und fotografierte erst durch die Äste. Langsam pirschte ich mich an. Viele Vögel verschwinden zügig, sobald sich ein Fotograf nähert. Den Waldrapp schien dies nicht zu interessieren.
Er sass auf dem Dach, hob mal den Kopf, schaute um sich, posierte, schüttelte seine Haube, entleerte seinen Darm und schien es zu geniessen, fotografiert zu werden. Wenn Vögel wüssten, denke ich oft. Aber wer weiss schon, was Tiere alles mitkriegen. Glücklich erfüllt fuhr ich zurück auf die BERN-OST-Redaktion.
Seit Dezember in der Schweiz
Wie Daniela Trobe vom Projekt «Life Northern Bald Ibis» schreibt, stammt dieser Waldrapp aus einer Kolonie aus Salzburg. Er ist im letzten Sommer geschlüpft und im Herbst mit einer Gruppe Waldrappe nach Norddeutschland und Dänemark geflogen. Dort habe sich die Gruppe aufgeteilt, so Trobe und weiter: «Der Vogel ist im Dezember in der Schweiz aufgetaucht und seit einiger Zeit im Raum Bern unterwegs, er ist nicht besendert.»
Seine beiden Begleiter, die einen Sender trugen, sind mittlerweile verstorben. Anhand der Fotos geht Trobe von einem Weibchen aus. Es sei nie möglich, alle Vögel zu beringen und zu bestimmen, weshalb der Waldrapp aus Vielbringen keinen Namen trägt.
Waldrappe wurde fast ausgerottet
Waldrappe sind sehr seltene Vögel, sie wurden im 17. Jahrhundert beinahe ausgerottet. Dank Auswilderungsprojekten leben heute in Österreich und Süddeutschland um die 200 Waldrappe.
Erste Brut in der Schweiz
Letztes Jahr sind in Rümlang (ZH) erstmals seit 400 Jahren zwei Waldrappe geschlüpft. Sie stammen aus der Brut von Rupert und Enea, die wiederum am Bodensee ausgewildert wurden. Rupert ist besendert und zieht aktuell durch die Schweiz. Kürzlich hat er sich bei Kallnach im Seeland aufgehalten. Der Waldrapp ist ein Ibis und ist ein wenig kleiner als eine Gans, die Flügelspannweite beträgt um die 130 Zentimeter.
Erstellt:
13.04.2024
Geändert: 13.04.2024
Klicks heute:
Klicks total:
Bei BERN-OST gibt es weder Bezahlschranken noch Login-Pflicht - vor allem wegen der Trägerschaft durch die Genossenschaft EvK. Falls Sie uns gerne mit einem kleinen Betrag unterstützen möchten, haben Sie die Möglichkeit, dies hier zu tun.