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200-Jahr-Jubiläum: Im Löwen Landiswil übernimmt bald die nächste Generation

Den Landgasthof Löwen gibt es in der heutigen Form seit 200 Jahren. Annemarie und Fritz Schütz wirten hier seit fast 40 Jahren. Sie hoffen, den Gasthof bald ihren Kindern zu übergeben.

Der Gasthof Löwen Landiswil wurde vor 200 Jahren gebaut. (Bilder: Archiv BERN-OST/Res Reinhard, zvg)
Das Wirtepaar Fritz und Annemarie Schütz, hier am Sommernachtsfest der Musikgesellschaft Landiswil. (Bild: Archiv BERN-OST/Res Reinhard)
Die Familie Schütz (v.l.): Marie-Luise, Friedrich jun., Friedrich sen., Annemarie und Yvonne. Es fehlt Rolf Schütz, siehe nächstes Bild. (Bild: Archiv BERN-OST)
Rolf Schütz, der den Bauernhof führt. (Bild: zvg)
Am Treppensturz zum Keller steht das (mutmassliche) Baujahr des Löwen angeschrieben. (Bild: zvg)
Der Gasthof Löwen in Landiswil. (Bild: zvg)
Im Saal finden bis zu 70 Personen Platz. (Bild: zvg)
Wirtshausschild. (Bild: zvg)

Berner Platte, Gnagi, Späckrösti - bei Annemarie und Fritz Schütz im Landgasthof Löwen Landiswil ist "Grossmutters Küche" keine leere Phrase. Das gilt auch für die Arbeitsweise. Gekocht wird auf dem Herd. Einen Steamer oder andere moderne Hilfsmittel sucht man hier vergebens.

 

Das heutige Besitzerehepaar Schütz übernahm den Gasthof 1985 in 5. Generation. Das Wirtepatent haben beide, Annemarie Schütz steht aber mehrheitlich in der Küche. "Mein Mann hilft  mit, wenn es nötig ist", erklärt sie die Rollenverteilung. Etwa wenn es ums Aufschneiden geht von Speck und Würsten für die sonntägliche Berner Platte.

 

Veränderungen

In den bald 40 Jahren, in denen die beiden nun schon wirten, habe sich einiges verändert, erzählt sie. Die Gäste seien früher berechenbarer gewesen. "Man hat reserviert und wir wussten, am Sonntag sind Gaststube und Sääli, manchmal auch der Saal voll. Heute kommt es vor, dass wir am Mittwoch noch keine Reservationen haben, dann aber am Sonntag trotzdem voll sind." Dass die Leute dann die Berner Platte essen, die es immer sonntags gibt, sei auch nicht mehr gegeben, es werde viel öfter à la carte bestellt.

 

Gejammert wird aber nicht bei Annemarie Schütz. Sie mache die Arbeit immer noch sehr gerne, auch wenn sie und auch ihr Mann schon länger im Pensionsalter wären. Nur das Treppensteigen mache ihr langsam Probleme. Auch deswegen sei es langsam Zeit, den Gasthof abzugeben.

 

Sechste Generation macht sich parat

Übernehmen werden wohl ihre vier Kinder, in den Zimmern über dem Saal aufgewachsen sind. "Sie haben Interesse, aber es ist noch nicht ganz klar wie sie sich organisieren wollen." Der älteste Sohn Rolf bewirtschaftet bereits den zum Gasthof gehörigen Bauernhof, die Töchter Marie-Luise "Marlis" und Yvonne helfen regelmässig im Löwen mit, Friedrich "Fritz" junior hat Koch und Serviceangestellter gelernt.

 

"Wenn wir den Gasthof verkaufen, würden darin Wohnungen gebaut. Das wollen sie alle nicht." Eigentlich sei die Übergabe schon für 2020 geplant gewesen. "Dann kam das Corona-Gstürm und das war nicht der gute Moment. Aber im 2023 wird es wohl Realität werden." Dieser Tage werde man sich mit einem Fachmann treffen, um den Generationenwechsel anzupacken. 

 

Immer samstags Gnagi

Bis es so weit ist, kocht Annemarie Schütz sonntags Berner Platte, samstags Gnagi, am Ostermontag Käsekuchen und immer am 1. Vollmond nach dem Herbstanfang Vollmondfondue und im November Metzgete . Und wenn sie etwas aus dem Keller braucht, schreibt sie ihrem Mann einen Zettel.

 

Und natürlich wird das 200-Jahre-Jubiläum gebührend gefeiert: Am 1. Oktober gibt es Gratis Raclette inklusive ein Glas Wein, Freibier ab Feuerwehrauto und Volksmusik mit den "Ländlerfründe Naguflue".

 

[i] Geschichte Gasthof Löwen

Die älteste bekannte Urkunde der "Taverne zu Langiswyl" ist von 1528. In der heutigen Form wurde er wahrscheinlich 1822 erbaut, diese Jahreszahl steht zumindest am Türsturz des Gewölbekellers. Im Besitz der Familie Schütz ist der Gasthof Löwen seit 1869.

 

Entstanden ist die Taverne als Verpflegungsstation für Säumer:innen auf dem Weg von Lützelflüh nach Biglen, bevor die Strasse gebaut wurde. Zur Taverne gehörte deshalb auch eine Scheune für die Tiere und eine Schmitte, in der Hufeisen ersetzt und kaputte Räder geflickt werden konnten. Später wurde die Schmitte ausgebaut. Die "Schüür" gehört heute nicht mehr der Familie Schütz.

 

[i] Der Gasthof Löwen heute

In der Gaststube und im Sääli finden je 25 Personen Platz, im Saal bis zu 70. Nebst der Tageskarte gibt es am Sonntag Berner Platte und am Samstag ab 15 Uhr Gnagi. Öffnungszeiten: Mo - Mi und Sa 9 bis 23.30 Uhr, Freitag 17 bis 23.30 Uhr, So 9 bis 20 Uhr. Donnerstag geschlossen. Zum Gewerbeeintrag auf BERN-OST


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.09.2022
Geändert: 27.09.2022
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