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Aarhus Grosshöchstetten: Tanzen auf Rädern

Quelle
Berner Zeitung BZ

Nach einem Jahr Pause steigt am Freitag im Gaskessel eine La-Viva-Party.

Tanzen sich schon mal warm: Fabian Stoller, Stefan Koch, Flora Dervishaj, Loris Schumacher und Carusle Rothenbühler (v.l.). (Bild: Urs Baumann/BZ)

Wenn Flora Dervishaj tanzen gehen möchte, muss sie sich das fünf Wochen im Voraus überlegen. Denn so lange dauert es, Transport und eine Begleitperson aus dem Betreuerteam zu organisieren. Flora Dervishaj, 24-jährig, wohnt in einer Wohnund Beschäftigungsgruppe im Aarhus in Grosshöchstetten und sitzt im Rollstuhl. Letzteres macht die Auswahl an Partylokalen überschaubar, barrierefreie Clubs haben in der Region Bern Seltenheitswert.

 

Einer dieser seltenen Clubs ist der Berner Gaskessel. Dort steigt am Freitag die La-Viva-Party, ein Event für Menschen mit und ohne Behinderung, organisiert von der Behindertenorganisation Procap. Eigentlich als regelmässiges Format gedacht, ist es die erste Party nach über einem Jahr Pause (siehe Kasten). Flora Dervishaj, ihre Mitbewohner Fabian Stoller, Stefan Koch und Loris Schumacher und ihre Mitbewohnerin Carusle Rothenbühler freuen sich darauf. «Der Ausfall dieser Partys in Bern war für uns Aarhus-Bewohner eine grosse Lücke», insistiert Rothenbühler, die für ihre Aussage auf ein iPad mit Sprachprogramm angewiesen ist.

 

Niemand soll starren

Doch warum veranstaltet eine Organisation, die sich für Inklusion in Schule, Alltag und Freizeit einsetzt, separate Partys für Menschen mit Behinderung? Ist es nicht Kern des Inklusionsgedankens, dass Menschen mit Behinderung ohne gesellschaftliche Barrieren an allen Lebensbereichen teilnehmen können? «Das ist das Ziel, doch noch besteht ganz klar ein Bedürfnis für La-Viva-Partys», sagt Susanne Lizano, Projektleiterin bei Procap. Die Menschen, die La Viva besuchten, wünschten sich einen Ort, an dem sie «sein können, ohne angestarrt zu werden».

 

Hüpfend tanzen

Dies bestätigt auch Flora Dervishaj. Sie sei früher auch an andere Partys gegangen, doch das möchte sie nicht mehr: «Wenn ich im Ausgang einen Mann angesprochen habe, wurde ich manchmal ignoriert.» An den La-Viva-Partys passiere ihr das nicht. So macht sie dort, was man im Ausgang halt so macht: Leute kennen lernen, trinken, tanzen. Spätestens dabei findet sie bestimmt Beachtung, denn mit ihrem Rollstuhl kann sie sogar hüpfen. Wie das geht, kann sie nicht so genau erklären, nur so viel: «Wenn es darauf ankommt, kann man das einfach.»


Autor:in
Edith Krähenbühl, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 20.02.2019
Geändert: 20.02.2019
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