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Allmendingen - Gerangel um Tempo 30

Quelle
Berner Zeitung BZ

Ein Bürger will erreichen, dass mit Tempo 30 durchs Dorf Allmendingen gefahren wird – und fühlt sich vom Gemeinderat im Stich gelassen.

Bald auch in Allmendingen? Julien Ott wünscht sich eine 30-er Zone. (Bild: Iris Andermatt/Symbolbild)

Julien Ott ist gleich aus mehreren Gründen frustriert. Eigentlich möchte der Einwohner von Allmendingen erreichen, dass durchs Dorf künftig nur noch mit Tempo 30 gefahren werden darf. Er hatte gehofft, diesem Ziel an der Gemeindeversammlung vom vergangen Donnerstag näher zu kommen. Doch es ist nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Überhaupt läuft in dieser Sache eigentlich gar nichts so, wie Ott es sich vorstellt. «Ich muss mich wehren», sagt er.

 

Es begann damit, dass Ott Tempo 30 als offizielles Traktandum an der Versammlung thematisieren wollte. 32 Tage vorher habe er bei der Gemeinde eine Eingabe gemacht, also zwei Tage vor Ablauf der dafür gültigen Frist. Dieser Aussage widerspricht Gemeindepräsident Al­fred Jost (parteilos) nicht grundsätzlich. Das Problem sei aber, dass die Stimmbürger die Einladung mit den Traktanden 30 Tage vor der Versammlung erhalten müssten. Ein Widerspruch, den Jost auf die Schnelle nicht auflösen kann.

 

Beschwerde angekündigt

Wie auch immer: Ott nutzte das Traktandum Verschiedenes, um sein Anliegen vorzubringen. Bis er, so beklagt er sich, von einem anderen Versammlungsteilnehmer abrupt unterbrochen worden sei und nicht mehr habe weiterreden können. Zur Diskussion über das Tempo kam es dann nicht. «Ich werde beim Regierungsstatthalteramt Beschwerde einlegen», kündigte Ott an.

 

«Herr Ott hat sehr lange geredet, aber sich immer mehr in Nebensächlichkeiten verloren», sagt hingegen Jost. Deshalb sei er unterbrochen worden. Der Gemeinderat werde das Thema an der nächsten Gemeindeversammlung im Juni traktandieren. Das dauert Ott aber zu lange. Er fordert eine baldige Ausserordentliche Gemeindeversammlung. Davon will Jost nichts wissen. Ott aber meint: «Sonst verlieren wir zu viel Zeit.»

 

Gefahr durch Lastwagen

Aus seiner Sicht besteht auf der Hauptstrasse durch Allmendingen ein ernsthaftes Sicherheitsproblem. Am Morgen würden viele Lastwagen durchs Dorf fahren, statt dass sie die Autobahn benützten. Auf der engen Strasse habe es keinen Platz für Velo­streifen. «Es ist extrem gefährlich.» Und auch für die Lastwagenfahrer sei die Situation unangenehm, sagt Ott. Er sei früher selber ab und zu am Steuer eines Lastwagens gesessen. Jost will das Problem nicht kleinreden. «Indem die Autobahn überlastet ist, machen viele Verkehrsteilnehmer einen Umweg.» Das führe tatsächlich zu mehr Verkehr. Aber die meisten Fahrer verhielten sich korrekt.

 

Er glaubt nicht, dass Tempo 30 die Lösung ist. «Wenn eine Mehrheit es wünscht, wird sich der Gemeinderat beim Kanton sicher dafür einsetzen.» Dafür werde der Gemeinderat im Juni eine Konsultativabstimmung durchführen. Ott hat errechnet, dass Autos auf dem 625 Meter langen Abschnitt vom einen zum anderen Ende durchs Dorf 28 Sekunden länger haben, wenn sie mit 30 statt 50 Stundenkilometern unterwegs sind. «Das sollte uns die Sicherheit wert sein.»


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung
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Erstellt: 01.12.2018
Geändert: 01.12.2018
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