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"Alte Herren" Münsingen - Theater im Theater

Das Theater Alte Herren bringt mit "Spilet wyter" eine neue Produktion auf die Bühne. Eine Komödie über das Scheitern einer Inszenierung. Bewusst schlecht zu spielen, ist für die erfahrenen Ensemble-Mitglieder gar nicht so einfach, wie Schauspieler Samuel Kobel verrät.

Samuel Kobel (links) steht mit der Theatergruppe fast jeden Tag auf der Bühne. (Bilder: zvg)
Intensive Proben für das Stück "Spilet wyter".
Die Mitglieder des AH+-Theaters kennen sich schon seit vielen Jahren.

In Zeiten kurz vor einer Premiere spielt sich ihr Leben hauptsächlich auf der Bühne ab. Die Mitglieder der Theatergruppe Alte Herren Plus (AH+) befinden sich in den Endproben für ihre neue Produktion "Spilet wyter". Am 30. März feiern sie die Premiere im Casino des Psychiatrie-Zentrums Münsingen. Bis dahin wird die Gruppe, der trotz des Namens auch Frauen angehören, jeden Dialog, jeden Kostümwechsel und technischen Ablauf wieder und wieder durchgehen, bis jede kleinste Bewegung perfekt eingespielt ist.

 

Dass während der Vorstellung aber auch einmal etwas schief gehen kann, daran ist Samuel "Sam" Kobel, Schauspieler und "Tätschmeister" der Gruppe, gewöhnt. Er tritt seit bald 30 Jahren auf unterschiedlichen Bühnen in der Region auf, 2004 bis 2012 wirkte er an den Thuner Seespielen mit. Licht- und Tonausfälle, ein Telefon, das im falschen Moment klingelt, eine Türklinke, die sich von der Kulisse ablöst, seitenweise Textpassagen, die von aufgeregten Schauspielern ausgelassen werden. Kobel lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen, betrachtet solche Patzer als "Situationskomik".

 

Gewollt talentfrei

Im Stück "Spilet wyter" geht es genau um solche Pannen, um Streitereien hinter den Kulissen, um Fehlbesetzungen, um die Stimmung in einem völlig talentfreien Ensemble. Ein Theater im Theater. Es handelt von den Proben und der Aufführung des Stücks "Ein höchst abscheulicher Mörder".

 

"Es ist gar nicht so einfach, schlecht zu spielen", sagt Kobel. Die meisten Mitglieder von AH+ haben, wie er, viele Jahre Theatererfahrung. "Alte Herren. Das zahlt sich eben aus."

 

Alternative zum Abendessen

Der Autor Hannes Zaugg-Graf hat das Stück von Rick Abbot vor Jahren aus dem Amerikanischen übersetzt und bereits zweimal inszeniert. Für das AH+ Theater hat er das Stück neu bearbeitet und den Schauspielern auf den Leib geschrieben. Anstelle einer dicken Schauspielerin kommt zum Beispiel eine kleine Schauspielerin im Stück vor, der jugendliche Liebhaber wird vom ältesten Ensemble-Mitglied, einem 80-Jährigen, dargestellt. Zaugg-Graf kennt die Schauspieler bestens, denn er gehört auch zur Gruppe. "Wir kennen uns alle schon lange, sind Kollegen und Freunde", sagt Kobel. Anstatt sich einfach nur zum Abendessen zu treffen, spielen sie eben Theater. Regie führt Linda Trachsel.

 

Das Theaterspielen sei natürlich schon intensiver als ein üblicher Abend unter Freunden. Wie in jeder Produktion gebe es auch bei ihnen Krisen, Aufs und Abs. "Theaterleute sind oft etwas Mimosen", sagt Kobel.  Aber der Spass am Theaterspielen überwiegt - und er soll weiter anhalten. Als das AH+ Ensemble 2015 die erste Produktion auf die Bühne brachte, ging man noch davon aus, dass es eine einmalige Sache bleiben würde. Nun geht es doch bereits in die zweite Runde. Dass es später eine weitere Produktion in dieser Formation geben wird, schliesst Sam nicht aus, "Wir nehmen es, wie es kommt."

 

[i] Die Premiere von "Spilet wyter" findet am Samstag, 30. März um 20 Uhr im Casino PZM Münsingen statt. Weitere Vorstellungen bis zum 13. April.

ah-plus.ch


Autor:in
Annalisa Hartmann, annalisa.hartmann@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.03.2019
Geändert: 26.03.2019
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