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Amphibien: Beatrice Lüscher weiss, wo die Kröten hocken

Beatrice Lüscher aus Worb berät mit ihrer Firma alle, die etwas für Amphibien machen wollen. Zurzeit beschäftigt sie vor allem die Geburtshelferkröte, auch "Glögglifrosch" genannt.

Beatrice Lüscher schaut, dass die Geburtshelferkröte in der Region wohnen bleibt.
Steinbrüche und Kiesgruben, aber auch Feuerweiher und Gärten oder steile Böschungen können der Geburtshelferkröte als Lebensraum dienen. (Bild: Beatrice Lüscher)
Bei der Geburtshelferkröte betreiben die Männchen Brutpflege: sie wickeln sich die Eier um die Fersengelenke und suchen sich ein Versteck, wo Temperatur und Luftfeuchtigkeit ideal ist, bis sie den Nachwuchs zum Schlupf ins Gewässer bringen. (Bild: Beatrice Lüscher)

Wenn Gemeinden, der Kanton oder auch Firmen und Privatpersonen etwas machen wollen für die Biodiversität, geht es oft um kleine Tiere. Zum Beispiel um Frösche, Kröten und Molche – kurz Amphibien.

 

Eine Expertin auf dem Gebiet der Amphibien ist die Worber Biologin Beatrice Lüscher. Seit 25 Jahren steht sie mit ihrer Beratungsfirma Behörden, Naturschutzorganisationen und Planungsbüros mit Rat zur Seite. "Meistens geht es darum, dass man ein Gelände ökologisch aufwerten und Lebensräume erhalten oder neu schaffen will für gefährdete Tierarten."

 

Tümpel und Teiche

Die meisten Amphibienarten brauchen fischfreie Tümpel und Teiche für die Fortpflanzung, der Feuersalamander kleine Bäche. Wichtig sei auch, dass die Tiere in der Nähe Wald, Hecken oder Steine finden, um sich zu verstecken. Und dass sie das Biotop gefahrlos erreichen, also keine vielbefahrenen Strassen überqueren müssen.

 

Eine Tierart, mit der Lüscher viel zu tun hat, ist die Geburtshelferkröte, auch Glögglifrosch oder "Schtei-Chröttli" genannt. Die Geburtshelferkröte ist stark gefährdet, im Emmental und im Oberaargau aber noch recht verbreitet. "Da wo ein gefährdetes Tier noch in einer gewissen Dichte vorhanden ist, macht es Sinn, die Lebensräume zu schützen und neue bereitzustellen, damit die Verbreitung nicht noch mehr zurückgeht", so Lüscher.

 

Hotspots in Bern-Ost

In einem Projekt der KARCH (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz der Schweiz) und der Pro Natura Bern prüft Beatrice Lüscher bestehende und mögliche Standorte für die Kröte, die eigentlich weder Frosch noch Kröte ist, sondern ein sogenannter Scheibenzüngler. Dafür werden verlandete Weiher saniert und an gut geeigneten Standorten nahe von aktuellen Vorkommen auch neue angelegt.

 

In der Region BERN-OST befinden sich diverse Hotspots. Rund um Landiswil etwa gebe es mehrere Populationen, so Lüscher. Wo genau, das will sie aber nicht verraten. "Die meisten Vorkommen liegen auf Privatgelände. Aber immer noch wissen wir nicht alles." Gerne nehme sie Meldungen entgegen, wo jemand "die wohlklingenden Lockrufe der Geburtshelferkrötenmännchen" vernommen habe.

 

Ausflugstipp Wolfetäli

Einen Ausflugstipp hat die Biologin aber trotzdem. Nicht, um die Glögglifrösche zu beobachten, die Tiere sind sehr scheu und tagsüber meist in ihren unterirdischen Verstecken. Aber um ihnen zuzuhören.

 

Das Wolfetäli in Wichtrach ist nur zu Fuss erreichbar. "Wenn man dort ab cirka April an einem warmen Abend nach dem Eindunkeln auf dem Bänkli neben dem Weiher sitzt, ist die Chance gross, dass man sie rufen hört."

 

Tiere nicht selber in den Garten holen!

Wer auf seinem Grundstück etwas für die Geburtshelferkröte oder andere Amphibien machen möchte, kann das natürlich auch. Ganz wichtig sei aber, dass man die Tiere nicht selber in den Garten hole, so Lüscher. "Natürlich wollen die Leute gern, dass ihr Biotop bewohnt ist. Aber durch Aussetzungen wird die Ausgangspopulation geschwächt. Ausserdem werden so zum Teil schlimme Krankheiten übertragen, die ganze Populationen gefährden können." Besser, spannender und nachhaltiger sei es, die Lebensräume aufzubauen, sich in Geduld zu übern und dann zu beobachten, wer auftaucht.

 

"So kann man sich über jedes zugewanderte Tier freuen." Zum Beispiel über die blaugrüne Mosaikjungfer: "Eine wunderschöne Libelle" Oder über den Bergmolch: "Der farbenfrohe Molch ist so schön, dass er nicht einmal den Vergleich mit den tropischen Pfeilgiftfröschen zu scheuen braucht". Oder, nach 5 oder 10 Jahren, vielleicht, sogar über die Geburtshelferkröte.

 

Wer wissen möchte, bei welchen Amphibien überhaupt eine Chance besteht, dass sie selbständig zuwandern, ob der Standort für Amphibien geeignet ist, und welche Aufwertungen am sinnvollsten wären, kann sich zum Beispiel auf der Website der KARCH, informieren. Auch Beatrice Lüscher darf man, am besten per Mail, kontaktieren.

 

[i] Hier geht es zur KARCH-Homepage, hier zu den Regionalvertretungen  und zum Kontakt von Beatrice Lüscher, hier zum Porträt der Geburtshelferkröte und hier kann man sich die verschiedenen Amphibienrufe anhören, damit man sie dann auch unterscheiden kann, wenn man im Wolfetäli auf dem Bänkli sitzt.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 31.01.2022
Geändert: 31.01.2022
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