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Nach dem Unfall: So holte Aron Fahrni Gold und Silber

Im März gewann der Oberthaler Aron Fahrni Gold und Silber im Snowboard an der Para-WM in Spanien. Am Samstag wird er dafür gefeiert. BERN-OST hat er erzählt, wie er als 6-Jähriger fast den Arm verloren hat und jetzt aufs Podest gefahren ist.

An der Para-WM stand Aron Fahrni zweimal auf dem Podest. (Fotos: Swiss Paralympic / Sam Buchli)
Aron Fahrni auf dem Podest. (Foto: Swiss Paralympic / Sam Buchli)
Aron Fahrni beim Slalom an der Para-WM in Spanien. (Foto: Swiss Paralympic / Sam Buchli)
Servicemann Aron Fahrni. (Foto: Swiss Paralympic / Sam Buchli)

Aron Fahrni (24) wurde als 6-Jähriger bei einem Unfall schwer verletzt und kann seither den linken Arm nur eingeschränkt bewegen. Die Verletzung hielt ihn nicht davon ab, Snowboard zu fahren. Fast zufällig landete er vor drei Jahren im Team der Para-Snowboarder. Fahrni startete Mitte März an der Para-WM im spanischen La Molina und hatte Erfolg. Im Boardercross gewann er Silber, im Dual Banked Slalom holte er die Gold-Medaille.

 

Seine Verletzung zog sich Fahrni am Neujahrstag 2005 im Oberthal zu. Mit seinen Brüdern fuhr er Ski vis-a-vis von seinem Elternhaus. Bei einem Schlepplift verwickelte sich seine Jacke im Zugseil und zog ihn einmal um die Rolle. Dabei wurden im linken Arm alle Nerven zerrissen, drei bis zum Rückenmark.

 

17 Jahre später startet Fahrni mit dem Snowboard in der Kategorie "Upper Limb" mit Personen, welche die Beine normal bewegen können, jedoch oberhalb des Gesässes eingeschränkt sind.

 

BERN-OST: Aron, du bist im Kader des Schweizer Snowboard Teams, wie ist es dazu gekommen?

Aron Fahrni: Ich trainierte nicht speziell darauf hin. Aber ich war immer extrem aktiv, ich habe den Bachelor in Sportwissenschaften und habe vom Studium aus einen Jugend & Sport-Kurs in der Lenk gemacht. Plötzlich stand mein jetziger Trainer vor mir und fragte, ob ich Lust hätte, zum Swiss Paralympics Team zu stossen. Er erwähnte, es sei Spitzensport, also mit vielen Reisen verbunden. Nachdem ich den Grossteil meines Studiums abgeschlossen hatte, meldete ich mich bei ihm.

 

Bist du jetzt Profi-Sportler?

Momentan noch nicht, vielleicht in naher Zukunft. Ich würde es als Spitzensport bezeichnen. Das Swiss Para-Snowboard Team gibt’s noch nicht lange. Man musste erst die Leute finden, das benötigte ein wenig Zeit. Jetzt sind wir die zweite Saison als Team dabei.

 

Warst du auch an den Paralympics in Peking?

Nein, das hat nicht geklappt, ich bin im Jahr vor Peking kein Rennen gefahren und wurde deshalb nicht zugelassen.

 

Hast du Sponsoren? Wer zahlt die Reisen, die Hotel-Aufenthalte?

Ich bin ein Athlet von Plusport (dem Dachverband für Behindertensport), sie unterstützen mich, organisieren die Reisen und den Trainerstaff. Je nachdem wird noch Rechnung gestellt. Zudem unterstützt mich die «Walter, Ruedi und Emma Brändli-Stiftung» finanziell. Zusätzlich habe ich Sunrise als Kopfsponsor. Weiter arbeitete ich noch als Ski- und Snowboardlehrer in der Lenk.

 

An der WM im März hast du zwei Medaillen geholt, hast du damit gerechnet?

Nein, ich wollte mich nicht zu stark fixieren. Sonst macht man sich unnötig Druck. Mein Ziel war es, meine beste Leistung zu zeigen. Ich fuhr auch im Weltcup schon aufs Podest, hatte aber noch nie gewonnen.

 

Das war dein erster Sieg?

Vor dem Weltcup fuhr ich ein einziges Europacup-Rennen, das habe ich auf Anhieb gewonnen. Danach wechselte ich in den Weltcup.

 

Du warst sehr schnell vorne dabei, was ist deine Erklärung?

Ich habe stets viel trainiert. Dank meinem Sportstudium kenne ich meinen Körper gut. Wir haben den gründlich analysiert. Zudem ist es noch ein junger Sport in der Entwicklung, von dem her hat alles dazu beigetragen.

 

Du hast ein Studium der Sportwissenschaft abgeschlossen, was hast du beruflich im Sinn?

Ich setze auf den Sport. In einer Woche beginne ich die Spitzensport-RS für 18 Wochen. Da bin ich mit den normalen Skicrossern und Snowboardern zusammen.

 

Wie stark behindert dich dein linker Arm?

Zu Beginn konnte ich nichts machen mit dem Arm. Ich hatte über die Jahre verschiedene Operationen, von meinen Beinen wurden Nerven in den Arm umgepflanzt. Vom Oberschenkel wurde ein Muskel in den Arm als Bizeps-Ersatz versetzt. Von der Bewegung her konnte ich früher gar nichts, heute kann ich den Arm beugen und strecken. Ich kann alle Finger zusammen anziehen, aber das Handgelenk kann ich nicht bewegen. Ich kann etwas greifen aber nicht mehr loslassen. Beispielsweise kann ich eine Tasche tragen. Aber ein Glas nehmen und heben, das geht nicht.

 

Auch meine linke Seite des Oberkörpers ist davon betroffen, die Muskeln sind weniger ausgeprägt und trainiert. Von dem her ist mein Körperbau rechts und links unterschiedlich.

 

Könntest du nicht auch bei den normalen Snowboardern mitfahren?

Wir trainieren manchmal zusammen mit dem Nachwuchs der Snowboarder, die sind so zwischen 15 und 20 Jahre alt. Diejenigen, die an der Schwelle zum Profi sind, die sind noch eine Spur schneller als ich. Mein Ziel ist, dass ich dort mithalten kann. Es gilt aber auch zu bedenken, dass ich erst vor zwei Jahren zum Snowboardcross kam. Ich habe viele Fortschritte gemacht, verglichen mit den Junioren ist das für mich noch meganeu.

 

Braucht es Mut einen Boardercross zu fahren?

Ja, schon. Bei meinem ersten Training kam ich nicht mal über die Startsection. Mit ein wenig Übung klappte es dann.

 

Wann stehst du das nächste Mal auf dem Brett?

Kommt drauf an, ob wir in der RS Snowboard fahren, sonst wohl erst im Herbst.

 

[i] Die Gemeinde Oberthal empfängt und feiert ihren Weltmeister am Samstag, 15. April ab 14 Uhr beim Schulhaus Oberthal.

 

[i] Dual Banked Slalom ist ein Parallelslalom, bei dem alle Kurven als Steilwandkurven angelegt sind.

 

[i] Beim Boardercross starten die Fahrer zu viert über einen Hindernisparcours.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.04.2023
Geändert: 13.04.2023
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