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Asylunterkunft in Enggistein: Neue Flüchtlinge ziehen ein

In die Filzfabrik Fissco in Enggistein ziehen wohl wieder anerkannte Flüchtlinge ein. Mit der Verlängerung des Mietvertrags ergeht auch ein Integrationsauftrag an die Gemeinde. Das temporäre Rückkehrzentrum wird wieder geschlossen. 

In die "Filzi" ziehen nächstes Jahr wieder anerkannte Flüchtlinge ein. (Bild: Fissco.ch)

Als der Worber Grosse Gemeinderat (GGR) letzte Woche den Verwaltungsbericht 2020 diskutierte, fiel auch eine Frage zur Integration von Asylsuchenden. Der Gemeinderat hatte einst als Ziel formuliert, die Asylsuchenden bei der Integration möglichst gut zu unterstützen, indem er sie in die Unterhaltsarbeiten der Gemeinde einbezieht.

 

Integration von Asylsuchenden: "Nicht erfüllt"

Das Ziel gehört zu den wenigen, die im Verwaltungsbericht rot eingefärbt sind – nicht erfüllt. Als Begründung gab die zuständige Gemeinderätin Karin Waber (SVP) an, dass der Einbezug der Asylsuchenden in den Unterhalt aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich sei. Gegenüber BERN-OST präzisiert sie: "Es ist grundsätzlich nicht möglich, Asylsuchende, die vom Roten Kreuz betreut werden, gegen Betriebsunfall zu versichern. Demzufolge ist eine Anstellung nicht möglich." Ausserdem, so sagte sie an den GGR gerichtet, gebe es zurzeit keine Asylsuchenden in der Gemeinde. "Sonst müssen wir dann weiterschauen."

 

Rückkehrzentrum schliesst wohl Ende Jahr

Zurzeit gibt es in der Gemeinde Worb zwar ein Rückkehrzentrum (RZB) für abgewiesene Flüchtlinge. Es wurde im Frühling 2020 vom Kanton in der Fissco Filzfabrik in Enggistein eröffnet, um die Corona-Vorgaben des Bundes einhalten zu können. In den bestehenden Rückkehrzentren war der Platz zu eng. Die Bewohner:innen müssen die Schweiz aber bald verlassen und es besteht kein Integrationsauftrag. Aktuell leben laut dem zuständigen Amt für Bevölkerungsdienste 33 Personen in Enggistein.

 

Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Pandemie werde man diese temporären Zentren voraussichtlich wieder schliessen können, heisst es auf Anfrage.  Da der Mietvertrag zwischen Fissco-Eigentümer Niklaus Sägesser und dem Kanton Ende Jahr ausläuft, geht das Amt daher von einem Betrieb als Rückkehrzentrum bis Ende 2021 aus.

 

Kanton will Miete verlängern

Interessiert, die Räume zu mieten, ist dafür das Amt für Integration und Soziales (AIS) der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI). Das AIS ist für vorläufig aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge und deren Integration zuständig und möchte die Fissco-Unterkunft laut GSI-Sprecher Gundekar Giebel für fünf Jahre mieten.

 

In der Fissco waren bereits von Frühling 2017 bis Ende 2018 Asylsuchende untergebracht. Damals waren es anerkannte Flüchtlinge, also Leute, die in der Schweiz bleiben können. Diese seien auch die Zielgruppe für die geplante Kollektivunterkunft in der Fissco, teilt die GSI mit. Betreiben wird das Wohnheim wohl das Schweizerische Rote Kreuz, das für die Region zuständig ist.

 

Ende 2021 läuft auch die Ausnahmebewilligung für Wohnen in der Gewerbezone aus, die Niklaus Sägesser erhielt, um die Räume als Asylunterkunft vermieten zu können. Um die Bewilligung noch einmal zu verlängern hat er ein erneutes Baugesuch gestellt.

 

Bauliche Massnahmen sind laut Sägesser keine geplant, ausser etwas mehr Aussenbegrünung entlang der Strasse. Dies, damit die jetzigen und zukünftigen Bewohner:innen ein "einigermassen brauchbares Leben" führen könnten. Allgemein sehe er die Zusammenarbeit mit dem Kanton positiv und auch das Zusammenleben der Flüchtlinge mit der einheimischen Bevölkerung verlaufe ohne Reibungen.

 

Wieviele Leute kommen ist noch nicht bekannt

Gemeinderätin Karin Waber ist über die geplante Unterkunft in Worb informiert. "In welchem Rahmen die Flüchtlinge unterstützt werden, muss abgeklärt werden. Sobald die Gemeinde konkrete Informationen über die Zuweisung erhält, werden Gespräche mit den zuständigen Stellen beim SRK aufgenommen."

 

Auch an der Emmentalstrasse in Konolfingen wurde temporär ein Rückkehrzentrum betrieben, um die Corona-Vorgaben einhalten zu können. Aktuell leben 31 Personen dort, der Mietvertrag läuft bis Ende 2022. Keine Pläne hat der Kanton für die ehemalige Unterkunft im Gutshof Enggistein. Diese ist seit 2019 nicht mehr in Betrieb und es besteht auch kein Mietvertrag mehr mit dem Eigentümer.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 30.06.2021
Geändert: 30.06.2021
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