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Konolfingen - Dorfmuseum besucht Talmuseum

Viel Neues über die Simmentaler Zimmermannskunst, Abprotzen, Schweifelhag, Buchchessi und den Diemtigtaler Naturpark erfuhren die Mitglieder des Vereins Alter Bären anlässlich des Vereinsausflugs.

Dormuseum besucht Drofmuseum. (Bilder: Susi Blaser)
Das Agensteinhaus mit dem zum Teil neuen Schweifelhag im Vordergrund.
Begrüssung durch Gabi Speck (blaues Shirt) und Hans Hofer (hellblaues Hemd) mit Kaffee und Gipfeli.
Die über 260-jährige Handspritze auf dem zweiachsigen Protz .

Freundlich, mit Kaffee und Gipfeli wurden die 24 Emmentaler:innen von Gabi Speck und Hans Hofer beim Talmuseum Agensteinhaus empfangen. Der Jahresausflug des Vereins Alter Bären kam zu Stande, weil im der aktuellen Ausstellung im Simmental einige Leihgaben aus Konolfingen gezeigt werden.

 

Wie die Konolfinger:innen dürfen die Erlenbacher:innen auch ein geschichtsträchtiges Haus als Museum nutzen. Im Talmuseum Agensteinhaus wird zur Zeit die Sonderausstellung "Vom Dorfbrand, von Feuersbrünsten und anderen Katastrophen" gezeigt.

 

Nur ein Jahr nach dem Dorfbrand sei das Agensteinhaus vom weitherum bekannten Zimmermeister Hans Messerli erbaut worden. Der Dorfhistoriker und ehemalige Präsident der Freunde des Agensteinhauses, Hans Hofer weiss: "1973 sollte das Gebäude abgebrochen und in Gstaad wieder aufgebaut werden. Dank einem Initiativkomitee wurde die Stiftung Agensteinhaus Erlenbach gegründet und das Kulturdenkmal wurde zum Talmuseum."

 

Abprotzen

"Weil das Schlossmuseum Spiez uns die Hand-Feuerspritze von 1759 zurückgab, haben wir das als Thema der Sonderausstellung aufgenommen", erklärte Gabi Speck. Diese Spritze sei sicher auch beim verheerenden Dorfbrand 1765 eingesetzt worden. "Da diese Spritze nicht selbst ansaugen konnte, musste das Wasser in Löscheimern zugetragen werden". Für den Transport wurde diese alte Feuerwehrspritze auf einen zweiachsigen Karren (Protze genannt) aufgesetzt. "Wenn es nötig war, konnte die Spritze vom Protz gehoben werden und ohne Untergestell genutzt werden. So ist das Wort "Abprotzen", das wir ja heute noch ähnlich wie das Abbauen brauchen, entstanden", erzählte Hans Hofer. Im gleichen Keller- oder Sockelraum wo die alte Feuerwehrspritze steht, kann auch vieles über die weltweit bekannte Simmentaler Pferdezucht erfahren werden.

 

Hundert Prozent Natur und Tradition

Die Kunst der alten Einzäunungsart kann mit nichts mehr als im Wald vorzufindenden Rohmaterialien erstellt werden. "Die Schweifel, wie die Äste gefällter Tannen genannt werden, werden über dem Feuer geschmeidig gemacht und ringförmig geflochten. Durch das Aufspalten von bis zu drei Meter langen Rundhölzern entstehen die Schijen. Steckenpaare werden in den Boden gerammt, darauf werden die Schijen gelegt und mit den Schweifeln befestigt. Der so zusammengesetzte Zaun, eben der Schweifelhag oder Ringzaun ist zweckmässig und dauerhaft zugleich. Er fügt sich harmonisch, wie das Bild zeigt, ins Landschaftsbild ein", erklärt Hans Hofer. Mit der gleichen Technik, die immer noch funktioniert und erst noch gut aussieht, habe sie selber bei sich zu Hause einen solchen Hag erstellt, sagte Gabi Speck.

 

Buchchessi

Mit viel Liebe, grossem Engagement und Herzblut ist das Agensteinhaus eingerichtet. Das Ganze ergibt ein Bild des Lebens im 18. und frühen 19. Jahrhundert. In den Bauernhäusern im Simmental sei wegen der Brandgefahr der Stall oder die Scheune nie ans Haus gebaut worden, weiss Hans Hofer. "Das Zweigenerationenhaus über die ganze Höhe geteilt, zwei Drittel für die junge Familie und ein Drittel für die Eltern, konnte über zwei Treppen, links und rechts des Hauses betreten werden". Die auffalend grosse, dunkle und im Winter kalte Küche mit offener Feuerstelle und Rauchfang diente dem Kochen und Räuchern. Nachgebaut wie die Feuerstelle ist der "Turner" mit Käsekessel und daneben ein Buchkessel. Im sogenannten "Buchchessi" wurde Buchenasche gekocht, die damals als Waschlauge diente. Neben der Sonderausstellung im Stubengeschoss sind die Zimmer im Ober- und Gadengeschoss als Dauerausstellung einzelnen spannenden Themen gewidmet.

 

Nah, wild, wertvoll

Mit dem Mittagessen im Hirschen Oey-Diemtigen war der Vereinsausflug noch nicht abgeschlossen. Gabi Speck ist auch sehr aktiv im Naturpark Diemtigtal engagiert. Vor dem Dessert informierte sie die Emmentaler:innen über das nach aufwändiger Vorarbeit erhaltene Label Naturpark Diemtigtal. 2011 verleihte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) dem Diemtigtal das Label Regionaler Naturpark. 2021 durften die Diemtigtaler das Label für die zweite Betriebsphase vom BAFU entgegennehmen. Vieles sei in den ersten 20 Jahren entstanden, weiss Gabi Speck. So sei der Grimmimutzweg nun schon über 20-jährig. Dazu kamen der Geopfad Wiriehorn, die Feuerstelle am Schwingerweg, der Wasserspielplatz Gwunderwasser, der Themenwanderweg Kraftort Grimmiwasser und der Albert-Schweitzer-Weg. "Den sanften Tourismus wollen wir weiterhin bewahren", erklärte Gabi Speck.


Autor:in
Willi Blaser für den Verein Alter Bären
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Erstellt: 12.08.2022
Geändert: 12.08.2022
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