Bäume pflanzen für die Zukunft
Beim Manneberg, dem grössten Trinkwasserreservoir des Kantons Bern, sollen die für die Sanierung abgeholzten Bäume ersetzt werden. Rund 250 Oberstufenschüler:innen packten anfangs November beim Aufforsten mit an – und lernten zugleich viel über Klima und Klimaresistenz.
Wasser oder Wald – das war die Frage, als das über 100 Jahre alte und sanierungsbedürftige Trinkwasserreservoir im Manneberg saniert werden musste: Ein Neubau war nicht möglich, ohne Wald zu opfern. Trinkwasser jedoch muss sein, immerhin handelt es sich um das grösste Trinkwasserreservoir im Kanton Bern.
Tausende neuer Bäume
Aber auch die Bäume mochte die Gemeinde Bolligen nicht missen, und für die fehlenden Bäume wurden in verschiedenen Etappen neue gepflanzt. Dieser Tage nahm die Aufforstung einen grossen Schub: An die Stelle des abgeholzten Mischwaldes wurden in einer ersten Etappe insgesamt 2820 Bäume und Sträucher gepflanzt – darunter 300 Edelkastanien, die ein privater Spender beigesteuert hat. Beim Aufforsten packten anfangs November die rund 250 Oberstufenschüler:innen von Bolligen mit an.
Doppelte Wirkung …
Das passt doppelt – so geht das Pflanzen schneller voran, und zugleich lernen die Jugendlichen viel über Klima und klimaresistente einheimische Baumarten. Der Gedanke dazu entstand im Sommer bei der Gemeinde. «Im Rahmen des Angebots ‘Bildung für nachhaltige Entwicklung’ wollen wir die Schule unterstützen, Projekte im eigenen Dorf umzusetzen, die einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten», erklärt Esther Siegenthaler, Fachspezialistin Umwelt & Nachhaltigkeit (siehe auch Kasten unten).
… in der Lernumgebung Wald
Ein ausserschulischer Lernort im eigenen Dorf bringe den Schülerinnen und Schülern die Natur viel näher. Und: «Ein neues Lernsetting, in diesem Fall das Draussensein und Mithelfen, den Wald aufzuforsten, ist sehr sinnstiftend – umso mehr, weil dieser auch in den kommenden Generationen erlebbar sein wird.» Die ehemalige Lehrerin hat den Kontakt zwischen den verschiedenen Beteiligten geschaffen, und alle liessen sich spontan begeistern.
Novemberwetter ist ideal
Dann kam die Suche nach einem geeigneten Termin, «und das war der schwierigste Teil daran». Irgendwann bot sich der November an – gut in der Zeit zwischen den Schulferien positioniert. Und erst noch günstig für die Pflanzarbeiten: «Gemäss Fachleuten eignet sich der Herbst bestens zum Baumpflanzen, weil in der kühlen, feuchten Luft die Wurzelballen nicht so schnell austrocknen», liess sich Esther Siegenthaler erklären. «Offenbar gilt ein Wetter, bei dem man am liebsten vor dem Cheminée sitzen würde, als geradezu ideal.»
Wildapfel und Feldahorn …
Die Schulklassen hatten allerdings Glück: An den drei vorgesehenen Tagen in der ersten Novemberwoche leuchtete eine milde Herbstsonne. Jeweils in Gruppen von drei Klassen halfen die Schülerinnen und Schüler, die noch weniger als einen Meter hohen Bäume zu setzen. Gepflanzt wurden Waldföhren, Wildapfel, Feldahorn, Speierling und Winterlinden, alles einheimische Bäume, die gut mit den zu erwartenden klimatischen Bedingungen am Manneberg zurecht kommen sollten.
… nach Pflanzplan gesetzt
Die neuen Bäume, so sah es der Pflanzplan der Impuls AG Thun vor, sind nach einem Schema in einer Kernzone, einer Randzone und einer Umfütterung gesetzt – und am Ende wird das Ganze durch einen Wildschutzzaun geschützt. «Es wurde sehr darauf geachtet, dass die Bäume gut mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen und Stabilität in das Ökosystem bringen», fasst Esther Siegenthaler zusammen.
«Diesen Wald haben wir gepflanzt»
Für die Nachhaltigkeitsspezialistin ist eine solche Aktion zukunftsträchtig: «Wenn die Jugendlichen erwachsen sind, können sie sagen: ‘Diesen Wald haben wir einst gepflanzt’ und stolz auf die wachsenden Bäume schauen», erklärt Esther Siegenthaler. Auch für sie und die Gemeinde sei es ein schönes Gesamtpaket: «Was wir mit den Schulklassen machen, ist Zukunft pflanzen», bringt sie es auf den Punkt: «So wird nachhaltige Aufforstung zu einem Gemeinschaftserlebnis – die Jugendlichen erleben, wie sie mit ihrer Mithilfe in ihrer Gemeinde wirklich etwas bewegen können.»
Bildung für nachhaltige Entwicklung
Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist gemäss Lehrplan 21 «die Befähigung, zu verstehen, dass politische, ökonomische, ökologische, soziale und kulturelle Prozesse miteinander vernetzt sind und dass heutiges Handeln Auswirkungen auf die Zukunft hat.» Die Fachgruppe Natur und Landschaft der Gemeinde Bolligen hilft bei deren Umsetzung mit Angeboten wie der Pflege des Geburtshelferkrötenteichs oder Neophyten-Bekämpfungseinsätzen. SVP-Gemeinderätin Marianne Zürcher und die Nachhaltigkeitsverantwortliche Esther Siegenthaler unterstützen Aktionen von Gemeindeseite aus.
Von Grüngutverwertung bis Baumpflanzaktion
Aktionen mit Schulklassen beinhalten beispielsweise eine Bodenkundeexkursion mit einem Geologen, einen Besuch in der Grüngutverwertung KEWU oder der ARA Worblental. Oder eben die jüngste Baumpflanzaktion. In diesem Fall gibt der Wasserverbund Region Bern AG (WVRB) den Auftrag für die Aufforstung, der Forstbetrieb der Burgergemeinde Bern liefert und pflegt die Jungbäume. Begleitet werden die Schulklassen von der Impuls AG Thun: Das Umwelt- und Ingenieurbüro hat einen exakten Pflanzplan erstellt und die zu pflanzenden, klimafitten Baumarten definiert.
Die Gemeinde ist dabei
Hinter der Aktion stehen unter anderem Gemeinderätin Marianne Zürcher (SVP), Ressortvorsteherin Planung und Umwelt und Vorsitzende der Fachgruppe Natur und Landschaft und Gemeinderätin Catherine Meyer (Grüne), Ressort Tiefbau zuständige Gemeinderätin für den Bau des Reservoirs Mannenberg, und damit das ganze Politspektrum der Gemeinde.