Gefährliche Strassenquerung in Beitenwil: Auch nach dem Unfall muss die Lösung warten

Auch nach einem tödlichen Unfall und der Begehung der gefährlichen Stelle mit allen Beteiligten zeichnet sich für die Strassenquerung in Beitenwil keine schnellere Lösung ab. Eine nachhaltige Änderung gibt es frühestens 2022.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Am Dienstag, 14. Oktober 2020 geschah in Beitenwil, was viele schon lange befürchtet hatten. Eine Besucherin war unterwegs zur sozialtherapeutischen Gemeinschaft Humanushaus. Als sie aus dem Bus stieg, wurde sie auf der Kantonsstrasse von einem Lastwagen erfasst. Die 78-Jährige verstarb noch auf der Unfallstelle. Der genaue Hergang ist laut Kantonspolizei noch nicht abschliessend geklärt.

 

Ältere Personen oder weitgehend selbständige Menschen mit leichten kognitiven Einschränkungen hatten Markus Wälti, Geschäftsführer des Pflegeheims Landblick, und Rainer Menzel, Co-Leiter des Humanushauses hier schon seit längerem in Gefahr gesehen. Weil sie vielleicht nicht ganz so schnell reagieren können wie andere, aber oft allein unterwegs sind. Dasselbe gilt für manche Bewohner*innen des Pflegeheims oder auch für Personen mit einer leichten Sehbehinderung. Beide Männer setzen sich seit Jahren für eine Verbesserung ein (BERN-OST berichtete.)

 

Zuständig für die Strasse ist der Kanton. "Das Tiefbauamt priorisiert die besonderen Bedürfnisse der Bewohner*innen eines Pflegeheims und einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft zu wenig und nimmt die Gefahr weiterhin in Kauf." So lautete der Vorwurf, den Wälti Mitte September in der "Worber Post" und gegenüber BERN-OST äusserte. 

 

"Schön, dass es alle einsehen"

Kurz nach dem Unfall kam es zu einer Begehung der gefährlichen Stelle. Dazu eingeladen hatte die Interessenvertretung der Berner Sektion des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands (SBV) aufgrund des Hinweises einer Mutter. Deren sehbehinderter Sohn lebt im Humanushaus. Mit dabei waren waren Rainer Menzel und Markus Wälti, die Gemeindepräsidenten von Rubigen, Daniel Ott-Fröhlicher, und von Worb, Niklaus Gfeller, Thomas Schmid und Pierre Ballmann vom Tiefbauamt Bern und Jürg Brauchli, Verkehrsberater bei der Kantonspolizei. Ausserdem Daniel Schweingruber als Vertretung der Grundeigentümerschaft des benachbarten Restaurants Pintli. Geleitet wurde die Begehung von Franziska Roggli vom SBV. Ihr Fazit: "Es ist schön, dass alle einsehen, und dass der Wille da ist, dass etwas gehen muss." Allerdings sei die Situation in Beitenwil nicht ganz einfach und daher auch klar, dass die Lösung nicht innert einem Jahr komme.

 

"Dass es keine schnelle Lösung gibt, ist stossend"

Dass die Begehung kurz nach dem Unfall stattfand, ist Zufall. Geplant war sie schon länger. Trotzdem war das Unglück präsent. Die Bushaltestelle, an der man sich traf, war noch mit Kerzen und Andenken geschmückt. BERN-OST hat nach der Begehung mit Rainer Menzel gesprochen. "Ich bin froh, dass die Sachlage unbestritten ist", versucht er das Positive zu sehen. Dass es trotzdem keine schnelle Lösung gebe, sei stossend.

 

Das Tiefbauamt hat vor, die Querung im Zug einer Sanierung des Strassenabschnitts zu verbessern. Voraussichtlich wird es einen Zebrastreifen mit Mittelinsel geben – allerdings frühestens 2022. "Eine Möglichkeit wäre, die Zeit bis dann mit Verkehrskadett*innen zu überbrücken", sagt Menzel. "Aber das müssten wir selbst finanzieren und auch die ganze Organisation übernehmen. Einzelne Personen werden jetzt schon begleitet – was sicherer ist, aber die Situation grundlegend nicht verbessert."

 

Gibt es eine Zwischenlösung?

Dass weder der Unfall noch die anschliessende Begehung etwas an den Prioritäten des Tiefbauamtes änderten, bestätigt auch Thomas Schmid vom zuständigen Oberingenieurkreis. "Der Ablauf bleibt normal, ein Sanierungsprojekt dieser Art braucht mindestens ein Jahr Vorlaufzeit." Allerdings sei man nun am Nachdenken, ob nicht doch eine Zwischenlösung möglich sei.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 20.12.2020
Geändert: 20.12.2020
Klicks heute:
Klicks total: