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Zu wenig Lernende: Gewerbevereine gehen in die Offensive

Es fehlt an Lernenden in den gewerblichen Berufen – das stellen der Handels- und Gewerbeverein Grosshöchstetten und der Gewerbeverein Zäziwil und Umgebung fest. Nun gehen die beiden Vereine gemeinsam in die Offensive: Mit drei Informationsabenden wollen sie Eltern und Jugendliche davon überzeugen, dass auch eine gewerbliche Lehre Zukunft hat.

Vom Zimmermann zum Firmenchef: Gewerbevereine von Grosshöchstetten und Zäziwil wollen zeigen, dass man auch von einer handwerklichen Lehre aus die Karriereleiter erklimmen kann. (Bild: pixabay.com)

"Wir stellen fest, dass gewisse gewerbliche Berufe Mühe haben, Nachwuchs zu finden", sagt Christian Lehmann, Präsident des Gewerbevereins Zäziwil und Umgebung. Oftmals seien die Lernenden dann auch nicht aus der Region, sondern von auswärts.

 

"Die Gewerbebetriebe waren lange verwöhnt und konnten ihre Lernenden auswählen", sagt Lehmann. Die Zeiten haben sich aber geändert. "Einerseits sind da die schwächeren Jahrgänge bei den Jugendlichen, andererseits die Tatsache, dass Sekundarschülerinnen und -schüler eher ans Gymnasium weiterziehen, als eine Lehre zu machen", sagt der Inhaber der Schreinerei LehmannRäume.

 

Selbstkritik: "Zu wenig aktiv"

Er übt aber auch Selbstkritik den Gewerbetreibenden an, wenn es um die Gründe für den Mangel geht. "Wir waren zu wenig aktiv", sagt er.

 

Zudem habe der Aufruf der beiden Gewerbevereine an die Betriebe zur Teilnahme an den Informationsabenden nicht funktioniert. "Pro Berufsfeld haben wir je eine Leaderfirma eingesetzt, bei der sich die Mitbewerber aus demselben Berufsfeld melden sollten", sagt Lehmann. Ohne Erfolg. "Dabei soll es nicht ein Werbeanlass für einzelne Firmen sein, sondern für den ganzen Berufsstand", so Lehmann.

 

Karriere machen mit Lehre

Dennoch: Rund vierzig Firmen beteiligen sich an den drei Infoabenden. Geplant waren diese ursprünglich für den 3., 5. und 12. März, mussten aber wegen des Coronavirus abgesagt werden. "Wir werden die Veranstaltungen so schnell wie möglich nachholen", sagt Lehmann.

 

Die Anlässe dauern von 19 bis 22 Uhr. "Wir stellen an Infotischen mit je zwei bis drei Betrieben 18 Berufsfelder vor", sagt Lehmann. Zudem gibt es auch zwei Kurzvorträge von Berufsleuten, die ausgehend von einer gewerblichen Berufslehre den Aufstieg in die Chefetage geschafft haben. "Wir wollen zeigen, dass man auch mit einem gewerblichen Beruf Karriere machen kann", sagt Lehmann.

 

Unterstützung durch Schulen

Die drei Anlässe finden in Zusammenarbeit mit den Schulen Bowil, Grosshöchstetten, Mirchel, Oberthal und Zäziwil statt. "Die Schulen fingen es als positiv auf, dass wir etwas machen und unterstützten uns, indem sie unsere Flyer verteilten", sagt Lehmann.

 

Zudem finden die Anlässe auch an den Schulen statt: An zwei Tagen im Sekundarschulhaus Grosshöchstetten und an einem in der Turnhalle Zäziwil. Finanziert wird das Projekt durch die Gewerbevereine.

 

Nächstes Jahr nach Vorbild der BAM

Die diesjährigen Anlässe finden zum ersten Mal statt. Bereits in Planung ist auch schon das nächste Jahr – ungeachtet dessen, ob die diesjährigen Infoabende fruchten. Lehmann rechnet nämlich nicht damit, dass eine Veränderung sofort spürbar sein wird. "Nächstes Jahr wollen wir die Anlässe am Freitag Nachmittag und samstags ganztags durchführen", so Lehmann.

 

[i] Zum Flyer mit allen Informationen zu den Infoanlässen (Achtung: Die Daten stimmen nicht, da wegen Coronavirus abgesagt.)


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 09.03.2020
Geändert: 09.03.2020
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