Bewegung schaffte neue Perspektiven
Der Sozialdienst Stettlen-Vechigen hat zusammen mit dem Fitnesscenter Kraftakt das Projekt «Zäme stercher» umgesetzt. Während sechs Monaten konnten Sozialhilfebeziehende kostenlos trainieren und an Workshops teilnehmen. Ziel war es, über den Sport zu mehr Selbstwirksamkeit und sozialer Einbindung zu finden. Die Wirkung sei erfreulich, teilt die Gemeinde Vechigen mit.
Hintergrund des Projekts, so teilt die Gemeinde Vechigen mit, sei ein «seit mehreren Jahren steigender Anteil an jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe». Ausserdem sei beim Sozialdienst Stettlen-Vechigen die Zahl an Personen hoch, die bereits seit Langem unterstützt werden. «Häufig zeigen sich dabei psychische Belastungen, fehlende Ausbildungsabschlüsse und soziale Isolation.»
«Sport bietet positive Effekte»
Der Sozialdienst richtet seinen Fokus deshalb verstärkt auf leicht zugängliche Angebote. «Sport bietet laut Forschung erwiesene positive Effekte auf die körperliche und psychische Gesundheit», überlegten die Verantwortlichen der Gemeinden. Daraus sei die Idee zu «Zäme stercher – stronger together» entstanden, die vom Gemeinderat im November 2024 gutgeheissen und anschliessend umgesetzt wurde.
Aufbau des Angebots
Das Angebot richtete sich an alle Sozialhilfebeziehenden des Sozialdiensts Stettlen-Vechigen und war freiwillig. Die ersten 20 Anmeldungen erhielten ab anfangs März 2025 ein sechsmonatiges
Fitnessabo und einen individuellen Trainingsplan beim Fitnesscenter Kraftakt. Finanziert wurde das Projekt vollständig mit Unterstützung von Gemeinden und verschiedenen Stiftungen.
Dreimal so oft «eher gut» bis «sehr gut» …
Die Wirkung des Projekts fällt klar positiv aus. Der Anteil der Teilnehmenden, die ihr Leben als «eher gut» oder «sehr gut» einschätzen, stieg: Sagten das zu Beginn zwei von zehn Teilnehmenden, waren es nach dem halben Jahr schon sechs von zehn Teilnehmenden, also dreimal so viele (vorher waren es 21 Prozent, nachher 63 Prozent).
… und nicht mehr «oft einsam»
Die Anzahl an Personen, die sich «oft einsam» fühlten, sank von über einem Zehntel (13 Prozent) auf – Null. Soziale Kontakte nahmen offenbar deutlich zu. Auch die Teilnehmenden schätzten das Angebot sehr: «Ich bin wieder die Person, die ich vor dem ‘Soz’ war», äusserte eine Person. Eine andere Person sagt: «Ich fühle mich nicht nur körperlich besser, ich habe jetzt auch wieder Lust aufs Leben.»
15 von 20 Personen mit neuer Beschäftigung
Sogar über die ursprünglichen Ziele hinaus, sich besser und weniger einsam zu fühlen, kam es zu spürbaren Veränderungen: Drei Personen fanden im Projektzeitraum eine Teilzeitanstellung, eine
Person konnte vollständig von der Sozialhilfe abgelöst werden, sieben begannen eine Ausbildung oder ein Praktikum und vier engagieren sich seither freiwillig in der Gemeinde oder in Organisationen.
Weiterentwickeln und verankern
Das Projekt zeigt, dass niederschwellige, lebensnahe Bewegungsangebote einen wirksamen und messbaren Beitrag zur physischen, psychischen und sozialen Stabilität leisten können. «Der Sozialdienst sieht darin einen wertvollen Ansatz, der in zukünftigen Überlegungen weiterentwickelt und längerfristig in der gesetzlichen Sozialhilfe verankert werden könnte», lautet das Fazit der Gemeinde.