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Bilanz Vielfest: "Die Sorgen in der Stadt und auf dem Land sind ähnlicher, als man denkt"

Mit dem "Vielfest" wollten Olivia Schneider und Livia Wermuth den Dialog zwischen Stadt und Land ankurbeln. Ist das gelungen? Gegenüber BERN-OST ziehen die beiden Organisatorinnen Bilanz.

Olivia Schneider (links) und Livia Wermuth am Vielfest. (Bild: Archiv BERN-OST/Res Reinhard)

BERN-OST Anina Bundi: Olivia Schneider und Livia Wermuth, ihr habt vorletztes Wochenende das "Vielfest" in Vielbringen ausgerichtet. Wie ist Eure allgemeine Bilanz?

Livia Wermuth: "Wir hatten sehr viele positive Rückmeldungen, sowohl auf Instagram wie auch vor Ort von Vielbringer:innen und Besucher:innen. Es war sehr streng und sehr schön, es hätten aber noch mehr Besucher:innen kommen dürfen. Wegen der Pandemie wussten wir erst sehr kurzfristig, dass wir das Vielfest überhaupt durchführen dürfen. Zudem organisierten wir das Festival zu zweit und auf Basis unbezahlter Arbeit. Aus diesen Gründen hat die Werbung etwas gelitten. Wir haben viel gelernt für ein nächstes Mal.

 

Ihr hattet im Vorfeld das Ziel formuliert, mit unterschiedlichen Menschen in den Dialog zu treten. Ist das gelungen? Was für Leute kamen ans Fest?

Olivia Schneider: Die Besucher:innen kamen etwa zur Hälfte aus dem Dorf und zur Hälfte von auswärts. Ich wohne zurzeit wieder in Vielbringen und ging mit Zetteln von Tür zu Tür, um die Leute einzuladen. Ich erlebte zum Teil Skepsis, aber vor allem viel Neugierde und am Ende haben fast alle etwas geholfen oder Infrastruktur geteilt. Am Fest selber konnte man mehrere Bauernhöfe besichtigen, es gab eine Bar von Anwohner:innen, der Dorfverein und andere haben mit Essen ausgeholfen und natürlich das Land zur Verfügung gestellt.

Livia Wermuth: Just vor dem Fest wurde das Wetter nach viel Regen endlich schön und die Bäuer:innen hatten viel zu tun. Trotzdem haben uns alle unterstützt, wo sie konnten. Das war beeindruckend und wir fühlten uns sehr willkommen.

 

Inhaltlich ging es am Fest unter anderem um die gegenseitige Abhängigkeit von Stadt und Land, Ihr habt dazu auch Diskussionen organisiert. Was kam dabei heraus?

Olivia Schneider: Am Podium zur Zukunft der Landwirtschaft hat sich gezeigt, dass sowohl Fragen und Sorgen aber auch Bedürfnisse und Lösungsansätze von Leuten vom Land und solchen aus der Stadt gar nicht so anders sind. Eigentlich ist allen bewusst, dass die Landwirtschaft nachhaltig sein muss.

Livia Wermuth: Von dem sogenannten Graben zwischen Stadt und Land haben wir nichts gespürt. Die Bereitschaft zum Zuhören und zum Dialog ist auf allen Seiten gross. Ich hoffe, dass das alle so erlebt haben und die Begegnungen weitergeführt werden.

Olivia Schneider: Für mich gab es eine Erkenntnis, die vielleicht banal tönt, die ich aber unterschätzt hatte. Nämlich, wie wichtig das Gespräch ist, und dass man sich dafür richtig Zeit nimmt, auch zum Zuhören. Ein Flugblatt hat niemals dieselbe Wirkung wie ein Gespräch.

 

Wie geht es weiter mit dem Vielfest? Ist das nächste schon in Planung?

Livia Wermuth: Für uns war die Durchführung des Vielfest enorm wichtig. Darum haben wir den Kulturverein Vielbringen gegründet und würden uns freuen, wenn ein Vielfest wieder möglich wird. Wann und in welcher Form das passiert, werden Olivia und ich zusammen mit den Menschen im Dorf herausfinden.


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 30.08.2021
Geändert: 30.08.2021
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