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Besuch bei Lukas Glauser: Hier gibt’s Bio mit Niveau

Der Biohof Glauser in Wichtrach setzt auf Bio, seine Hühner und Kühe haben mehr Auslauf als gefordert. Wir trafen Lukas Glauser und sprachen über Bio, Hühner, die keine Spritze erhalten und über Vorschriften, welche die Bauern fast erdrücken.

In Lukas Glausers Hofladen in Wichtrach gibts sogar Kiwis aus der Schweiz. (Foto: Rolf Blaser)
Auf seinen insgesamt zehn Hektaren in Wichtrach hält er sieben Mutterkühe. (Foto: Rolf Blaser)
Freiland für 100 Hühner so weit das Auge reicht. (Foto: Rolf Blaser)
Wer ein Eier-Abo löst, kann seine Eier im Hofladen in Wichtrach aus der Schublade holen. (Foto: Rolf Blaser)
Im Hofladen gibt es selbstgemachte Confi, Pasta, Saucen und vieles mehr. (Foto: Rolf Blaser)
Die Hennen legen pro Woche etwa fünf Eier. (Foto: Rolf Blaser)
Zwei Alpakas schauen, dass kein Fuchs kommt. (Foto: Rolf Blaser)
Was für ein schöner Gockel. (Foto: Rolf Blaser)
Eine kleine Baumschule entsteht hinter dem Hof in Wichtrach. (Foto: Rolf Blaser)

Wir treffen uns auf dem Biohof in Wichtrach, der an der Strasse Richtung Sagibachhalle liegt. Direkt an der Strasse steht ein Hofladen mit zwei Parkplätzen. Lukas Glauser hat den Hof vor drei Jahren übernommen, im Herbst 2021 hat er den Hofladen eröffnet. Der Laden laufe gut, wobei noch Luft nach oben vorhanden sei.

 

Erst Mech, dann Bauer

Lukas Glauser ist 28-jährig, aufgewachsen ist er auf dem elterlichen Hof in Noflen. Noflen liegt fünf Kilometer entfernt ennet der Aare zwischen Kirchdorf und Seftigen. Nach der Schule hat er eine Lehre als Landmaschinenmechaniker gemacht. Doch als er dann vor allem drinnen arbeiten musste und draussen Bauern auf den Feldern sah, sattelte er um. Er begann eine Lehre als Landwirt, arbeitete ein Jahr im Welschen und entschied sich vor drei Jahren den Hof in Wichtrach zu übernehmen.

 

Bioladen mit Schweizer Kiwis

Glauser hat den Betrieb in Wichtrach von Milchproduktion auf Mutterkuhhaltung umgestellt, er hält sieben Kühe, 100 Legehennen und eine kleine Baumschule. Der elterliche Betrieb und sein Hof funktionieren als Ganzes. Seine Eltern und sein Bruder Jürg betreiben auf dem Hof in Noflen seit Jahren eine Baumschule. Schwester Karin Hausheer und seine Tante Margrit Glauser produzieren in der Küche Confi, Chutneys, Saucen und weiteres für den Hofladen. In derselben Küche kochen sie für die 15 bis 20 Angestellten, die jeweils zusammen essen.

 

«Heute sind die beiden Betriebe in Wichtrach und Noflen verknüpft, wir produzieren Weizen, Tomaten, Gurken, Bohnen und vieles mehr.» Sämtliche Produkte werden im Hofladen verkauft. Das Sortiment wird ergänzt durch Gemüse aus der Region, einzig die Zitronen stammen nicht aus der Schweiz. Sogar Schweizer Kiwis sind erhältlich, produziert im Seeland. Wer Eier direkt ab Feld in Wichtrach kaufen will, kann dafür ein Abonnement lösen. Zum Ei gehört aber auch das Poulet. 

 

Ohne Huhn, kein Ei

«Das ist ein ganzheitliches Abo», so Glauser, «zu einem Ei gehört ein Bruderhahn und ein Suppenhuhn. Wir haben eine Rasse, die Fleisch ansetzt, gutes Poulet gibt und die Hennen trotzdem noch vernünftig Eier legen.» Wer Eier konsumiert, müsse sich bewusst sein, dass dahinter eine Henne steht. Diese wird nach zwei Jahren Freilandhaltung geschlachtet, in der industriellen Produktion werde ein Mastpoulet schon nach 42 Tagen geschlachtet. «Unsere Hennen legen etwa fünf Eier pro Woche, sie leben in einem mobilen Freilaufstall auf dem Feld. Sie kriegen keine Medikamente, keine Antibiotika, keine Impfung.» Der Standort des Hühnerstalls wechsle immer wieder, so haben die Hennen stets frisches Gras und finden genug Würmer und Käfer.

 

Filet, Wurst und Gehacktes

Auch beim Fleischverkauf schlägt Lukas Glauser einen nachhaltigen Weg ein. Es werden nicht einfach die einzelnen Stücke im Hofladen angeboten. Man kann Pakete zu fünf oder zehn Kilo bestellen. «Wenn ein Rind geschlachtet wird, wollen wir sämtliches Fleisch verkaufen. Wir machen Pakete mit Filet, Gehacktem, Huft und mehr. Was übrig bleibt verarbeiten wir zu Würsten und Hamburgern.»

 

«Es ist ein hartes Business»

Während in Deutschland und Frankreich die Bauern protestierten, schlossen sich dem Protest nur wenige Bauern aus der Schweiz an. Für Glauser war dies kein Thema, dennoch sagt er: «Es ist ein hartes Business, Mutterkuh allein rentiert bei uns noch nicht. Aber wir haben viele kleine Standbeine, die miteinander verschmelzen. Nicht verkäufliches Gemüse wird in der Küche verarbeitet, damit kein Foodwaste entsteht. Mit einer Küche allein für den Hofladen zu produzieren, würde nicht rentieren, aber da dort noch für alle gekocht wird, passt das zusammen.»

 

Zu viel Bürokratie

Es würden an einen Bauer immer höhere Anforderungen gestellt. «Wenn man etwas bauen will, muss es schön aussehen, damit es in die Landschaft passt. Es braucht Extrabewilligungen, das Wasserschutzgesetz muss eingehalten werden, die Bauvorschriften werden stets strenger, die Direktzahlungsverordnung wird immer ausgeprägter. Das ist ein Riesen-Knowhow, was ein Bauer wissen muss, dies braucht Zeit und Geld. Auf der anderen Seite steigen die Preise kaum und die Landwirtschaft kommt unter Druck.»

 

Selbstgemachtes kostet mehr

Die Produkte im Hofladen sind teurer als im Coop oder Migros, viele Leute sähen nicht, welcher Aufwand dahinterstecke. «Wir sind in einem Hochpreissegment mit unseren Produkten. Im Laden mit Selbstbedienung ist es schwierig, die Leute aufzuklären, ihnen zu sagen, warum es so teuer ist.» Bei Glausers im Hofladen findet man beispielswiese selbstproduzierte Pasta, Sirup oder Apfelschorle aus eigener Produktion. «Wenn man es den Kundinnen erklären kann, haben sie Freude, wenn sie hören, wie wir das produzieren.»

 

Bio mit Niveau

Für Glauser war von Beginn an klar, dass er auf Bio setzt. «Bio ist die Grundlage von allem, früher bei den Neandertalern, da gab es nur Bio.» Er ist der Meinung, dass man umdenken muss, wieder mehr mit der Natur arbeiten sollte. «Der Boden muss gesund erhalten werden, wir schauen darauf, dass immer verschiedene Pflanzen auf demselben Feld wachsen. Wer es nur wegen dem Geld macht, kann das machen, aber für mich wäre das nichts.»

 

Bei ihm haben die Hühner mehr Platz als der Bio-Standard vorschreibt. «Ich könnte auch eine Halle für 10'000 Hühner bauen, günstige Arbeiter anstellen, welche die Eier einsammeln und würde deutlich mehr verdienen.» Aber das wäre kein Weg für ihn. «So hätte ich nicht viel zu tun, aber das Tier leidet, das Produkt wäre nicht so gut wie heute. So zu arbeiten, könnte ich mir nicht vorstellen.»

 

Eier mit Geschmack

Lukas Glauser ist überzeugt, dass bei einer artgerechten Haltung das Tierwohl höher ist und am Ende auch die Eier mehr Geschmack haben. Er sei auf einem Bio-Hof aufgewachsen, habe während der Lehre ein Jahr auf einem Hof im Welschland gearbeitet. «Dort haben wir konventionell gebauert, Kartoffeln angepflanzt, stark gedüngt. Es war eine gute Zeit, aber landwirtschaftlich habe ich dort nicht viel gelernt, was ich hier umsetzen kann.» Das habe ihm gezeigt, dass er näher bei der biologischen Landwirtschaft sei. «Ich will nichts gegen andere Bauern sagen, jeder kann so wirtschaften wie er will, aber für mich stimmt es, was ich mache.»

 

Alpakas, Güggel und Hühner

Zum Abschluss machen wir noch einen Abstecher zu den Hühnern. Diese freuen sich, als Glauser den Sack mit den Körnern hervorholt. Während Hennen und Hähne sich auf die Körner stürzen, beobachten die beiden Alpakas skeptisch, was sich hier abspielt. Die Alpakas übernehmen die Rolle der Wachhunde und beschützen die Hühner vor dem Fuchs. «Bis jetzt haben sie ihren Job gut erledigt», lacht Lukas Glauser.

 

[i] Biohof Glauser, Thalgutstrasse 14, Wichtrach, Biohof Glauser auf Instagram

 


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 15.03.2024
Geändert: 30.09.2024
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