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Blumenläden: Wie steht es um den Standort Worb?

Ende September schloss die Worber Flowerpoint-Filiale am Worber Bahnhof unerwartet. Über die Gründe für die Schliessung machte Flowerpoint keine Angaben. Hat es etwas mit dem Standort Worb zu tun? Und wie steht es um die beiden anderen Worber Blumenläden? BERN-OST hat nachgefragt.

Profitiert von der Schliessung der Flowerpoint-Filiale am Bahnhofplatz: Blumen Arkadia in der Worber Hauptstrasse. (Bild: Isabelle Berger)

In Worb gibt es mit Blumen-Arkadia und dem Blumen Paradies nun noch zwei Floristik-Fachhändler. Markus Blaser von Blumenarkadia glaubt, von der Flowerpoint-Schliessung zu profitieren. "Ich habe das Gefühl, seither Leute im Laden zu haben, die ich vorher nie gesehen habe", sagt er. 

 

Sein Geschäft an der Hauptstrasse ist näher am Bahnhof als das Blumen Paradies von Ursula Grädel-Herrn, weswegen auch sie glaubt, dass Blaser mehr Nutzen aus dem Wegzug von Flowerpoint zieht. Weder Blaser noch Grädel glauben, dass der Standort Worb ausschlaggebend für das Aus der Flowerpoint-Filiale war. Beide verweisen darauf, dass die Filiale zu einer grossen Floristikkette gehörte.

 

Einbussen wegen Verkehrssanierung

Dennoch gäbe es in Worb Gründe, welche es auch Flowerpoint hätten schwer machen können. So spürten sowohl Grädel als auch Blaser die Worber Verkehrssanierung. "Vor ein paar Jahren waren wir noch zu fünft, jetzt machen ich und meine Frau alles selber", sagt Blaser.

 

Auch Grädel musste während der intensiven Bauphase Lohnprozente kürzen. "Es gab schon ziemliche Einbussen", sagt sie. Man merke nun aber, dass sich die Situation mit dem nahenden Abschluss der Bauarbeiten langsam entspanne.

 

Wird die Vision von flanierenden Kunden wahr?

Blaser ist dem Resultat der Verkehrssanierung gegenüber skeptisch. Er glaubt nicht an die Vision von Gemeindepräsident Niklaus Gfeller, gemäss derer die beruhigten Strassen mehr Flanierende anziehen werden, welche dann bei Blaser einkauften. "Die Bequemlichkeit spielt eine grosse Rolle", sagt er und meint damit, dass die Kunden vor allem dort einkaufen, wo sie mit dem Auto direkt hinfahren können.

 

Grädels Laden befindet sich an der Bahnhofstrasse, wo die Erreichbarkeit mit dem Auto nach wie vor besser sein werde als bei Blaser. Sie sieht in den Umgestaltungen auch Positives. "Es entsteht viel Raum in den Strassenzügen, man fällt mehr auf und wir präsentieren uns bereits anders, können weiter nach vorne", sagt sie. Sie wartet das Ende der Bauarbeiten ab, bevor sie ein Urteil fällt, sagt aber dennoch: "Das Kundenniveau von vorhin werden wir nicht wieder erreichen."

 

Ansporn zu besserer Leistung

Für sie ist die neue Situation aber ein Ansporn. "Man muss sich nun noch mehr Mühe geben, noch mehr an Qualiät und Kreativität arbeiten, sich anpassen", sagt sie. Sie glaube, dass man nie genug geben könne. "Besser zu werden heisst auch, noch mehr auf den Kunden einzugehen, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Das kann ein Grossverteiler nicht."

 

Im Erfüllen von Kundenwünschen sieht sie die Stärke des Fachhandels. "Auch das Internet ist dabei wichtig: Die Leute sehen dort Bilder und kommen mit genauen Ideen davon, was sie wollen zu den Fachhändlern", analysiert sie. Zudem gebe es mit Feierlichkeiten wie Hochzeiten und Beerdigungen immer Anlässe, an denen Blumen benötigt würden. "Es gibt eine Zukunft für die Blumenläden", sagt Grädel.

 

Grossverteiler bringen Fachhändlern Kunden

Ebensowenig wie Grädel sieht auch Blaser die Grossverteiler als Konkurrenz.  Coop bringt uns auch Leute", sagt er. Und dies, obwohl die Coopfiliale im Worber Bärenzentrum mehr Blumen habe als er.

 

Dieselbe Situation schildert Grädel in Bezug auf die Migros, welche sehr Nahe von ihrem Geschäft liegt. Auch die im Bau befindliche Überbauung Dreiklang, in welcher eine Aldi-Filiale einziehen wird, werde den Fachhändlern Kunden bringen, meint sie.

 

Schlafgemeinde Worb?

So positiv und proaktiv Grädel auch eingestellt ist, sie hat dennnoch Bedenken gegenüber der Worber Gewerbepolitik. "Wir müssen schon aufpassen, dass wir nicht zur Schlafgemeinde werden", sagt sie. Worb habe nicht so viele Firmen und wenig Industrie. Auch sei in der Vergangenheit nicht so gut zu den grossen Firmen geschaut worden. "Aber das alleine bringt nicht mehr Kunden", ist sie überzeugt. Auch die geografische Lage Worbs könne in Sachen Firmenstandort eine Rolle spielen.

 

Blaser ist in der Sache entschiedener. "Hier gibt es kaum Arbeitsplätze, Worb wird zur Schlafgemeinde", sagt er. In Münsingen, wo immer geschaut worden sei, dass es Arbeitsplätze habe, sei es für das Gewerbe sehr gut. "Auch viele Worber kaufen dort ein", sagt er.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 18.10.2018
Geändert: 18.10.2018
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