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Bolligen - Dank Coca-Cola kann Kablan weiter wachsen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Ende Jahr stellt Coca-Cola den Betrieb in Bolligen definitiv ein. Nun ist klar, was danach mit dem Areal passiert: Es wird an die Kablan AG verkauft. Die Kabelhandelsfirma aus Ostermundigen kann damit ihr akutes Platzproblem lösen.

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Kablan mit Chef Sandro Jaussi zieht ab April in Bolligen ein. Der Hauptsitz bleibt aber in Ostermundigen. (Bild: Stefan Anderegg)
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Coca­Cola fährt den Betrieb in Bolligen schrittweise herunter. (Bild: zvg)
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Wie geht es mit dem Coca-Cola-Areal in Bolligen weiter? Viel wurde in letzter Zeit spekuliert. Von einer Gesundheitsfirma war die Rede, die hier ein Reha-Zen­trum einrichten möchte. Von Investoren, die sich eine Wohnüberbauung vorstellen könnten. Auch die Landi Bolligen hatte loses Interesse angemeldet.

Doch es kommt anders.

Die Coca-Cola HBC Schweiz AG verkauft das über 20 000 Quadratmeter grosse Areal an die Kablan AG. Diese wird ab nächsten April einziehen. Coca-Cola wird den Betrieb nun schrittweise her­unterfahren und Ende 2015 ganz einstellen, wie Sprecherin Monika Matzka erklärt. Derzeit arbeiten noch rund 80 Leute im Bolliger Abfüllwerk. Das sind 10 weniger als Anfang Jahr, als Coca-Cola ankündigte, sich aus Bolligen zurückzuziehen.

Ständig gewachsen

Die Kablan AG als neue Besitzerin des Areals beschäftigt rund 150 Mitarbeitende. Ihr Geschäft ist der Handel mit Kabeln, vom dicken Kupfer- bis zum dünnen Glasfaserkabel. Diese werden innert 24 Stunden in gewünschter Länge mit den gewünschten Steckern an die Kunden, hauptsächlich Elektrofirmen, geliefert.

Die Geschichte der Kablan AG begann vor 24 Jahren und ist geprägt von ständigem Wachstum. Heute hat die Firma zwei Aussenlager in Rubigen und Deisswil. Der Hauptsitz befindet sich in Ostermundigen - und platzt aus allen Nähten. Hier lagern über 1000 Kabeltrommeln. Viele sind tonnenschwer und stehen so dicht nebeneinander, dass sie mit Staplern lange umplatziert werden müssen, bis das vom Kunden gewünschte Kabel abgeschnitten werden kann. «Das ist nicht sehr wirtschaftlich», sagte Geschäftsführer Sandro Jaussi bereits im Sommer. Damals hoffte Kablan, das Platzproblem mit einem Neubau neben der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil lösen zu können. Dieses Projekt hat sich aber zerschlagen (siehe unten).

Ab Sommer in Betrieb

«Der Neubau in Deisswil hätte der lokalen Bauwirtschaft Schub gegeben», sagt Sandro Jaussi. Die Lösung in Bolligen sei aber «eine sehr gute Alternative». Denn das Coca-Cola-Gebäude kommt den Bedürfnissen der Kablan AG entgegen. Nachdem die Abfüllanlage ausgebaut ist, lässt sich ohne grossen Aufwand ein Kabellager einrichten. Auch den grossen Verladebereich für die Lastwagen kann Kablan übernehmen.

In Bolligen will die Kablan AG die beiden Aussenlager zusammenlegen und hat zudem Platz dazu, weiter zu wachsen. Der Betrieb soll bereits im Sommer starten. Je nach Auftragslage werden 15 bis 20 Mitarbeitende in Bolligen arbeiten. Der Grossteil der Kablan-Arbeitsplätze und der Hauptsitz sollen aber in Ostermundigen bleiben. «Das ist für uns das Wichtigste», sagt Mundigens Vizegemeindepräsidentin Aliki Panayides. Alles andere seien unternehmerische Entscheide von Kablan, die es zu respektieren gelte.

Mitarbeiter übernehmen?

Der Bolliger Gemeindepräsident Rudolf Burger freut sich derweil, dass «eine in der Region bestens verankerte Firma» das Areal übernimmt. Zugleich hofft er, dass möglichst viele der 90 Mitarbeiter, die von der Coca-Cola-Schliessung betroffen sind, eine neue Stelle finden. Laut dem Getränkekonzern haben bisher gut 60 Leute eine Anschlusslösung gefunden. Bei den anderen ist noch unklar, wie es weitergeht. Kablan-Chef Sandro Jaussi kann nichts versprechen, sagt aber: «Es ist möglich, dass wir dem einen oder anderen Coca-Cola-Mitarbeiter eine Stelle anbieten können.»

In Deisswil gescheitert

Vor fünf Jahren hat die Kablan AG das Schwandi­Areal neben der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil gekauft. Es liegt auf Ostermundiger Gemeindegebiet und umfasst mehrere Lagerhallen, einen Fussballplatz sowie eine Wiese. Auf dem Areal wollte Kablan einen neuen Hauptsitz bauen: ein 300 Meter langes Gebäude mit 80 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Die Ortsbild­ und Landschaftsschutzkommission taxierte den Neubau aber als zu wuchtig.

Also verkleinerten Gemeinde und Kablan das Projekt. Der Kanton hiess aber auch die zweite Version nicht gut. «Es waren einige Punkte offen», sagt Rolf Mühlemann vom Amt für Gemeinden und Raumordnung. Unter anderem habe die vorgesehene Nutzung nicht dem Ostermundiger Baureglement entsprochen. Zudem forderte der Kanton, dass die Planungen für das Kablan- und das benachbarte Kartonfabrik-Areal besser koordiniert werden. Mit den neuerlichen Auflagen habe das Projekt betriebswirtschaftlich keinen Sinn mehr gemacht, erklärt Kablan-Chef Sandro Jaussi. Deshalb hat die Firma die Übung nun abgebrochen und das Coca-Cola-Grundstück gekauft.

Das Areal in Deisswil benötigt die Firma damit nicht mehr – ob es mittelfristig vermietet oder verkauft wird, ist laut Jaussi noch offen. Kurzfristig bleibe alles beim Alten. Das heisst: Die heutigen Lagerhallen bleiben vorderhand stehen, und auf dem Sportplatz kann bis auf weiteres Fussball gespielt werden. maz


Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 16.12.2015
Geändert: 16.12.2015
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