- Region
Bolligen - Dem Ruf der Freiheit gefolgt
Sie haben zwei Kleinkinder, eine schöne Wohnung in Bolligen und sich auf ein Leben in der Schweiz eingestellt. Doch Bruderers wollen mehr von der Welt sehen, dort anpacken. Sie ziehen drum mit den Sprösslingen nach Honduras.
Bei Bruderers in Bolligen scheint der Alltag auf den ersten Blick wie bei einer anderen vierköpfigen Familie. Leona, eineinhalbjährig, mampft eine Banane, ihr vierjähriger Bruder brummt mit seinem Flugzeug aus Lego vorbei und will dann eine Eisenbahn bauen. Da sagt Mama Isabelle Balazs Bruderer, 41-jährig: «Ja, baut eine Eisenbahn. Noch ein letztes Mal.» Ein letztes Mal, denn: Bruderers ziehen bald weg, nach Honduras. Für zwei Jahre hat sich das Paar bei der Entwicklungsorganisation Interteam zu einem Einsatz verpflichtet. Ziel ist es, drei Jahre in Mittelamerika zu bleiben.
In zwei Wochen wird der Inhalt ihrer Viereinhalbzimmerwohnung in die Garage von Isabelles Mutter verfrachtet. Danach wohnt die Familie einen Monat in Zug, wo Interteam sie intensiv auf ihre lange Reise vorbereitet. Am 1.Dezember fliegen Bruderers dann nach Nicaragua. Die junge Familie will erst einen Sprachkurs absolvieren, bevor sie nach sechs Wochen ans eigentliche Ziel umsiedelt: Comayagua, eine Kleinstadt mit 60000 Seelen im Westen Honduras. Das Land gilt als eines ärmsten in Zentralamerika.
An Expo.02 sensibilisiert
Isabelle und Daniel Bruderer, seit 1998 ein Paar, seit sieben Jahren verheiratet, sind viel gereist. Bis die Kinder kamen. «Ich hatte auf einmal kein Bedürfnis mehr wegzugehen», erinnert sich Isabelle Balazs Bruderer, die vor kurzem noch als Pflegefachfrau bei der Bolliger Spitex tätig war. Sie und ihr Mann hätten sich niedergelassen, auf ein Leben in der Schweiz eingestellt, Möbel angeschafft. Doch die Expo.02 führte zum Gesinnungswandel. Ein Pavillon dort sensibilisierte den heute 38-jährigen Betriebswirtschafter Daniel Bruderer auf das Thema nachhaltige Entwicklung. Die Ausstellung über das Ungleichgewicht auf der Erde rüttelte ihn auf und liess ihn nicht mehr los. Doch nach seinem Beruf schreie in der Entwicklungshilfe sicher sich niemand, dachte Bruderer. Er hatte sich getäuscht. Interteam schrieb eine Stelle für einen Marketingspezialisten aus, Bruderer bewarb sich. Mit Erfolg.
Arbeit mit Kleinbauern
In Honduras wird Daniel Bruderer nun für sechs Kooperativen zuständig sein. Rund 600 Kleinbauern liefern dort ihre Ware ab, wo sie verarbeitet wird. Bruderer wird unter anderem den Prozessablauf beobachten, Zertifizierungen mit Fair-Trade-Labels evaluieren und die Vermarktung der Produkte vorantreiben. «Mir ist es wichtig, dass ich engen Kontakt mit den einheimischen Menschen habe», so Bruderer. Auch seine Frau Isabelle hat einen Vertrag mit Interteam, aber noch keine Stelle.
Möbel lässt die Familie keine verladen. «Natürlich können wir dort nicht mit dem hiesigen Lebensstandard rechnen», ist sich Isabelle Balazs Bruderer bewusst. Sie stellen sich ein auf ein Leben ohne Waschmaschine, vielleicht mit fliessendem Wasser, doch unterbrochenem Strom. Ihre Kinder würden hier im Wohlstand aufwachsen. «Es ist nicht schlecht, wenn sie mal was anderes sehen.» Bruderers ist es aber wichtig, dass ihre Zöglinge in Honduras ein stabiles Umfeld haben. «Timo besucht dort einen Kindergarten.» Seine Mutter nimmt auch Medikamente mit, vor allem homöopathische. «Antibiotika sind dort leicht zu erhalten.»
Kaffeemaschine reist mit
In ihre Koffer packen Bruderers vor allem leichte Kleider, elektronische Geräte und die italienische Kaffeemaschine. «Es soll dort guten Kaffee geben, aber schlechte Maschinen», so Isabelle Balazs Bruderer.
An die Rückkehr können sie noch nicht denken, wissen aber: «Es wird eine Herausforderung.» Daniel Bruderer sieht in seinem Schritt mehr als nur einen Drang zur Weltverbesserung: «Ich habe reagiert auf etwas, das mich betroffen machte. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit.» Sein Sohn Timo träumt derweil davon, bald einem Piloten über die Schulter zu schauen. Leona weiss noch nicht, dass ihr die Bananen in der neuen Heimat sicher besser schmecken.
Ein Artikel aus der
www.bolligen.ch
In zwei Wochen wird der Inhalt ihrer Viereinhalbzimmerwohnung in die Garage von Isabelles Mutter verfrachtet. Danach wohnt die Familie einen Monat in Zug, wo Interteam sie intensiv auf ihre lange Reise vorbereitet. Am 1.Dezember fliegen Bruderers dann nach Nicaragua. Die junge Familie will erst einen Sprachkurs absolvieren, bevor sie nach sechs Wochen ans eigentliche Ziel umsiedelt: Comayagua, eine Kleinstadt mit 60000 Seelen im Westen Honduras. Das Land gilt als eines ärmsten in Zentralamerika.
An Expo.02 sensibilisiert
Isabelle und Daniel Bruderer, seit 1998 ein Paar, seit sieben Jahren verheiratet, sind viel gereist. Bis die Kinder kamen. «Ich hatte auf einmal kein Bedürfnis mehr wegzugehen», erinnert sich Isabelle Balazs Bruderer, die vor kurzem noch als Pflegefachfrau bei der Bolliger Spitex tätig war. Sie und ihr Mann hätten sich niedergelassen, auf ein Leben in der Schweiz eingestellt, Möbel angeschafft. Doch die Expo.02 führte zum Gesinnungswandel. Ein Pavillon dort sensibilisierte den heute 38-jährigen Betriebswirtschafter Daniel Bruderer auf das Thema nachhaltige Entwicklung. Die Ausstellung über das Ungleichgewicht auf der Erde rüttelte ihn auf und liess ihn nicht mehr los. Doch nach seinem Beruf schreie in der Entwicklungshilfe sicher sich niemand, dachte Bruderer. Er hatte sich getäuscht. Interteam schrieb eine Stelle für einen Marketingspezialisten aus, Bruderer bewarb sich. Mit Erfolg.
Arbeit mit Kleinbauern
In Honduras wird Daniel Bruderer nun für sechs Kooperativen zuständig sein. Rund 600 Kleinbauern liefern dort ihre Ware ab, wo sie verarbeitet wird. Bruderer wird unter anderem den Prozessablauf beobachten, Zertifizierungen mit Fair-Trade-Labels evaluieren und die Vermarktung der Produkte vorantreiben. «Mir ist es wichtig, dass ich engen Kontakt mit den einheimischen Menschen habe», so Bruderer. Auch seine Frau Isabelle hat einen Vertrag mit Interteam, aber noch keine Stelle.
Möbel lässt die Familie keine verladen. «Natürlich können wir dort nicht mit dem hiesigen Lebensstandard rechnen», ist sich Isabelle Balazs Bruderer bewusst. Sie stellen sich ein auf ein Leben ohne Waschmaschine, vielleicht mit fliessendem Wasser, doch unterbrochenem Strom. Ihre Kinder würden hier im Wohlstand aufwachsen. «Es ist nicht schlecht, wenn sie mal was anderes sehen.» Bruderers ist es aber wichtig, dass ihre Zöglinge in Honduras ein stabiles Umfeld haben. «Timo besucht dort einen Kindergarten.» Seine Mutter nimmt auch Medikamente mit, vor allem homöopathische. «Antibiotika sind dort leicht zu erhalten.»
Kaffeemaschine reist mit
In ihre Koffer packen Bruderers vor allem leichte Kleider, elektronische Geräte und die italienische Kaffeemaschine. «Es soll dort guten Kaffee geben, aber schlechte Maschinen», so Isabelle Balazs Bruderer.
An die Rückkehr können sie noch nicht denken, wissen aber: «Es wird eine Herausforderung.» Daniel Bruderer sieht in seinem Schritt mehr als nur einen Drang zur Weltverbesserung: «Ich habe reagiert auf etwas, das mich betroffen machte. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit.» Sein Sohn Timo träumt derweil davon, bald einem Piloten über die Schulter zu schauen. Leona weiss noch nicht, dass ihr die Bananen in der neuen Heimat sicher besser schmecken.
Ein Artikel aus der

www.bolligen.ch
Autor:in
Samira Zingaro, Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
18.10.2008
Geändert: 18.10.2008
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