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Bolligen - Die Ausgegrenzten wehren sich

Quelle
Berner Zeitung BZ

Eine neue Siedlung an bester Wohnlage: Die Gemeinde hat auf dem Flugbrunnenareal Grosses vor. Zwei Landbesitzer wehren sich nun, weil sie bei den Plänen aussen vor gelassen wurden.

Das Flugbrunnenareal ist das Filetstück der Gemeinde Bolligen, ein Leckerbissen für jeden Investor. Es liegt am sonnigen Hang, die Aussicht reicht vom Jura bis zu den Voralpen. Über 100 neue Wohnungen haben hier Platz. Dafür sollen verschiedene bestehende Gebäude weichen: die Gemeindeverwaltung, das ehemalige Coop, das Feuerwehrmagazin und der nicht mehr benötigte Teil der Schulanlage Flugbrunnen. Sie alle gehören der Gemeinde, die das gesamte Areal an einen Investor abgeben will.


Das gesamte Areal? Nicht ganz. Zwei kleine Parzellen, auf denen je ein Wohnhaus steht, sind von der aktuellen Planung ausgeschlossen. Um sie herum müsste der Investor einen Bogen machen, was den Wert des gesamten Areals senken würde.


Ein Vertrag als Problem


«Wir hätten die beiden Parzellen gerne dabei», sagt Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos). Auch die zwei privaten Grundeigentümer erklären, dass sie ihr Haus zugunsten der neuen Überbauung abgeben würden. Wo liegt also das Problem? Die Gemeinde wollte mit den beiden Besitzern einen Kaufrechtsvertrag abschliessen. Der eine Besitzer, Ueli Turtschi, wollte aber nicht mit der Gemeinde, sondern mit dem künftigen Investor einen Vertrag eingehen. Die andere Besitzerfamilie verhandelte zuerst zwar mit der Gemeinde, lehnte den Kaufrechtsvertrag aber ab und ist nun ebenfalls auf Turtschis Linie.


Die Gemeinde strich die zwei Parzellen deshalb aus der Planung – zum Ärger der beiden Besitzer, die nun Einsprache gegen die Zonenplanänderung eingereicht haben. Noch drei weitere Einsprachen gingen ein. In diesen wird unter anderem die Höhe der geplanten Neubauten (vier Geschosse) sowie die mögliche Offenlegung des Flugbrunnenbachs kritisiert.


Frühestens 2017


Über die Einsprachen entscheiden wird die Gemeinde Bolligen. Da ihr auch das Areal gehöre, sei sie «ganz offensichtlich in einem Interessenkonflikt», kritisiert Ueli Turtschi. Die Gemeinde habe ihre Doppelrolle gegenüber den Hausbesitzern «schonungslos ausgenutzt» und sie zu einem Kaufrechtsvertrag nötigen wollen. Gemeindepräsident Burger widerspricht: «Die Gemeinde hat immer eine Doppelrolle, wenn sie etwas baut oder verkauft.» Von Nötigung könne keine Rede sein. «Wir wollen einfach einen guten Preis für das Areal erzielen, und das ist letztlich auch im Interesse der privaten Grundbesitzer», so Burger.


Die Bauarbeiten auf dem Flugbrunnenareal werden frühestens 2017 beginnen. Die Einsprecher könnten den Baustart aber massiv verzögern. «Das ist nicht unser Ziel», sagt Ueli Turtschi. Man sei zu einer Einigung bereit – unter einer Bedingung: «Wir wollen direkt mit den Investoren verhandeln, damit wir in der neuen Überbauung eine gleich grosse Wohnung bekommen.» Rudolf Burger ist bereit nachzugeben. «Aber dann tragen die Besitzer auch das Risiko, falls sie sich mit den Investoren nicht einigen können.»

Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 28.03.2015
Geändert: 28.03.2015
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