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Bolligen - Fernwärme soll bald Realität werden
Die Gemeinde Bolligen will in Stettlen eine Holzschnitzelanlage für Fernwärme realisieren. Doch auch gegen den neuen Standort sind Einsprachen eingegangen. Gestartet wird trotzdem – wenn nötig mit einer Notlösung.
Fernwärme aus Holzschnitzeln lautete die Losung der Stunde. Doch das Projekt drohte zu scheitern, denn der Kanton Bern bewilligte den vorgesehenen Standort in der Landwirtschaftszone nicht. Selbst eine Umzonung lehnte er ab.
Gebaut werden soll nun doch, aber im Nachbardorf Stettlen. Der vorgesehene Standort der Anlage befindet sich in circa 100 Meter Entfernung zur Firma Herzog, und die Zufahrt soll über den Schwandiweg erfolgen.
Start im Lutertal
An einem öffentlichen Anlass der Gemeinde Bolligen informierten verschiedene Redner über die Bauphasen und die Vorgehensweise der beteiligten Firmen. Bauherrin und Betreiberin wird ein Konsortium der Genossenschaft Elektra Baselland und der AEK Energie AG Solothurn sein.
Es wurden bereits zahlreiche Verträge mit Privaten und mit öffentlichen Institutionen abgeschlossen. «Wir sind startklar», sagte Konrad Gisler als Kontaktperson für die Kunden dazu.
Das Projekt soll sozusagen von hinten aufgezäumt werden, denn die erste Bauphase fällt im Lutertal an. Hier entsteht eine Notfallzentrale mit zwei modernsten Öltanks. Kommt die vorgesehene Holzschnitzelheizung an ihre Grenzen, kann vom Lutertal aus Wärme durch die Rohre ins Dorf transportiert werden. Solche Extremfälle seien jedoch sehr selten, erläuterte Projektleiter Daniel Flückiger.
Das Notfallszenario mit der Ölheizung ist aktuell noch aus einem anderen Grunde wichtig. Für dieses Bauvorhaben liegt bereits eine Baubewilligung vor, nicht jedoch für die Holzschnitzelanlage in Stettlen. Dort seien Einsprachen hängig, bestätigte Flückiger.
Bauphase im Winter
Die Projektverantwortlichen zeigten sich jedoch zuversichtlich, Lösungen zu finden. So haben sie die Bauphase im Riedli in den Winter verlegt. Damit würden die Natur und insbesondere die Amphibien nicht übermässig belastet. Die Planer warten nun auf die amtlichen Berichte. Fallen diese positiv aus, so werden Einsprecher einen schweren Stand haben.
«Reissen alle Stricke, erzeugen wir die Fernwärme in einer Übergangsphase mit den Ölheizungen und suchen nach einem neuen Standort», sagte Gisler. Sonst würden ihm als Verkäufer die Kunden weglaufen. Im Saal war bei dieser Aussage ein mehrfaches Seufzen zu hören, unter den Anwesenden befanden sich viele Interessenten für Fernwärme.
Positive Nachrichten hatte das Konsortium für die Leute aus Stettlen: Zu einem späteren Zeitpunkt sei es denkbar, auch diesen Ort an die Fernwärme anzuschliessen, zu den gleichen Preisen wie für Bolligen.
Fragen zum Holz
Die Redner legten auch die Kosten für die Anschlüsse offen. Sie sind aktuell höher als bei fossilen Brennstoffen. Es wurde jedoch betont, dass es sich um eine langfristige Investition handle. Wer auf die Fernwärme setze, erhalte eine Dienstleistung inklusive Pikett bis mindestens 2059.
Zu diesem Zeitpunkt läuft der Baurechtsvertrag mit der Gemeinde aus. Die Anwesenden interessierten in erster Linie die Herkunft und die Verarbeitung des Holzes. Wenn immer möglich werde Holz aus einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern zugeführt, lautete eine der Antworten. Und das Silo der Anlage wird ein Volumen umfassen, das für vier bis fünf Tage Fernwärme reicht. Dies bei voller Leistung.
Diese Angaben führten zur Frage nach den Transporten. Die Planer rechnen mit ein bis zwei Lastwagenfahrten pro Tag und betonten an der Veranstaltung, dass der Standort in einer Gewerbe- und Industriezone liege.
Unsicherer Zeitplan
Nun beginnen die Bauarbeiten für die Wärmezentrale Lutertal. Sie wird in diesem Sommer in Betrieb genommen. Der Bau der Heizzentrale Stettlen ist für den nächsten Winter geplant.
Erstellt:
16.05.2018
Geändert: 18.05.2018
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