- Kultur
Bowil - Figuren führen durch die Passionszeit
Bis Ostermontag sind in der Kirche Szenenbilder zu Passion und Ostern zu sehen. Marianna Oppliger schuf die biblischen Figuren und arrangierte zwölf Szenen.
Morgens scheint die Sonne durch die Glastüren des Haupteingangs der Kirche Bowil, tagsüber dringt Licht durch die Seitenfenster. Das reicht, um die zwölf Szenen mit biblischen Figuren auf der rechten Seite des Kirchenschiffs zu beleuchten. Auf niederen Tischen stehen sie chronologisch angeordnet, nach den Geschehnissen, die sich in der Passionswoche vor über 2000 Jahren ereignet haben sollen. Die Figuren schuf die Bowilerin Marianne Oppliger. Die 63-jährige ehemalige Bauernmalerin stellt seit Jahren sogenannte Schwarzenberg-Figuren her. Sie erteilt auch entsprechende Kurse.
Einfache Materialien
Biblische Figuren Schwarzenberg: Die Technik entstand, damit auch arme Familien mit einfachen Materialien eigene Krippenfiguren erschaffen können (siehe Kasten). Die Figuren werden schweizweit hergestellt. Sie sind sehr beweglich und standfest. Ihre Charakteristik ist, dass sie kein ausgestaltetes Gesicht haben. «Man formt die Figuren so, dass sie mit ihrer Körperhaltung etwas ausdrücken», sagt Marianna Oppliger. Sie bewegt millimeterweise eine Hand oder den Kopf, biegt den Rücken der Figur so, dass Emotionen sichtbar werden. Etwa in der ersten Szene: Hier sitzt der in rohweisses Tuch gekleidete Jesus im Kreis von Freunden. Seine Haltung drückt Ergebenheit aus, während ihm eine Frau etwas über den Kopf giesst.
Kostbares, duftendes Nardenöl war es, wie die Bibel berichtet. Das sollen damals einige als Verschwendung kritisiert haben. Aber Jesus liess die Salbung demütig über sich ergehen. Mit feiner Hand hat Marianna Oppliger jede Szene gestaltet, die Figuren mit wenigen, aber markanten Details versehen. Etwa den Jünger Judas, der Jesus verraten hat. Er trägt ein schwarzes Täschchen unter dem Arm, in dem man das Blutgeld erahnt. Die berühmte Szene, bei der Judas Jesus den Verräterkuss aufdrückt, um ihm seinen Häschern auszuliefern, widerspiegelt auch starke Emotionen: die Härte des Verräters, die Ergebenheit des Ausgelieferten, den behelmte Soldaten zu Pontius Pilatus treiben. Der prächtig gekleidete Statthalter wäscht seine Hände in Unschuld, und die Geschichte nimmt ihren Lauf: die Kreuzigung, das Begräbnis, die Auferstehung.
Aufwendige Arbeit
Nur die Bleifüsse und den mit Sisal umwickelten Draht für das Skelett kauft Oppliger fertig, alles andere macht sie selber. Die Köpfe schneidet sie aus Sagexwürfeln, überzieht die Gesichter mit Modelliermasse und Stoff. Darüber kommen Haare aus Fell oder Synthetik. Jede Hand ist einzeln geformt. Sandalen und Schuhe sind selbst genäht, auch Turbane, Tücher und Taschen. «Die Kleider zeigen, welcher sozialen Schicht eine Person angehört», sagt Marianna Oppliger. Aus allen Gruppen sticht der grosse, weisse Engel hervor, der neben der leeren Grabhöhle sitzt, vor der staunende Frauenfiguren stehen.
[i] Die Figuren: Schwarzenberg-Figuren, 50-Jahr-Jubiläum
Die ersten Figuren für die Familienkrippe schuf die Ordensschwester Anita Derungs 1964 im Kloster Ilanz. In Schwarzenberg LU begannen Kurse und damit die Schwarzenberg-Bewegung, die mit Ausstellungen ihr 50. Jubiläum feiert. Die von Hand angefertigten Figuren haben ein bewegliches Drahtgerüst im Körper. Sie sind beweglich, und Bleifüsse verleihen ihnen Standfestigkeit. Die einfache Bekleidung ist den Traditionen aus biblischer Zeit nachempfunden.
[i] Bewegte Ostern: Ausstellungen mit biblischen Figuren Schwarzenberg zu Passion und Ostern bis Ostermontag. Kirche Bowil: täglich von 8 bis 19 Uhr.
Erstellt:
11.04.2014
Geändert: 11.04.2014
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