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Freundin des Brandopfers von Wichtrach: "In dieser Nacht war es bitterkalt"

Rund ein Monat ist vergangen seit dem tödlichen Brand im Gasthof Kreuz in Wichtrach. Noch ist nicht klar, was die Ursache war für das Unglück. Verschiedene Vermutungen machen die Runde. Gedanken macht sich auch die Freundin des Brandopfers. In der Brandnacht lief im Kreuz die Heizung nicht. Unklar ist, ob Elektroheizofen zum Einsatz kamen.

S.N. vor dem abgebrannten Gasthof Kreuz. Ihr Freund starb im Feuer. (Bild: Res Reinhard)

Es war kalt in der Nacht vom 20. auf den 21. März 2021. Die Wetterstation Mirchel mass eine Tiefsttemperatur von minus 4,1 Grad. In Wichtrach könnte es demnach noch kälter gewesen sein, weil es etwas tiefer liegt.

 

Heizöl war ausgegangen

Kalt war es auch im Wohnungsanbau des Gasthofs Kreuz, in dem es später brannte. „Das Heizöl war ausgegangen und der Vermieter war im Ausland.“ Das erzählt S.N., die Freundin des Brandopfers, die sich kurz nach dem Unglück bei BERN-OST gemeldet hat. Sie war am Abend vor dem Brand bei ihrem Freund zu Besuch – und fror. „Wir sassen in Decken eingewickelt im Wohnzimmer. Irgendwann wurde es mir zu ungemütlich und ich ging heim.“ Ihren Freund sollte sie nicht mehr sehen. Am frühen Morgen brach in dem Gebäude Feuer aus und er starb in den Flammen.

 

Brandlöcher

Gemäss einem Bericht der Berner Zeitung BZ hatte das Feuer im Zimmer des späteren Opfers seinen Ursprung. Vermieter und Kreuz-Eigentümer Stefano Fiorà sagte der Zeitung, der Mann habe Drogen- und Alkoholprobleme gehabt. Er, Fiorà, habe schon mehrmals Bettdecken und Matratzen auswechseln müssen, weil sie Brandlöcher hatten. Wohl weil der Mieter im Rausch unvorsichtig mit seinen Zigaretten umgegangen oder beim Rauchen eingenickt war.

 

Gegenüber der BZ bestätigte Stefano Fiorà, dass in den Zimmern keine Brandmelder installiert waren. Zu BERN-OST sagt er: „Das war ein Fehler, das ist klar. Ich hatte mir brandtechnisch mehr Sorgen gemacht um den Saal und die Wohnungen zu wenig mitgedacht.“ Dem verstorbenen Mieter habe er aber brandhemmende Bettwäsche besorgt.

 

Dass die Heizung nicht lief, weil das Heizöl ausgegangen war, stimme auch, sagt Fiorà zu BERN-OST. Er sei davon überrascht worden. „Ich dachte, das Öl reicht länger. Ich habe am Freitag vor dem Brand neu bestellt, am Montag wäre es gekommen.“

 

Wurde mit Elektroofen geheizt?

Laut S.N. war es nicht das erste Mal, dass die Heizung nicht lief, weil das Öl ausgegangen war. Die Zimmer seien zudem alt und zugig gewesen. „Ein Mitmieter hat mir gesagt, sie würden dann halt mit Elektroöfeli heizen. Das war in dieser Nacht auch nötig, so kalt wie es war.“

 

Könnten alte oder ungeeignete Heizofen den Brand ausgelöst haben? Eine Bestätigung gibt es dafür nicht. Bei der Kantonspolizei heisst es, man werde informieren, wenn die Ermittlungen zur Brandursache abgeschlossen sind. Und auch Fiorà sagt, er wisse zwar wo, aber nicht warum es zu dem Feuer kam. Ein Öfeli als Brandursache  schliesst er weitgehend aus. „Elektroofen waren im oberen Stock verboten. Da war zu viel Puff und die Sicherungen waren dafür auch zu schwach.“

 

Seines Wissens seien auch in dieser kalten Nacht keine im Einsatz gewesen. „Ich habe bei den anderen Mieter:innen nachgefragt und sie haben mir versichert, dass niemand eines installiert habe.“ Der Verstorbene habe auch bei kaltem Wetter immer bei offenem Fenster geschlafen, sagt Vermieter Fiorà. Er habe also kaum Bedarf gehabt nach einer Extra-Heizung, so Fioràs Vermutung.

 

S.N. ist davon nicht überzeugt. „Ich habe die Öfeli nicht mit eigenen Augen gesehen. Aber ich habe keinen Grund, die Aussage des Mitmieters anzuzweifeln. In dieser Nacht war es auch dringend nötig, irgendwie zu heizen.“

 

[i] Ebenfalls noch nicht klar ist, wie es mit dem Gasthof Kreuz weitergeht. Stefano Fiorà: „Zurzeit laufen immer noch Abbrucharbeiten und es gibt noch diverses abzuklären. Wir müssen Schritt für Schritt schauen.“


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 21.04.2021
Geändert: 21.04.2021
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