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Catherine Meyer, Grüne: «Zielorientiert, hartnäckig und engagiert»

Im Oktober wählen wir den Nationalrat neu. 57 Männer und Frauen aus der Region Bern-Ost bewerben sich um einen Sitz. Auf BERN-OST stellen sich von jeder Partei eine Kandidatin und ein Kandidat aus der Region vor. Heute Catherine Meyer (Grüne), Gemeinderätin in und aus Bolligen.

Grüne-Kandidatin Catherine Meyer aus Bolligen. (Bild: zvg)

Name: Catherine Meyer  

Alter: 34  

Wohnort: Bolligen  

Beruf: Product Owner Website BFH  

Arbeitgeber: Berner Fachhochschule  

Familienstand/Kinder: ledig, keine Kinder, aber eine Katze 😉. 

In diesen Vereinen bin ich Mitglied:  

Klima-/Natur-Themen: Greenpeace, NUBIS (Verein Natur & Umwelt Bolligen – Ittigen – Stettlen), Verein Klimaschutz, WWF Schweiz  

Veganismus/Landwirtschaft: Pro Nutztier, Swissveg, Vegane Gesellschaft Schweiz  

Verkehrsthemen: Pro Velo, VCS, Verein Spurwechsel  

Weitere: Campax, Mieterinnen & Mieterverband MV, Public Eye, TGNS (Verein Transgender Network)  

Bisherige politische Ämter: Bolliger Gemeinderät*in ; ARA Worblental: Vorstandsmitglied, Ressortchef*in Personal + Finanzen; KEWU AG: Mitglied Verwaltungsratsausschuss (VRA) Verwaltungsrät*in; WVRB AG: Verwaltungsrät*in  

  

Wer ist für Sie ein politisches Vorbild?      

Für mich ist Aline Trede, Grüne Nationalrätin, ein Vorbild. Sie ist kompetent, überzeugend, stets hochmotiviert, hartnäckig und hat trotz ihrer hohen Auslastung immer für alle Zeit, die ihren Rat brauchen. 

  

Was war Ihrer Ansicht nach der letzte grosse Aufsteller in der Schweizer Politik?  

Ich habe mich unglaublich über das Ja zum Klimaschutzgesetz am 18. Juni 2023 gefreut. Nach der Ablehnung des CO2-Gesetzes im Jahr 2019 hatte ich befürchtet, dass dieses Gesetz auch abgelehnt wird und weitere Schritte für den Klimaschutz in weite Ferne rücken könnten. Doch seit dem 18. Juni haben wir nun endlich ein gesetzlich verankertes Netto-Null-Ziel und setzen auf ein Impulsprogramm für den Ersatz von Öl- und Gasheizungen.            

 

Dieses Gesetz wird nicht ausreichen, um uns ans Ziel zu bringen, aber es ist ein wichtiger Meilenstein und ebnet den Weg für weitere Massnahmen, wie zum Beispiel ein neues CO2-Gesetz mit einem Netto-Null-Ziel bis 2040 oder auch die Schaffung eines Klimafonds, der finanzielle Ressourcen für die Biodiversität oder auch für die Umschulung von Fachkräften zur Verfügung stellt. 

 

Die Klimakrise ist jetzt. Und es geht um alles. Wir können die Klimakrise nicht mit Flickwerk (oder achtspurigen Autobahnen) bewältigen. Es benötigt ein tiefgreifendes Umdenken und entschiedenes Handeln. Denn wenn wir so weitermachen wie bis anhin, zerstören wir unsere eigene Lebensgrundlage. Deswegen will ich als Nationalrät*in alle Mittel ausschöpfen, um ein weiteres Verschlimmern der Klimakrise zu bekämpfen und die Schweiz auf die schon jetzt stark spürbaren Effekte der Klimakrise vorzubereiten.  

  

Was der letzte grosse Ablöscher?  

Entrüstet bin ich über das Einreichen der Halbierungsinitiative (SRG-Initiative). Diese verlangt eine Reduktion der Serafe-Abgaben für die Service-Public-Angebote im TV und Radio von 335 Franken pro Jahr und Haushalt auf 200 Franken. Für Unternehmen soll die Abgabe zudem ganz gestrichen werden. Dabei wurde die No-Billag-Initiative erst im Jahr 2018 mit 71.6 Prozent abgelehnt – ein starkes Zeichen dafür, dass der Bevölkerung diese Medien enorm wichtig sind.  

  

Als Teil meines Studiums der Kommunikationswissenschaft und Medienforschung habe ich mich stark mit Medienregulierung und öffentlich-rechtlichen Medien auseinandergesetzt. Es ist belegt, dass diese Medien diverse soziale, kulturelle und politische Funktionen für die Allgemeinheit erfüllen. Zudem produzieren sie sozial wertvolle Inhalte, die durch rein ökonomischen Wettbewerb nicht hervorgebracht werden würden. Dies besonders nicht in unserer kleinräumigen und viersprachigen Schweiz.  

 

Für das Funktionieren unseres demokratischen Systems sind Medien mit einem Service-Public-Auftrag zudem unerlässlich, da diese eine freie Meinungsbildung ermöglichen und so eine aktive Teilhabe an der Demokratie erlauben.  

  

Besonders wichtig sind die Angebote der SRG auch für die Berg- und Randgebiete, da viele Lokalzeitungen verschwunden sind. In diesen Regionen geht es um die mediale Grundversorgung.

 

Eine Reduktion der Abgaben hätte direkte Konsequenzen für die Medienvielfalt und die erbrachten Leistungen. Die Medienvielfalt und eine unabhängige Meinungsbildung sind aber in unserer komplexen Welt wichtiger denn je. Aus dem Grund hoffe ich inständig, dass auch diese Initiative deutlich abgelehnt wird. 

  

Was ist Ihr grösster Wunsch für die Schweiz?  

Dass wir einsehen, wie schwer betroffen wir und andere Länder bereits jetzt von der Klimakrise sind und was alles auf uns zukommen wird, wenn wir nicht entschieden handeln. Ich wünsche mir auch, dass wir einsehen, dass wir nicht nur zuschauen, sondern auch handeln und unsere Zukunft aktiv gestalten können.

 

Ich hoffe somit inständig, dass wir uns beim Klimaschutz so richtig ins Zeug legen und so unsere natürlichen Lebensgrundlagen für diese und zukünftige Generationen erhalten. 

 

Sollen die KK-Prämien künftig vom Lohn abhängig sein? Das heisst, wer mehr verdient, bezahlt höhere Prämien. Bitte kurz begründen.  

Ich bin für einkommens- und vermögensabhängige Krankenkassenprämien. Die Krankenkassenprämien sind mittlerweile für einen erheblichen Teil der Bevölkerung zu einer hohen Belastung geworden. Die derzeit einkommensunabhängigen Prämien steigen seit Jahren deutlich stärker als das zur Verfügung stehende Haushaltseinkommen.

 

Bei der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes in den 1990er-Jahren hat der Bundesrat versprochen, dass niemand mehr als acht Prozent des steuerbaren Einkommens für die Krankenkasse bezahlen soll. Die vom Bundesrat angestrebten acht Prozent des steuerbaren Einkommens entsprechen in etwa sechs Prozent des verfügbaren Einkommens. Dafür wurden die Prämienverbilligungen eingeführt. 

 

Heute ist die Prämienlast allerdings doppelt so hoch. Paare mit unteren und mittleren Einkommen zahlen – nach Prämienverbilligungen – 13 bis 15 Prozent ihres Einkommens für Krankenkassenprämien (freie Arztwahl). Selbst wenn sie ein «alternatives Versicherungsmodell» wie HMO wählen, kostet die Prämie immer noch mehr als zehn Prozent.

 

Ausdruck davon, dass sich viele Menschen die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten können, ist auch die steigende Anzahl von Betreibungen aufgrund geschuldeter Prämien oder Kostenbeteiligung. Auch verzichten etwa 10-20 Prozent der Bevölkerung aus Kostengründen auf medizinische Leistungen, wobei hohe Franchisen und ein tiefes Einkommen die Wahrscheinlichkeit für diesen Verzicht erhöhen.  

 

Dieser Sachverhalt macht deutlich, dass es dringend diverse Massnahmen für die Entlastung der Prämienzahler*innen braucht. Ein Land wie die Schweiz kann und soll sich Gesundheitskosten in der Höhe von zwölf Prozent des BIP leisten. Denn diese Ausgaben sind eine Investition in die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung. Allerdings müssen die Mittel sinnvoll eingesetzt und die Lasten fair über die Bevölkerung verteilt werden. Deswegen braucht es kurzfristig eine stärkere Finanzierung des Gesundheitswesens durch die öffentliche Hand und einen Ausbau der Prämienverbilligungen. Mittelfristig sollten die unsozialen Kopfprämien durch einkommensabhängige Krankenkassenprämien abgelöst und eine öffentliche Krankenkasse eingeführt werden.      

 

Abschliessend ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Klimakrise eine grosse gesundheitliche Bedrohung ist. Weltweit sind bereits 37 Prozent der Hitzetoten auf die Klimaerhitzung zurückzuführen. Und allein in der Schweiz führen durch Luftschadstoffe ausgelöste Krankheiten zu 14'000 Spitaltagen und 2'300 Todesfällen – jedes Jahr. Aus dem Grund braucht es ergänzend eine Klimastrategie für das Gesundheitswesen, die dieses auf einen Temperaturanstieg vorbereitet und den Klima- und Umweltimpact reduziert. 

  

Wie würden Sie sich in drei Worten selber beschreiben?  

Zielorientiert, hartnäckig und engagiert.  

  

Welches ist Ihr Lieblingsfilm?  

Ich liebe Filme, TV-Shows und Dokumentarfilme, weswegen ich mich sehr ungerne auf nur eine Angabe beschränke. Mein Lieblingsfilm ist immer noch «The Lord of the Rings: The Fellowship of the Ring», meine derzeitige Lieblingsserie ist «The Haunting of Hill House» und meine Lieblingsdoku der letzten Monate ist «Fleisch – warum essen wir Hühner, aber keine Katzen?» von SRF. Die Doku setzt sich mit unserer Beziehung zu Tieren und ihrer willkürlichen und kulturell geprägten Zuteilung in die Kategorien «Nutztier» oder «Haustier» auseinander – ein Thema, das mir als vegan lebende Person stark am Herzen liegt. 

 

Ihr Lieblingsbuch?  

American Gods von Neil Gaiman.  

  

Ihre Lieblingsband/Musiker:in?  

Derzeit höre ich sehr oft das Album «Radical Romantics» von Fever Ray.

 

Welches Hobby macht Sie glücklich?  

In meiner Freizeit jogge ich sehr gerne – am liebsten am frühen Vormittag mit einem lehrreichen Polit-Podcast in den Ohren, im Wald oder an der Aare und so schnell, wie ich kann. Der Laufsport ist meine Art der Meditation, lässt mich abschalten und gleichzeitig neue Ideen schöpfen. 

  

Welches ist Ihr Lieblingsort in der Region Bern-Ost?  

Mein Lieblingsort ist der Bantiger. Der Ausblick auf das Worblental und die Alpen ist ein absolutes Highlight.   

  

Der Link zum persönlichen Smartvoteprofil:  

https://smartvote.ch/de/group/527/election/23_ch_nr/db/candidates/54188

  

Link zur persönlichen Wahlkampfwebseite/der Wahlkampfwebseite der Partei:  

www.meyercatherine.ch


Autor:in
Redaktion, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.09.2023
Geändert: 18.09.2023
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