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Containerhaus in Aeschlen: «Eine gute Lösung – auf Zeit»

Ein komplett ausgestattetes, transportierbares Haus für nur 15'000 Franken? Klingt toll. Nur: Ganz so einfach ist es nicht. Ursula Scheidegger erklärt, warum sie und ihre Familie zehn Monate im Containerhaus neben ihrem Bauernhof bei Oberdiessbach gewohnt haben, wozu sich das spezielle Haus eignet – und wozu eher nicht.

Das Containerhaus: Zehn Monate lang war es das vorübergehende Zuhause der Familie Scheidegger. (Foto: zvg)
Vier Container und zwei Holzanbau-Elemente: So sieht das grosse Tiny House aus ...
... und so sehen die Grössenverhältnisse in Echt aus. (Fotos: zvg)

«Containerhaus zu verkaufen», ist im Inserat auf BERN-OST zu lesen. Daneben das Bild: Ein interessantes Konstrukt aus Stahl und Holz, wohl einzigartig in dieser Form, mit zahlreichen und grosszügigen Fenstern. Und dazu ein Preis, der fantastisch günstig anmutet: 15'000 Franken verlangen Ursula und Erwin Scheidegger für das Haus.

 

Also gut, es ist auch klein ...

Unsere Neugier war geweckt: Was ist mit diesem Haus, wofür ist es gedacht? Und: Könnte man so zu einem «Eigenheim zum Minipreis» kommen? Ein Haus in der Region, so zeigt ein Blick auf Immobilienportale, kostet nämlich locker dreiviertel bis zweieinhalb Millionen Franken. Zugegeben: Diese Häuser sind auch beträchtlich grösser. Das Containerhaus hat nämlich mit Aussenmassen von neun auf sechs Metern eine Innenfläche von wenig mehr als 50 Quadratmetern.

 

... aber hat Platz für alles Nötige

Das, erzählt Ursula Scheidegger, sei zwar zu gross für ein Tinyhouse, aber wirklich geräumig sei es nicht: Es bot der Familie gerade so Platz für alles Nötige. «Und es war gemütlich.» Sie hat das mit ihrer vierköpfigen Familie während zehn Monaten ausgetestet: «Wir haben unser Bauernhaus umgebaut und wollten in dieser Zeit nicht allzu weit weg wohnen von unseren elf Mutterkühen.» Ausserdem wohnten sie dadurch nahe bei der Baustelle, auch das war praktisch, weil sie viel selber mit anpackten.

 

Ersatz für ein ganzes Haus ...

Weil sie sowohl das Untergeschoss als auch den Estrich umbauten, mussten sie das Haus vollständig leeren – ans Wohnen war dort nicht zu denken. Eine Suche führte die Familie zu einem Bauern in Heimberg, der das Haus für sich selbst aus vier Containern und einem selbst gezimmerten Holzanbau konstruiert hatte – auch er brauchte eine Wohngelegenheit, während sein Bauernhaus umgebaut wurde. Und sie waren sofort von dieser Lösung überzeugt: «Küche und Bad sind komplett ausgestattet und das Containerhaus ist heizbar.»

 

... aufgebaut in einem einzigen Tag

Weil Erwin Scheidegger als Lastwagenchauffeur arbeitet, konnte er den Transport per Tieflader selbst übernehmen, und das sparte Etliches an Transportkosten: «Acht Mal musste er insgesamt hin und her fahren», erzählt Ursula Scheidegger. Aufgebaut hingegen war das Haus in nur einem einzigen Tag. Und für die beiden Kinder Leonie, 13, und Nico, 10, haben sie im oberen Stock eine Trennwand eingefügt, damit hatten sie quasi ihre eigenen Zimmer.

 

Alle Bauarbeiter in der Küche verpflegt ...

Die Küche sei sogar gross genug gewesen, um die Arbeiter mittags zu bekochen. Aber dennoch ist die Familie nicht unglücklich, dass der Umbau nur zehn Monate dauerte statt dem eingeplanten Jahr. «Alles in allem ist es doch nur eine provisorische Unterkunft», findet Ursula Scheidegger. Einen beträchtlichen Teil der Möbel musste die Familie während dieser Zeit in der Garage neben dem vermieteten Stöckli unterbringen.

 

... und den Winter gut überstanden

Den Winter – «es war ein milder» – hätten sie aber dank der drei Klimageräten tatsächlich bestens überstanden. «Statt oben zwei Geräten und unten einem, würden wir wahrscheinlich empfehlen, es eher umgekehrt zu machen», überlegt sie. Dafür sei es im Sommer nicht zu heiss geworden: «Bei uns steht das Haus am Waldrand, deshalb war es immer sehr angenehm.»

 

Zurück im Haus ...

Im April war das Bauernhaus fertig umgebaut, jetzt sind die letzten Umzugs- und Einrichtungsarbeiten erledigt. Der Familie Scheidegger stehen seither fünf renovierte Zimmer zur Verfügung. Ursula Scheidegger scherzt: «Anfangs fühlten wir uns fast verloren in der grossen Wohnung.» Dann ergänzt sie, es sei schon sehr angenehm, wieder mehr Platz zu haben.

 

... das heisst Abschiednehmen vom Containerhaus

Von ihrem Containerhaus wollen sie sich jetzt trennen, deshalb das Inserat. Und wenn auch der Preis sehr interessant ist, habe das Ganze schon seine Haken: «Wer es als ständige Unterkunft benutzen möchte, benötigt eine Baubewilligung.» Das war bei ihnen nicht nötig, weil es sich um eine «vorübergehende Wohnsituation» während einem Umbau handelte.

 

«Am ehesten für eine andere Bauernfamilie»

Und auch der Transport – acht Fahrten mit dem Tieflader – koste wohl deutlich mehr, wenn jemand nicht die gleiche Gelegenheit hat wie Erwin Scheidegger. «Wahrscheinlich wird das Haus am besten einer anderen Bauernfamilie dienen, die bereits über einen Platz zum Aufstellen verfügt», vermutet seine Frau. Diese aber könne sich freuen, denn es sei «eine gute Lösung und sehr gemütlich – aber nur auf Zeit».

 

[i] Interessierte finden alle Informationen hier oder unter 079 755 10 43, Ursula Scheidegger


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
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Erstellt: 11.08.2025
Geändert: 11.08.2025
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