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Dättlig Biglen: Nachbar will Bau verhindern

An der Gemeindeversammlung vom nächsten Dienstag entscheidet das Stimmvolk von Biglen über die Zone mit Planungspflicht auf dem Dättlig. Die Landbesitzer weibeln für ein Ja. Ein Anwohner und Mitbesitzer der Zufahrt will das Projekt verhindern.

Umstritten: Auf dem Industrieareal beim Bahnhof von Biglen sollen Wohnungen entstehen. (Bilder: Res Reinhard)
Das zur Überbauung vorgesehene Gebiet liegt in unmittelbarer Nähe eines Bauernhofes (vorne rechts).

Soll die Bevölkerung von Biglen um 10 Prozent wachsen? Wenn die Gemeindeversammlung am nächsten Dienstag Ja sagt zur Zone mit Planungspflicht (ZPP 11), könnten auf dem Dättlig schon bald bis zu 80 zusätzliche Wohnungen entstehen. Heute leben in dem Dorf rund 1800 Personen.

 

Kontroverse Diskussionen

An Infoveranstaltungen wurden das grosse Bauprojekt und die notwendige Umzonung kontrovers diskutiert. Ausserdem gingen zwei Einsprachen ein. Laut Christoph Krebs, einem der Eigentümer des Areals, sind diese "massiv" und wollen das Projekt grundsätzlich verhindern. Eine der Einspracheverhandlungen ist schon vorbei, die Einsprache wurde nicht zurückgezogen. Laut Krebs befasst sie sich mit der veränderten Aussicht auf den Dättlig

 

"Überdimensioniert und unnötig"

Die zweite stammt von Anwohnern, die Miteigentümer der Zufahrtsparzelle sind und diese auch nutzen. Über diese Parzelle soll die Siedlung erschlossen werden. Es besteht ein Wegrecht. Gegenüber BERN-OST wollten die Einsprechenden keine Auskunft geben. Im sechsseitigen Schreiben argumentieren sie jedoch ausführlich gegen Umzonung und Bauprojekt. Es sei überdimensioniert und unnötig. Sie bestreiten, dass das Wegrecht auch für eine so grosse Wohnsiedlung gilt. Wenn man es gegen ihren Willen ausweite, komme das einer Enteignung gleich. Sie kündigen zudem an, die Unterschrift zur Umzonung zu verweigern. Hier steht die Einspracheverhandlung noch aus.

 

Umzonung braucht kein Einverständnis

Peter Habegger (FDP), Gemeindepräsident  von Biglen, hält fest, dass es sich bei einem Streit ums Wegrecht um eine privatrechtliche Angelegenheit handle, die nicht im vorliegenden Plangenehmigungsverfahren zu entscheiden sei. Die Gemeinde habe lediglich die Einhaltung der öffentlich-rechtlichen Vorschriften zu prüfen.

 

Zum Beispiel bei der Umzonung. Dafür brauche es keine Einwilligung des Landeigentümers, sagt Habegger. "Das liegt, im Rahmen der Ortsplanung, in der Kompetenz des Gemeinderates. Die Bürgerinnen und Bürger können sich während der Mitwirkung äussern und an der Gemeindeversammlung darüber abstimmen." Über die Einsprache gegen die Umzonung wird das Amt für Gemeinden und Raumordnung entscheiden. Gegen den Entscheid wiederum kann der Einsprecher Beschwerde einlegen.

 

"Eine gute Lösung"

Der Gemeindepräsident ist überzeugt: "Das Projekt ist eine gute Lösung für das Areal. Es kann Wohnraum in unmittelbarer Nähe zum ÖV erschlossen werden, ohne dass man Kulturland einzonen müsste." Nervös sei er nicht. "Die Gemeindeversammlung wird entscheiden."

 

Für die bisherige Planung des Projekts zeichnet die Baufirma Bay Management in Konolfingen verantwortlich. Für Geschäftsleiter Niklaus Bay ist klar: "Die verschiedenen Gewerbebetriebe auf dem Dättlig nutzen die Parzelle seit über 100 Jahren als Zufahrt. Die zukünftige Verkehrsbelastung wird sich in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Das Wegrecht besteht. Da gibt es nichts zu enteignen."

 

Keine Alternativen?

Aktivismus dafür bei den Eigentümern des Areals. Fritz, Christoph und Res Krebs besitzen zu dritt die Schneider Sanitär AG, die Parzelle, auf der die Häuser gebaut werden sollen und gemeinsam mit dem Einsprecher die Erschliessungsparzelle. Ihr Land möchten die Brüder dem künftigen Investor oder der Investorin verkaufen. In einem Leserbrief im aktuellen Biglebach werben sie für ein Ja am kommenden Dienstag. Wirtschaftliche Alternativen für die Nutzung des Dättlig bestünden nicht. "Einem Verfall des Areals mangels Optionen möchten wir nicht zusehen müssen."

 

Als weitere Überzeugungsmassnahme will Christoph Krebs möglichst viele Leute persönlich kontaktieren und für die Gemeindeversammlung und ein Ja mobilisieren. "Wenn es am Dienstag ein Nein gibt, ist die Überbauung gestorben."

 

[i] Gemeindeversammlung: Dienstag, 25. Juni, 20 Uhr im Primarschulhaus Feltschen (Singsaal)


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 22.06.2019
Geändert: 22.06.2019
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