Marcel Soltermann und sein Sport im Keller
Er gehört zu den besten Keglern der Schweiz und ist mit 34 Jahren fast schon ein Jungspund in einer Randsportart. Marcel Soltermann aus Boll erzählt, warum ihn Kegeln seit Jahren fasziniert, weshalb er nie trainiert und wieso jede Bahn ihre eigene Persönlichkeit hat. Zum Schluss traten wir gegeneinander an.
Marcel Soltermann hat sich bei den Schweizer Kegelmeisterschaften im achten Rang klassiert. Soltermann (34) ist einer der jüngsten Kegler. Er wohnt in Boll, hat Koch gelernt, danach als Disponent gearbeitet, ab November ist er im Verkauf bei Feldschlösschen angestellt. Wir trafen uns in der Kegelbahn des Restaurants Löwen in Worb. Unter Kegler sei man per «Du», meinte Marcel. Selbstverständlich massen wir uns nach dem Interview im Kegeln.
BERN-OST: Marcel Soltermann, wie bist du zum Kegeln gekommen?
Marcel Soltermann: Wir sind eine klassische Keglerfamilie, alle kegeln, mein Vater war mehrmals Schweizermeister. Mich faszinierte das Spiel schon früh, als 14-Jähriger habe ich erste Versuche gemacht und mit 17 meine erste Lizenz gelöst. Seither betreibe ich dies seit 18 Jahren professionell.
Was heisst professionell?
Das heisst, dass ich mit Lizenz spiele. Es gibt drei Stärkeklassen, nach fünf Jahren hatte ich die A-Lizenz.
Was gab es für den 8. Platz bei der Schweizermeisterschaft?
Einen Kranzgutschein für zehn Franken, den man in einem Restaurant oder in einem Laden einlösen kann.
Wie oft trainierst du?
Ich trainiere nicht. Aber ich treffe mich drei Mal pro Woche mit fünf Kegelkollegen. Wir haben einen Verein und treffen uns in Bützberg zum Spielen. Wir sind im selben Alter und fanden, die Chemie untereinander sei dadurch besser. Als Junior habe ich noch trainiert, da geht es um die Schritttechnik, die Drehbewegung der Hand und das Tempo. Wenn wir uns treffen, spielen wir im Wettkampfmodus gegeneinander.
Wird Kegeln mit der Zeit nicht langweilig?
Nein, da jede Bahn anders ist. Auch das Tempo jeder Bahn ist verschieden, das macht es interessant.
Spielst du mit einer eigenen Kugel?
Nein, an einem Wettkampf spielen alle mit denselben Kugeln.
An der Schweizermeisterschaft hast du den 8. Rang belegt, deine bisher beste Platzierung. Wie lief das ab?
Das war für mich ein schöner Schritt, bisher habe ich den Final jeweils verpasst. Man muss sich zwischen August und September in einer Meisterschaft mit 100 Würfen für den Final qualifizieren. Im Final treffen die 25 besten Kegler aufeinander. Die Punkte aus der Qualifikation und 50 Würfe am Finaltag werden zusammengezählt, wer am meisten Punkte hat, gewinnt.
Wie alt war der Sieger?
Dieses Jahr gewann ein jüngerer Spieler, er ist etwa 37. Aber das Durchschnittsalter liegt bei 71.
Kegeln hat ein leicht verstaubtes Image. Ich denke an verrauchte Bahnen im Keller. Wie siehst du das?
Es gibt immer wie weniger Kegelbahnen und es stimmt, Kegeln ist eine Randsportart, die ältere Leute spielen, so bleibt es eher im Nischenbereich. Wir Jungen versuchen das ein wenig an die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist ein Sport, den jeder betreiben kann und man kann bis ins hohe Alter kegeln.
Wenn wir gegeneinander spielen würden, wie käme das raus?
In der Regel werfe ich einen Achterschnitt, bei neun Kegeln. Wir können es gerne probieren.
Nach dem Interview liess sich Marcel nicht zweimal bitten, wir kegelten eine Runde auf der Bahn im Löwen Worb. Da ich seit über 30 Jahren nie mehr eine solche Kugel in der Hand hielt, gab mir Marcel ein paar Tipps für Anfänger: Am besten stillstehen, beim Wurf die Hand langsam nach innen drehen und die Kugel loslassen. Klar hatte ich gegen den achtbesten Schweizer Kegler keine Chance. Marcel Soltermann gab mir jedoch einen Vorsprung von 15 Punkten, was üblich sei bei seinem Niveau. So schaffte ich mit dem letzten Wurf den Ausgleich.
In der Region Bern-Ost kann man in folgenden Restaurants kegeln:
Restaurant Löwen, Worb
(falls Sie weitere Restaurants mit Kegelbahn in der Region Bern-Ost kennen, melden Sie sich bei uns)
Kegeln – ein alter Volkssport
Kegeln zählt zu den ältesten Ballsportarten Europas. Schon im alten Ägypten wurden kegelförmige Figuren mit Steinen umgestossen. Im Mittelalter wurde das Spiel in ganz Europa beliebt, besonders in Wirtshäusern. Im 19. Jahrhundert entstanden feste Regeln. Daraus entwickelten sich zwei Varianten: das europäische Kegeln mit neun Kegeln und das amerikanische Bowling mit zehn.