Von Bancomat bis Vereinsleben

«Es war eigentlich noch spannend»

Die Winter-Gemeindeversammlung in Walkringen zeigte einmal mehr, wie vielfältig die Aufgaben einer Gemeinde geworden sind. Die Versammlung bot nicht nur den Stimmberechtigten, sondern auch zwei jungen Berufsschülern einen Abend voller Zahlen, Informationen und Aha-Momente.

image 948099
Der Walkringer Berufsschüler Levin Benfatto verfolgte aufmerksam, was Gemeindepräsident Christof Aeschlimann (stehend) und sein Gemeinderat erzählten: Er musste für die Berufsschule einen Bericht darüber schreiben. (Foto: cw/ispag.ch)

Bis kurz vor Beginn waren die Reihen im Schulhaus Walkringen noch so licht, dass die Mitglieder des Gemeinderats schon ein bisschen bangten: Ob sie wohl die Winter-Gemeindeversammlung im engen Kreis durchführen müssten? Dann aber strömten die Leute doch noch herbei: 66 Personen füllten rasch die Reihen, das sind 4.7 Prozent aller Stimmberechtigten.

 

Zwei Jungs mit einem Auftrag …

Viele grauhaarige Köpfe waren zu sehen, die beiden Jungs auf der Gästeseite verjüngten das Publikum deutlich: Levin Benfatto, 16, und Andrin Zwahlen, 17, beide im zweiten Lehrjahr bei der Elektrofirma ISP Solution in Walkringen, hörten aufmerksam zu und machten sich Notizen. Sie hatten für die Berufsschule den Auftrag gefasst, einen Bericht über die Gemeindeversammlung zu schreiben. Am Ende des Abends hatten sie einen Stapel wild beschriebener Papiere in der Hand und einen vollen Kopf.

 

…  fanden nicht alles verständlich

Wie sie den Anlass fanden? Levin überlegt kurz und sagt dann: «Ich war bisher noch nie an einer Gemeindeversammlung, es war eigentlich noch spannend.» Andrin fügt hinzu, interessant sei es schon gewesen, aber: «Ehrlich gesagt habe ich längst nicht all diese Begriffe verstanden, und manchmal wusste ich nicht so genau, wovon sie reden.» Levin nickt: Das Budget beispielsweise habe er ziemlich kompliziert gefunden, und auch sonst sei längst nicht alles klar verständlich gewesen.

 

Aber das ging wohl auch anderen so

Damit waren die beiden Lehrlinge wohl nicht allein: Während Gemeinderat Samuel Feller (FWW) und Finanzverwalter Roman Kauz das Budget präsentierten, zeigten sich viele ernste Gesichter, und

es war nicht ganz ersichtlich, ob die Leute konzentriert, kritisch oder einfach verwirrt dreinschauten. 100'000 Franken hätten sie mit Streichungen und Verschiebungen einsparen können, erklärte Gemeinderat Feller, und trotzdem sei am Ende ein Defizit von 312'500 Franken herausgekommen – dennoch sei es ein verantwortungsvolles und ausgewogenes Budget.

 

Trotzdem war das Abstimmungsresultat eindeutig

Die vielen Zahlen, Jahresvergleiche und Entwicklungen, die Finanzverwalter Kauz erklärte, leuchteten aber offenbar ein. Jedenfalls kamen zur Überraschung von Gemeindepräsident Christof Aeschlimann vor der Abstimmung weder Fragen noch Wortmeldungen. Und auf seine Frage, ob das Stimmvolk das Budget annehmen wolle, flogen sofort so viele Hände in die Luft, dass die beiden Stimmenzählenden gar nicht mehr walten mussten – «grossmehrheitlich angenommen, danke vielmal» verkündete Aeschlimann zufrieden.

 

Von Gewässerschutz und Grundwasserschutz …

Wie vielseitig die Aufgaben einer Gemeinde sind, zeigten die Mitteilungen aus dem Gemeinderat. Dazu gehört zum Beispiel die Grundwasserschutzzone Deichelhulle, «ein komplexes Geschäft», wie Aeschlimann sagte. «Aber es ist Aufgabe der Gemeinde, unser Grundwasser zu schützen, daher müssen wir endlich eine Lösung finden.» Dasselbe gilt für die Gewässer- und Weganlagen im Moos: Sie hätten ihre Lebensdauer erreicht, es gelte, die Auflagen des Kantons zum Gewässerschutz zu erfüllen.

 

… über Vereinskonzept und Ortsplanung …

Daneben muss der Gemeinderat ein neues Vereinskonzept für die 45 Vereine erarbeiten, damit das Rüttihubelbad Sensorium in den Kulturfonds des Kantons Bern aufgenommen werden kann, braucht es Unterstützung von der Gemeinde. Ausserdem sei die Ortsplanung längst fällig, kann aber

image 947048
Der anfangs Jahr rundum erneuerte Gemeinderat bekam grossen Applaus. Von links: Samuel Feller (FWW), Ramona Wegmüller (FWW), Gemeindepräsident Christof Aeschlimann (FWW), Andreas Künzler (SP) und Heinz Lehmann (SVP). (Foto: cw)

offenbar nicht in Angriff genommen werden, solange im Schafrain Bauparzellen ausgeschieden, aber noch nicht bebaut sind.

 

… bis Lädeli und Bancomat

Und dann wäre da noch das Thema Lädeli – «dafür bekommen wir Unterstützung von externer Gesellschaft, die einen Businessplan ausgearbeitet hat.» Und letztlich muss sich der Gemeinderat sogar um die Frage kümmern, ob die Gemeinde das neue Fundament für den Bancomaten bei der Raiffeisenbank finanzieren muss, weil dieser wegen einer Strasseneinmündung gezügelt werden muss.

 

Und da wären noch die Finanzen

Last but not least muss eine Gemeinde ihre Finanzen im Blick haben. Die Option «allzu viele Schulden machen» sei nicht das Ziel, betonte Gemeinderat Samuel Feller: «Daher müssen wir uns rechtzeitig auch über den Steuerfuss Gedanken machen.» Bereits ein Steuerzehntel weniger bedeute für die Gemeinde ein Minus von 200'000 Franken. «Einfach, damit ihr das schon mal gehört habt.»

 

Im ersten Amtsjahr gut bewährt

Gemeindepräsident Aeschlimann schloss mit einem Dank an das Stimmvolk für das Vertrauen, und meinte: «Es kommt einiges an Verantwortung auf uns zu.» Der Applaus aus den Reihen zeigte aber: Der komplett neue Gemeinderat hat sich in seinem ersten Amtsjahr offensichtlich das Vertrauen der Bevölkerung verdient.

In Walkringen wird gebaut

Punkto Hochbau tut sich in Walkringen einiges: Die zuständige Gemeinderätin Ramona Wegüller informierte unter anderem über das Bauvorhaben Schafrain – «das Baugesuch liegt bei der Regierungsstatthalterin» –, die Überbauung Bärenmätteli – «die Wohnungen sind Ende 2026 bezugsbereit und es hat noch freie Wohnungen» und das Bärenareal – «offenbar soll im Winter 2026 der Baubeginn stattfinden».


Autor:in
Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch
Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 09.12.2025
Geändert: 09.12.2025
Klicks heute:
Klicks total: