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Dominic Stricker - "Federer hat mir persönlich gratuliert"

Der junge Tennisspieler aus Grosshöchstetten möchte dieses Jahr an einem Grand Slam Turnier teilnehmen. Er sprach mit BERN-OST über seine Schwächen und wie es war, mit Roger Federer drei Wochen Tennis zu spielen.

Dominic Stricker: "Es ist cool, mit Federer verglichen zu werden." (Bild: Rolf Blaser)

Wir treffen Dominic Stricker (18, ATP-Weltranglisten-Ranking: 425) nicht in Grosshöchstetten, sondern in Biel. Er trainiert dort täglich in der Schweizerischen Tennis Akademie. Das Tennis Center liegt an der Roger-Federer-Allee. Stricker pendelt täglich zwischen Grosshöchstetten und Biel. Ein Sponsor stellt ihm dafür einen VW Tiguan zur Verfügung. Wir treffen uns in einem Büro im Parterre des Tennis Centers, wir duzen uns. Unter Sportlern macht man das so. Er macht Sport, ich schaue zu.

 

BERN-OST: Dominic, wie war es ein Profi Turnier zu gewinnen? (Stricker gewann im März sein erstes Profiturnier in Lugano)

Es war ein Hammergefühl. Das war eine super Woche in Lugano.

 

Wie waren die Reaktionen auf deinen Sieg?

Ich habe viele Gratulationen erhalten. Verwandte haben geschrieben, Kolleg:innen und auch Leute, von denen ich schon lange nichts mehr gehört habe. Das war sehr schön.

 

Hast du auch Gratulationen von Spielern erhalten?

Ja, von Federer und Wawrinka. Beide haben mir geschrieben. Stan über Instagram. Roger hat mir persönlich gratuliert.

 

Wie persönlich, hat er angerufen?

Federer schickte mir eine SMS, er schrieb: "Gratuliere, coole Leistung. Unterschätze keinen. Bleib dran." Das war schon cool.

 

Was kommt als nächstes?

Ich hab jetzt drei Wochen Aufbau in Biel, ich bereite mich vor, um auf Sand zu spielen.  

 

Wie schwierig ist es, den Schritt vom Junior zum Profi zu schaffen?

Es ist ein schwieriger Schritt. Die Gegner sind besser auf die Spiele vorbereitet. Sei es mental, aber auch physisch. Bei den Junioren gibt es halt solche, die körperlich noch nicht fertig entwickelt sind. Zudem kommen bei den Profis die Bälle schneller, vor allem der Aufschlag. Aber auch sonst werden die Bälle deutlich schärfer gespielt als bei den Junioren.

 

Was ist dein Mittel, um die Profis zu schlagen?

Ich versuche, variantenreicher zu spielen.

 

Beim Turnier in Lugano gewann Stricker gegen Spieler, die im Ranking weit vor ihm lagen. Er schlug die Weltnummern 109, 203 oder auch 213. Dank dem Turniersieg von Lugano wurde Stricker vom  874. auf den 425. Platz in der Weltrangliste katapultiert.

Dominic, was ist dein Ziel?

Ich will mich verbessern, damit ich möglichst bald ein Grand Slam Turnier spielen kann. Dafür muss ich in die Top 200 kommen. Ich muss mehr Punkte sammeln oder einfacher gesagt: Ich muss Matche gewinnen.

 

Ist dein Ziel, die Welt-Nummer 1 zu werden?

Jeder, der Profi werden will, will die Nummer 1 werden. Das ist ein Traum.

 

Die Medien schreiben, du seist der nächste Federer, wie kommt das bei dir an?

Es ist natürlich cool mit Federer verglichen zu werden. Es gibt mir Selbstvertrauen, macht aber auch Druck. Unter dem Strich hilft es mir mehr, als es schadet.

 

Im Dezember erhielt Stricker eine Anfrage. Roger Federers Trainer fragte an, ob Dominic nach Dubai kommen möchte, um mit Federer zu trainieren. Klar, nahm er das Angebot an.

Du hast Ende Jahr mit Federer in Dubai trainiert – wie war das?

Es war Hammer! Ich konnte während drei Wochen mit ihm trainieren. Das war sehr cool. Ich habe da viel gelernt, auch wie man sich neben dem Platz verhält.

 

Was konntest du lernen? Gab Federer dir Tipps?

Ja schon, dass es wichtig ist, dass ich mein eigenes Spiel spiele. Auch dass ich ein paar Schläge trainieren soll, die ich gut drauf habe.

 

Habt ihr auch gegeneinander ein Match gespielt?

Ja, wir haben ein paar Sätze gespielt. Ich liege 3:4 zurück.

 

Du kennst schon Federer, hast du auch schon andere Tennis Stars getroffen?

Ich wurde Ende Jahr zu den ATP-Finals nach London eingeladen. Das war schon sehr speziell. Dort konnte ich mit Stan Wawrinka trainieren, aber auch mit Alexander Zverev (ATP-Nr. 6).

 

Was ist das Wichtigste beim Tennis?

Ein guter Aufschlag hilft sicher. Wichtig ist auch, dass man mental bereit ist. Und natürlich die Fitness. Es ist ein Gesamtpaket.

 

Wo liegen deine Stärken?

Ein Vorteil ist, dass ich Linkshänder bin. Das hilft. Ich versuche auch stets, variantenreich zu spielen.

 

Hast du auch Schwächen?

Ich denke vor allem körperlich: Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer. Da muss ich noch besser werden.

 

Du wirst im August 19-jährig, andere sind in dem Alter mit Freunden unterwegs, hast du keine Angst deine Jugend zu verpassen?

Es gibt schon Abende, wo ich etwas mit Freunden mache. Aber die meisten Freunde hab ich jetzt im Tennis. Viele andere Kolleg:innen hab ich eigentlich nicht. In den Ausgang gehe ich selten. Es kommt schon vor, dass ich mal Lust habe wegzugehen. Aber am Freitag bin ich meistens so kaputt, dass ich nicht mehr mag.

 

Ist Tennisprofi ein anstrengender Beruf?

Es ist schon streng, ich mache nebenbei noch eine Schule. Immer morgens besuche ich das Sport-KV. Daneben trainiere ich jeden Tag fünf Stunden.

 

Heute bist du die Nachwuchshoffnung aus Grosshöchstetten, kannst überall hin, kaum jemand kennt dich. Federer kann das nicht mehr, möchtest du das?

Auf einen Weg ist das cool, aber wohl auch speziell, wenn alle ein Selfie wollen mit einem. Ob ich das will, ist eine andere Frage.

 

[i] Dominik Stricker ist in Grosshöchstetten aufgewachsen. Wo er sein nächstes Turnier spielt, ist noch nicht bekannt.


Autor:in
Rolf Blaser, rolf.blaser@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.04.2021
Geändert: 19.04.2021
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