• Wirtschaft

Egger Bier: Es hätte ein regionales Angebot gegeben

Im August wurde bekannt, dass die Brauerei Egger ihr Bier künftig in Appenzell abfüllen lassen wird. Damit wird das Bier 500 Kilometer dorthin und zurück in die Region Bern gefahren, wo es hauptsächlich konsumiert wird. Es hätte aber eine regionale Alternative gegeben, wie die Berner Zeitung BZ nun herausfand. Und: Egger kämpfte offenbar mit Qualitätsproblemen und hat gemäss Branchenkenner*innen über 25 Personen gekündigt.

Qualitätsprobleme: Mehrere Getränkehändler haben in der Vergangneheit Egger-Bier zurückgeben müssen. (Bild: eggerbier.ch)

Die Brauereien Felsenau in Bern und Rugenbräu in Matten bei Interlaken hätten gemeinsam Kapazitäten gehabt, wie die BZ von Rugenbräu Geschäftsführer Remo Kobluk weiss. Die Verhandlungen seien aber in einem frühen Stadium gescheitert. Felsenau-Chef Bernard Fuhrer erfuhr aus den Zeitungen, dass die Brauerei Locher in Appenzell den Zuschlag erhalten hatte. Überrascht habe sie die Bemerkung, dass Egger in der Region Bern nicht verhandelt habe.

 

Genaue Angaben zum Inhalt der Verhandlung machen weder Fuhrer und Kobluk noch Marcel Egger, Geschäftsführer der Brauerei Egger. Die Entscheidung in Appenzell abzufüllen, begründet er mit der langjährigen Partnerschaft mit der Brauerei Locher und damit, dass diese ebenfalls ein Familienbetrieb sei. Bei den Berner Brauereien sei dies nicht so. Zu deren Aussagen sagt er nichts.

 

Qualitätsschwankungen auch wegen alter Infrastruktur

Die BZ gibt an, dass meherere Kund*innen, Beizen und Getränkehändler*innen von Qualitätsproblemen bei Egger berichten. Händler*innen gaben Bier zurück, weil es abgelaufen oder trüb war. Marcel Egger gibt zu, dass dies auch mit der alten Infrastruktur der Brauerei zu tun hat und dass der richtige Moment für entsprechende Investitionen verpasst worden sei. "Die Maschinen wurden ja nicht von einem Tag auf den anderen alt", so Egger. Es sei aber immer im Rahmen des finanziell möglichen investiert worden.

 

Vor einem Monat begründete die Brauerei Egger die Schliessung der Abfüllanlage mit den hohen Investitionskosten für die Infrastruktur und den Einbussen durch die Corona-Pandemie.

 

Langer Transportweg gibt zu reden

Zu reden gibt derweil auch der neue lange Transportweg des Bieres und die Frage nach der Regionalität des Bieres. Die Meinungen gehen auseinander. Jedenfalls hätten verschiedenen Getränkehändler*innen seit der Ankündigung von Egger negative Reaktionen von Kund*innen erhalten, wie die BZ schreibt.

 

Darüber hinaus kritisieren die Getränkehändler*innen, dass Egger das Marketing vernachlässigt habe und das Bier bei den Jungen trotz Regional-Bonus nicht mehr ankomme, nachdem es vor 20 Jahren noch fast ein Geheimtipp gewesen sei.

 

Über 25 Angestellten gekündigt?

In der Branche ist die Rede von über 25 Angestellten, denen Egger gekündigt haben soll, was über drei Vierteln der Belegschaft entsprechen würde. "Das können wir so nicht bestätigen", sagt Marcel Egger dazu. Er spricht von einem laufenden Prozess. Manchen sei gekündigt worden, andere hätten sich umorientiert. Für die Hälfte der Betroffenen hätten sie Lösungen gefunden und seien bestrebt, dass am Ende niemand ohne Job dastehe.

 

Bereits haben sich Egger-Angestellte bei Rugenbräu und Felsenau beworben, wie diese angeben. Die Brauerei Felsenau übernahm einen Lerndenden, Rugenbräu stellte einen ehemaligen Egger-Mitarbeiter ein.


Autor:in
pd/ib, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 02.10.2020
Geändert: 02.10.2020
Klicks heute:
Klicks total: