- Wirtschaft
Egger Bier: Künftig ohne Egger-Brüder
Das Egger Bier aus Worb gibt es weiterhin, es soll künftig im neuen Gebäude beim Bahnhof Worb SBB gebraut werden. Die Familienfirma Brauerei Egger wird allerdings ohne Eggers weiterfahren: Die Brüder Marcel und Michael Egger haben den Verwaltungsrat verlassen. Sie konzentrieren sich künftig auf Immobilien statt auf Bier.
Egger-Bier holt Medaille um Medaille: Gold an den European Beer Star Awards und gleich noch einmal an den Swiss Beer Awards, Bronze für «Egger Spezial» und eine Prämierung für «Maximus» und «Hopfer». Das sind gute News für die traditionsreiche Worber Bierbrauerei Albert Egger AG: Nach ein paar schwierigen Jahren geht es wieder bergauf.
Eggers nicht mehr im Verwaltungsrat
Dennoch haben die beiden Brüder Marcel und Michael Egger beschlossen, den Verwaltungsrat zu verlassen. Egger-Bier wird es deshalb weiterhin geben. Aber die Albert-Egger-AG wird nach 160 Jahren Familientradition künftig ohne Eggers weiterfahren.
Rückzug aus dem Operativen 2021
Das zeichnete sich ab, schon seit einiger Zeit haben sich Marcel und Michael Egger schrittweise aus dem Biergeschäft zurückgezogen: Vor drei Jahren übergaben sie das operative Geschäft an die beiden langjährigen Mitarbeiter Rolf Probst (Verkauf und Administration) und David Santschi (Technik).
2016 die Leitung übernommen
Ein kurzer Blick rückwärts: Die Brüder hatten 2016 die Leitung von ihrem Vater Max Egger, der die Familienfirma in fünfter Generation leitete. Das Ehepaar Max und Marianne Egger wollte sich nach Südfrankreich zurückziehen, um ihren Söhnen die nötige Freiheit zu gewähren. Vor drei Jahren starb dann Max Egger im Alter von 67 Jahren.
Vor drei Jahren Aktien verkauft
Bald darauf verkaufte die Familie die Aktienmehrheit an neue Investoren und lagerte die Brauerei aus: Beides an die Brauerei Locher in Appenzell. Für die Auslagerung wurden die Brüder harsch kritisiert. Vor allem, weil es vielen wenig sinnvoll schien, das Bier 250 Kilometer zum Brauen und dann wieder 250 Kilometer für den Verkauf zurückzufahren. Corona, Konkurrenzkampf, Preisdruck und sinkende Nachfrage hätten sie zu diesem Schritt gezwungen, verteidigten sie sich damals.
Produktionsstandort Worb erhalten
Dafür versprachen Michael und Marcel Egger, sie wollten den Produktionsstandort Worb unbedingt erhalten. Im Rahmen der Umorganisation wurden dennoch Stellen abgebaut. Wie viele entlassen werden mussten, war unklar, die Rede war rund 25 Mitarbeitenden. Nach ihrem Rückzug aus dem operativen Geschäft 2021 liessen die Brüder Egger verlauten, sie würden weiterhin im Verwaltungsrat bleiben. Auch die profitable Zusammenarbeit mit der Brauerei Locher bleibe bestehen.
Und auch wieder in Worb brauen
2022 beschlossen die Marcel und Michael Egger ausserdem, mit dem starken Partner Locher zur Seite das Bier künftig wieder in Worb zu brauen: Auf dem Gelände neben dem Bahnhof Worb SBB lassen sie eine neue Produktionshalle erstellen. Ein genauer Zeitplan, wann diese fertiggestellt und eröffnet wird, ist noch nicht bekannt. Sicher ist aber bereits: Das Zwickeln und das Braui-Lädeli sollen weiterhin an ihrem bisherigen Standort auf dem Areal Braui Worb bleiben.
Profitable Zusammenarbeit
Und die Zukunft der Brauerei sieht offenbar einigermassen sicher aus: Die Zusammenarbeit mit der Brauerei Locher habe sich aber beidseitig als profitabel erwiesen, hatte Marcel Egger erst kürzlich gegenüber der Worber Post erklärt. «Die Brauerei hat mit dem Engagement der Brauerei Locher einen starken Partner, der die regionale Verwurzelung des Egger Biers pflegt.»
Auf Areal Braui Worb konzentrieren
Jetzt sei es für ihn und seinen Bruder ein guter Zeitpunkt, um ihre Rolle im Verwaltungsrat abzugeben, kommentiert Michael Egger den Entscheid gegenüber der Worber Post: Jetzt könnten sie sich mit gutem Gefühl auf die Entwicklung des Areals Braui Worb konzentrieren. Dort sollen künftig rund 60 Wohnungen und einige Ateliers entstehen.
Nicht mehr Aktionäre…
Ob die Brüder weiterhin als Aktionäre am Unternehmen Egger Bier AG beteiligt sind, scheint unklar: Wie Verwaltungsratspräsident Lorenz Hess gegenüber der BernerZeitung BZ sagte, seien Marcel und Michael Egger heute gar nicht mehr am Unternehmen beteiligt.
…oder doch?
Michael Egger hingegen habe auf Anfrage geschrieben: «Da wir ja weiterhin als Aktionäre mit an Bord sind, ist es für uns kein Abschied.» Wer hier recht hat, lässt sich nicht so mirnichtsdirnichts feststellen: Wem eine Aktiengesellschaft gehört, ist – ausser bei grossen Aktionären von börsenkotierten Firmen – nicht publik.
Kein einfacher Schritt
Verständlich ist hingegen, dass es wohl nicht einfach ist, eine seit 160 Jahren von der Familie geführte Unternehmung weiterzuführen. Aber offenbar auch nicht, sie ganz zu verlassen.
[i] Im Verwaltungsrat der Albert Egger AG bleiben weiterhin Verwaltungsratspräsident Lorenz Hess (Nationalrat, Ex-Gemeindepräsident von Stettlen, Die Mitte), Felicia Kölliker, Muri bei Bern, und Michael Roth, Worb.
Erstellt:
23.11.2024
Geändert: 27.11.2024
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