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Egger Bier Worb: Grandioses Schlussbad in der Sudpfanne
Ein einmaliges Erlebnis haben die Brauer von Egger Bier in Worb hinter sich: Mit einem Bad in der Sudpfanne verabschiedeten sie sich von der alten Anlage. Nun beginnt die Übergangszeit im Appenzell – bis im Sommer 2026 in Worb neu gebraut wird.
Der letzte Sud auf den alten Anlagen von Egger Bier ist vollendet, die Anlagen sind stillgelegt. Damit geht ein wichtiges Kapitel zu Ende. «Es war schon ein spezielles Gefühl, die Anlagen, die so lange in Betrieb waren, endgültig herunterzufahren», erzählt Geschäftsführer und Braumeister David Santschi.
Anlagen waren in desolatem Zustand …
Aber er ist auch erleichtert: «Die letzte Zeit war sehr intensiv, weil die überalterten Anlagen in sehr desolatem Zustand waren.» Die Kühlung sei am Ende nur noch mit halber Leistung gelaufen, einige Ventile hätten die Brauer jeweils manuell auffahren müssen – «es war fast wie ein letztes Aufbäumen zum Schluss». Mittelfristig jedoch hätte die Brauer wohl ernsthafte Probleme erwartet, und ein Ausfall bei vollem Betrieb hätte sie sehr dumm dastehen lassen.
… hielten aber durch …
Dieser Fall sei zum Glück nicht eingetreten, sagt er, alles habe bis zum letzten Braudurchgang gehalten. Vor lauter Erleichterung gönnte sich danach Geschäftsführer Santschi zusammen mit den beiden Brauern Joshua Lash und Marc Hirschi etwas, das noch niemals vorgekommen sei und das sie wohl auch nie mehr erleben werden: «Wir fuhren alles total herunter, liessen das übriggebliebene Warmwasser in die Sudpfanne ein und gönnten uns zum Abschluss ein Bad in der Sudpfanne.»
… bis zum grandiosen Abschluss
Sechs oder sieben Personen, lacht er, hätten wohl Platz gehabt. «Es war ein sehr besonderes Erlebnis!» Und ein fulminanter Abschluss: Die Brauanlage war stillgelegt, die letzte Malzreserve aufgebraucht, ein Stock echtes, in Worb gebrautes Egger Bier zur Brauerei Locher nach Appenzell verfrachtet und dort in die Tanks gefüllt. Es seien mehrere tausend Liter, sagt David Santschi und versichert: «Dieses Jahr können alle noch echtes Egger Bier trinken – jedenfalls, wenn der Herbst nicht allzu heiss wird.»
Egger Bier – auch aus dem Appenzell
Auch im neuen Jahr, verspricht er, könne man weiterhin Egger Bier in gewohnter Qualität trinken, denn die Brauerei wird wie angekündigt vorübergehend ins Appenzell ausgelagert. «Dort haben wir inzwischen etliche Testsude durchgeführt und einige Rezeptanpassungen vorgenommen, damit wir das gleiche Resultat erzielen.» Im Optimalfall könne man überhaupt keinen Qualitätsunterschied feststellen, verspricht er: «Es kommt gut.»
Vorarbeit für die moderne Brauanlage
Diese Anpassungen dienen auch gleich als Vorarbeit für die Rückkehr in die neue, topmoderne Brauanlage, erklärt David Santschi: «Wir hätten die Anpassungen ohnehin vornehmen müssen, weil moderne Anlagen exakter und besser funktionieren.» Die Sauerstoffeintragung sei anders, und daher benötige man beispielsweise leicht geröstetes Malz, um die bisherige Farbe zu produzieren – «es geht vor allem um technische Finessen».
Rückbau und Neubau
In Worb steht zwar künftig die Brauanlage still, aber abgesehen davon herrscht auf dem Egger Areal reger Betrieb: Im Herbst und Winter wird die Familie Egger die Anlage ausbauen und die Brauerei rückbauen. Einige brauchbare Teile werden in die neue Brauanlage beim Bahnhof SBB gezügelt, das restliche Material wird sortiert und soweit möglich verkauft.
Und Start im Sommer 2026 …
Und ab wann wird wieder in Worb gebraut? «Wenn alles gut geht, legen wir im Sommer 2026 in der neuen Anlage los», hofft Geschäftsführer Santschi. Bisher sehe alles gut aus: Die Abbruchgenehmigung für das bisherige Gebäude erwartet er im Lauf des Monats, danach kann er das Baugesuch einreichen. Bis Ende Jahr sollte das alte Gebäude rückgebaut sein, damit ab dem nächsten Jahr der Betonboden vorbereitet werden kann. «Zeitgleich wird die Paneelhalle vorfabriziert und kann danach ziemlich rasch aufgebaut werden.»
… mit weitergebildeten Brauern
Zum Überbrücken gebe es dann noch ein gewisses Kontingent Bier aus dem Appenzell, «aber natürlich wollen wir möglichst wenig mitnehmen, sondern sofort in Worb mit Brauen loslegen», sagt Santschi. Brauer Marc Hirschi, der jetzt schon in München weilt, wird dann als Braumeister für die neue Brauerei zurückkehren. Brauer Joshua Lash hilft zurzeit beim Rückbau und Neu-Aufbau, daneben bildet er sich in Arbeitssicherheit weiter und macht die Ausbildung zum Berufsbildner. Santschi freut sich: «Dann können wir auch wieder Lehrlinge ausbilden.»
Zwickeln und Lädeli bleiben
Er selbst pendelt zwischen Worb und Appenzell und kontrolliert, dass alles gut läuft. Ihn – und wohl viele Worberinnen und Worber – freut auch, dass das Zwickeln und das Lädeli vom Wechsel unberührt bleiben: «Beides läuft wie gewohnt weiter.» Das Zwickelbier komme teils noch von Worb, danach werde es in mobilen Tanks aus dem Appenzell hergefahren.
Abschluss einer Epoche – und Neustart
Auch nach dem Rückzug sollen sowohl das traditionelle Zwickeln – das beliebte Feierabendbier am Freitag – als auch das Lädeli im Dorfkern bleiben, nicht alles Alte muss weg. Aber Neues kann kommen. David Santschi freut sich: «So wurde das Bad in der Sudpfanne zwar zum grossen Abschluss – es symbolisiert aber zugleich den Anfang einer frischen Brauereiepoche.»
Erstellt:
16.09.2025
Geändert: 16.09.2025
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