• Sport

Eidgenössisches Frauenschwingfest: Häutligerin ist Drittbeste des Jahres

Am Samstag war in Uezwil das Eidgenössische Frauen- und Meitli-Schwingfest. Jasmin Gäumann aus Häutligen wurde Vierte. In der Jahreswertung stieg sie von Rang 53 auf Rang 3 auf. BERN-OST erzählt sie, wie oft sie trainiert,  wie es um das Verhältnis zwischen dem Frauen- und dem Männerschwingverband steht und wen sie sich als Schwingerkönig wünscht.

Jasmin Gäumann aus Häutligen (oben) ist Jahresdritte bei den Aktiven, Ramona Hodel gewann am Eidgenössischen einen Zweig. (Bilder: zvg)
Jahreswertung Aktive (v.l.): Melissa Klossner (2.), Königin Diana Fankhauser und Jasmin Gäumann (3.).
Kranzgewinnerinnen (v.l.) Jasmin Gäumann, Festsiegerin Yolanda Geissbühler, Fränzi Rickenbacher, Melissa Suchet und Yolanda Foulk.
Zwergli Zweiggewinnerinnen (v.l.): Achille Leuenberger, Elena Steinauer, Syrianna Michelod, Agathe Berdoz, Nina Künzi, Elea Schweizer und Ramona Hodel, Zäziwil.

Ein Bauernhof in Uezwil/AG war am Samstag Schauplatz des Eidgenössischen Frauen- und Meitlischwingfests. 32 Frauen, darunter 14 Kranzerinnen, sowie 25 Meitli und Zwergli nahmen teil. Bei den Zwergli, den Jüngsten, dürfen Buben auch noch mitschwingen.

 

Nach einem regnerischen Morgen war es am Nachmittag warm und die Tribünen füllten sich laut Bericht des Eidgenössischen Frauenschwingverbands EFSV mit gut tausend Zuschauer:innen.

 

Trychler:innen und Hüpfburg

Es gab eine Hüpfburg und Festwirtschaft. Der Gabentempel, hatte einen Wert von über 25'000 Franken und war mit Holzschnitzereien, Werkzeugen, Alltagsgegenständen und Treicheln bestückt. Für Musik sorgte unter anderem der Jodlerklub Villmergen. Eine regionale Trychler:innengruppe begleitete das OK, den Verband und die Schwingerinnen vor der Rangverkündigung aufs Festgelände.

 

Sportlich sei es spannend gewesen, schreibt der EFSV. Allerdings war bereits nach dem dritten Gang klar, wer die neue Schwingerkönigin sein wird. Anders als bei den Männern wird diese jedes Jahr gekürt. Entscheidend ist bei den Frauen zudem nicht, wer das Eidgenössische gewinnt, sondern die Jahreswertung aus allen Kranzfesten.

 

Enges Rennen um die Kränze

Die Frauen kämpften auf drei Plätzen. Nach drei Gängen waren die Schwingerinnen alle sehr dicht beieinander, gleich vier lagen auf dem 1. Zwischenrang.

 

Vier Siege für Jasmin Gäumann

Jasmin Gäumann (22) aus Häutligen, die einzige Aktive aus der Region Bern-Ost, lag nach zwei Siegen und einer Niederlage einen Viertelpunkt zurück und war mit fünf weiteren Schwingerinnen auf Rang 2.

 

Nach einem Sieg im im 4. Gang gegen Angela Riesen, wie Gäumann eine Bernerin, musste sie sich im 5. von Yolanda Foulk aus Estavayer le Lac geschlagen geben. So geschah es schon vor einer Woche in Göschenen. Dank einem Sieg im 6. Gang gegen Vroni Brun aus Schwarzenburg sicherte sie sich den dritten Rang und einen Kranz.

 

Königin blieb ohne Kranz

Im Schlussgang standen einmal keine "Bernerinnen",* sondern Fränzi Rickenbacher aus Zunzgen und Yolande Geissbühler aus Eriswil. Nach eineinhalb Minuten legte Geissbühler Rickenbacher platt auf den Boden und sicherte sich damit den Festsieg.

 

Schwingerkönigin der Saison 2022 ist wie im Jahr 2018 Diana Fankhauser aus Chesalles-sur-Oron, die bei den Bernerinnen schwingt, und die am Fest ohne Kranz blieb. Als Königinnenpreis bekam sie das Rind Norina.

 

Die Jahresrangliste ist von Bernerinnen dominiert. Erst auf Rang fünf steht mit Foulk die erste Schwingerin aus einem anderen Klub. Jasmin Gäumann ist Dritte.

  

BERN-OST: Jasmin Gäumann, Du wurdest am Eidgenössischen Frauenschwingfest vom Sonntag Vierte. Bist Du zufrieden? 

Jasmin Gäumann: Ja, ich habe ein starkes Notenblatt und bin damit für diesen Tag sehr zufrieden. Aber klar, es hätte auch besser sein können. 

 

In der Jahreswertung bist du Dritte. In der letzten Wertung, 2019, warst du noch auf Rang 53. 

Das war, weil ich mich 2018 verletzte, ein Jahr pausieren musste und im 2019 nur ein Fest schwang. In meinen ersten beiden Jahren als Aktive, 2016 und 2017, war ich Zweite. 2022 ist die erste Saison, wo ich wieder alle Feste gemacht habe und ich bin froh und zufrieden, dass ich das geschafft habe. Für nächstes Jahr sehe ich aber noch Potential nach oben. 

 

Du bist heuer mehrmals im Schlussgang gestanden und wurdest Zweite. Was fehlte zum Festsieg? 

Ich denke, es fehlt mir noch etwas an Kraft und Ausdauer nach der Verletzungs- und der Coronapause. Da will ich im Winter daran arbeiten, dann wird das bald anders aussehen. Ich weiss jetzt auch wieder, wie meine Gegnerinnen schwingen. Die haben sich in meiner langen Pause weiterentwickelt. 

 

Du trainierst mit den Bernerinnen, die, wie du vorhin erklärt hast, eine Trainingsgemeinschaft sind und kein offizieller Klub. Wo trainiert Ihr und wie oft? 

Wir trainieren wöchentlich entweder im Schwingkeller Zäziwil oder in der Thuner Lachenhalle. Dazu mache ich Krafttraining und gehe ab und zu reiten. Gleichzeitig bin ich im Vorstand des Schwingklubs Zäziwil und des Eidgenössischen Frauenschwingverbands (EFSV). 

 

Dein Bruder Stefan schwingt auch. Schwingt Ihr manchmal zusammen, zuhause im Garten? 

Nein, das machen wir nie. Aber es sind meine beiden Brüder, die mich zum Schwingen brachten und ich habe am Anfang mit den Buben trainiert. Für mich wäre es sicher gut, wieder ab und zu mit den Männern zu trainieren. Diesen Winter möchte ich mir dafür Zeit nehmen. 

 

Du bist die einzige aktive Schwingerin aus der Region Bern-Ost, obwohl die Gegend im Männerschwingen stark ist. Auch Mädchen aus der Region gibt es nur vereinzelt. Warum? 

Das ist eine gute Frage. In letzter Zeit konnten wir vermehrt neue Frauen und Meitli motivieren und haben auch mehr Anfragen im Vergleich zu vor Corona. Wir freuen uns über jede neue Schwingerin und nehmen uns sehr gern Zeit, ihr die Schwünge zu zeigen. 

 

Der Eidgenössische Schwingerverband der Männer und der EFSV haben dem Vernehmen nach nicht das beste Verhältnis. Die Männer seien einem Zusammenschluss nicht abgeneigt, die Frauen seien skeptisch, konnte man vor Kurzem lesen. Stimmt das? Und was ist deine Meinung dazu? 

Auch auf unserer Seite ist man nicht abgeneigt, enger mit dem Männerschwingsport zusammenzuarbeiten. Für uns wäre es ein Vorteil. Zum Beispiel haben wir oft Mühe, Plätze zu finden für unsere Feste. Das könnte gemeinsam einfacher sein. Wir könnten von den  Männern auch viel lernen, was die Verbandsarbeit angeht. 

 

Gibt es Gespräche über einen Zusammenschluss der beiden Verbände? 

Konkret noch nicht, nein. Die Männer sind jetzt zuerst einmal noch mit dem Eidgenössischen beschäftigt. Aber es ist ein Thema und ich denke, da wird schon einmal etwas gehen. 

 

Gehst du ans Eidgenössische der Männer? 

Am Samstag werde ich da sein. Da ich aber auch Schiedsrichterin bin bei den Hornussern, bin ich am Sonntag am Hornusserfest. Auch mein Bruder Adrian, der nicht mehr schwingt, und mein Vater Fritz spielen mit. Wir sind in der Hornussergesellschaft Tägertschi-Häutligen. 

 

Hast du einen Favoriten für den Königstitel? 

Ich wünsche mir einfach, dass es ein Berner ist. Und ich hoffe auf einen Kranz für meinen Bruder. 

 

[i] Resultate der Schwingerinnen aus der Region Bern-Ost

Eidgenössisches Frauen- und Meitlischwingfest am Samstag, 20. August in Uezwil:

Aktive

4 Gäumann Jasmin **2000 Häutligen Bernerinnen 56.50 + - + + 0 + Kranz

Zwergli

5a Hodel Ramona *2014 Zäziwil Bernerinnen 56.50 + + 0 + 0 + Zweig

7b Hodel Vanessa *2013 Zäziwil Bernerinnen 55.25 0 0 + + 0 +

 

Jahreswertung Aktive:

3 Gäumann Jasmin**2000 Bernerinnen, Total massgebende Punkte aus 7 Festen: 285.75

 

[i] Zu den Ranglisten und Statistiken des Schwingfests geht es hier, zu den Jahreswertungen hier.

 

*Mit Bernerinnen ist hier nicht die Kantonszugehörigkeit gemeint, sondern der Schwingklub bzw. die Trainingsgemeinschaft "Bernerinnen" (siehe Interview). Yolanda Geissbühler trainiert im Schwingklub Huttwil und ist damit keine "Bernerin".


Autor:in
pd/abu, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 23.08.2022
Geändert: 23.08.2022
Klicks heute:
Klicks total: