Ein Baum, der Wünsche wahr machen kann

Der Weihnachtsbaum im Dorfzentrum Boll steht in diesem Jahr unter einem besonderen Motto: Er dient als Wunschbaum. Menschen, die sich einen Herzenswunsch nicht leisten können, dürfen diesen via Flyer im Bistro Perron 3 abgeben. Die Wunschnummern werden an den Baum gehängt. Und Menschen, die jemandem eine Freude machen wollen, können diese Wünsche erfüllen.

Im Dorfzentrum in Boll steht dieser Tage ein ganz besonderer Weihnachtsbaum. Es ist ein Wunschbaum: Daran hängen Wünsche von kleinen und grossen Menschen, die sich einen kleinen oder grösseren Herzenswunsch nicht erfüllen können. Zwar bestehe «keine Garantie für die Erfüllung der Wünsche», heisst es auf dem Flyer, der in der Gemeinde Vechigen verteilt wurde. Aber immerhin, manche Wünsche werden wahr.

Die Idee aus Wichtrach …

Dies geschieht dank der Idee zum Wunschbaum, den die Vechigerin Gabi Hofer von ihrer Arbeitsstelle auf dem Sozialdienst Wichtrach mitgebracht hat. Dort hat sie schon letzten Advent gesehen, dass das Prinzip «ein Geschenk für alle» sehr gut ankam: «Die Leute hatten wahnsinnig Freude, einmal ein Geschenk zu bekommen», erzählt sie. Und die Schenkenden seien ebenso fröhlich, wenn sie jemandem eine Freude bereiten können.

… wanderte nach Vechigen

Sie selbst fand die Idee so toll, dass sie diese versuchsweise auch in ihrer Wohngemeinde Vechigen einführen wollte. Die Gemeindeverwaltung war sofort dabei und bot an, die Flyer zu drucken und zu verteilen. Eine zentrale Rolle spielt das Bistro Perron-3. Es ist ideal gelegen und häufig offen, so können Wunschzettel wie auch Geschenke dort abgegeben werden.

Wünschen dürfen alle

Wer aber darf dort Wünsche hinhängen? Das möchte Gabi Hofer ziemlich offenlassen: «Eine alleinerziehende Mutter, die ihren Kindern keine Geschenke kaufen kann, ein alter Herr im Altersheim, der keine Familie hat – alle sollen sich zu Weihnachten eine kleine Freude wünschen dürfen.» Auch Kinder dürfen wünschen, allerdings nur via Eltern oder erwachsene Bezugsperson.

So funktioniert es

Die Zettel mit den Wünschen können bis am 6. Dezember im Perron 3 abgegeben werden. Dort wird jeder Wunsch auf ein Kärtchen geschrieben, mit einer Nummer versehen und an den Baum gehängt

– ohne Namen, damit die Wünschenden anonym bleiben. Schenkwillige können die Wünsche durchlesen. Wenn sie auf einen stossen, bei dem sie denken: «Das ist doch eine gute Idee, diesen Wunsch erfülle ich gerne», können sie den Anhänger mitnehmen.

Geschenke anonym abgeben

Sie haben dann Zeit, ihr Geschenk zu verpacken und es bis am 18. Dezember wieder im Perron 3 abzugeben. Ab diesem Datum können die Beschenkten ihr Geschenk mit der entsprechenden Nummer abholen – falls jemand den Wunsch erfüllt hat. «Dafür können wir natürlich nicht garantieren», betont Gabi Hofer.

Was sich Menschen wünschen …

In Wichtrach hat sie beobachtet, dass alle Arten von Wünschen hereintröpfeln: Ein älterer Herr wünschte sich ein neues Radio, jemand wünschte sich ein Fernsehgerät – und der Wunsch wurde sogar erfüllt. «Es kann aber auch ein Heftli-Abonnement sein, ein Gutschein für den Europapark, ein Spielzeug oder Wolle zum Stricken.» Auch aus dem Pflegeheim Utzigen werden Wünsche eintreffen, diese Geschenke wird sie dann persönlich nach Utzigen bringen: «Das Abholen im Perron 3 wäre für viele nicht möglich, daher der Lieferservice.»

… können sie ohne Hemmschwelle deponieren

Der Wunsch, das hat Gabi Hofer beim Projekt in Wichtrach gesehen, muss konkret sein, dann ist es einfacher, ihn zu erfüllen. «Und weil alles anonym ist, liegt auch die Hemmschwelle niedriger.» Bis am 6. Dezember werden die Wünsche entgegengenommen, «so bleibt den Schenkenden noch genug Zeit, um die Geschenke zu besorgen», erklärt Gabi Hofer.

Wirkt der Wunschbaum?

Bis am 18. Dezember können sie ihre Geschenke im Perron-3 abgeben. Und dann wird sich zeigen, ob der Weihnachtsbaum – und vor allem die Vechiger Bevölkerung – wahrhaftig Wünsche erfüllt.