Ein Fest zwischen Wehmut und Geborgenheit
In der Altersbetreuung Worb liegt Weihnachtsstimmung in der Luft. BERN-OST trifft die Bewohnerin Adelheid Bigler und die Aktivierungsleiterin Manuela Schäfer zu einem Gespräch über Lichter, Erinnerungen und besondere Weihnachtstage. Für die Bewohnerin ist es das erste Weihnachten im Altersheim. Die Aktivierungsleiterin gestaltete bereits im vergangenen Jahr den Heiligabend im Heim.
Bevor Adelheid Bigler nach Worb zog, lebte sie in einem grossen Haus direkt neben der Kirche. Sie erinnert sich gern an die Adventszeit in ihrem Haus zurück. «Es hatte drei Ausgänge, und alle habe ich weihnachtlich geschmückt», erzählt sie. Auch der Weg zum Haus war mit Lichterketten dekoriert. Viele Spaziergänger:innen blieben stehen, bestaunten die Beleuchtung und kamen jedes Jahr wieder. Einmal erhielt sie sogar ein Dankesschreiben. «Es sei eines der schönsten Häuser im Dorf gewesen.»
Dekoriert hat sie jeweils nicht nur aussen, auch im Innern des Hauses war Weihnachten allgegenwärtig. «Ich hatte richtig Freude daran», sagt Bigler. Sie besuchte die Messe, nahm am Altersessen der Kirche teil und lebte die Adventszeit bewusst. «Ich habe es für die Menschen gemacht, die vorbeigingen. Aber natürlich auch für mich», schmunzelt sie.
Das neue Zuhause
Diese Freude hat sie mitgenommen nach Worb. In ihrem Zimmer stehen Figuren, Lichterketten und Papiersterne. «Eine halbe Brockenstube», lacht sie. Aktivierungsleiterin Manuela Schäfer ist begeistert: «All die Dekorationen sind wunderschön.» Als die Bewohnerin einige Male bei den Aktivierungsangeboten fehlte, schaute Schäfer nach ihr. «Sie war mitten im Dekorieren und hatte die Zeit vergessen», erzählt sie schmunzelnd.
Ein Weihnachtsbaum gehörte für Adelheid Bigler immer dazu. «Natürlich mit echten Kerzen.» Im Garten schmückte sie zusätzlich eine Tanne. Die Christbaumkugeln wechselten jedes Jahr die Farbe. «Immer nur eine», sagt sie. Noch heute geniesst sie es, durch die Gegend zu fahren und die Beleuchtungen zu bestaunen. In einem Punkt sind sich die beiden Frauen einig: «Warm und gemütlich. Nicht blinkend und bunt.»
Eine klare Endscheidung
Am Heiligabend sei früher die ganze Familie zu Besuch gekommen, und Adelheid Bigler kochte für alle. Dieses Jahr hat sie sich bewusst entschieden, Weihnachten in der Altersbetreuung zu verbringen. «Ein wenig zusammenreissen muss ich mich schon. Es ist eine lange Zeit», sagt sie nachdenklich. Obwohl sie sich in ihrem neuen Zuhause wohlfühlt und viel Besuch erhält, ist es eine Umstellung. Aktivierungsleiterin Schäfer zeigt grossen Respekt für diesen Entscheid: «Es ist schön, dass du dir Zeit nimmst, die Weihnachtstage hier zu erleben.»
Adelheid Bigler nickt. «Mitmachen ist wichtig», findet sie. «Und hier ist man nie alleine.» Gleichzeitig weiss Manuela Schäfer, dass die Weihnachtszeit für viele Bewohnende emotional ist. «Das ist absolut verständlich. Da darf auch einmal eine Träne fliessen.» Viele Menschen haben keine Angehörigen mehr oder möchten nicht mehr auswärts feiern, weil es zu anstrengend oder zu aufwühlend wird. Ein gemeinsames Weihnachtsessen mit Angehörigen bietet die Altersbetreuung bereits vor den Festtagen an.
Der Heiligabend wird dann gemeinsam gestaltet. Es wird gesungen, eine Geschichte erzählt, es gibt Punsch und Guetzli. Die Bewohnenden erzählen, wie sie früher Weihnachten erlebt haben. «Sehr emotional, aber auch sehr schön», sagt Schäfer. «Man spürt, wie dankbar sie sind, dass sich jemand Zeit nimmt.»
Gemeinsamkeit im Zentrum
Im vergangenen Jahr nahmen rund 24 Bewohnerinnen und Bewohner teil. Kurzfristig entschied sich auch Manuela Schäfer, den Abend zu begleiten, nachdem sich niemand dafür gemeldet hatte. Es sei schon lange ein Wunsch von ihr gewesen, ein Zusammensein für Menschen zu organisieren die alleine sind, sagt sie. Nun hat sie dies im Altersheim gemacht. «Ich habe den Bewohnenden gesagt, dass ich dankbar bin, mit ihnen Weihnachten feiern zu dürfen, weil ich sonst alleine gewesen wäre.» Es habe viele berührt, dass es für einmal umgekehrt war: «Nicht nur sie waren dankbar, sondern vor allem ich.»
Und jetzt noch ein bisschen Schnee
Für sie sei die Stimmung an diesem Abend etwas ganz Besonderes, erinnert sich die Aktivierungsleiterin an letztes Jahr. «Schön gedeckte Tische, Geborgenheit, Zusammenhalt – es entstand eine Wärme, die alles trägt.» Für Bewohnende, die das erste Mal Weihnachten im Altersheim verbringen, sei es eine grosse Veränderung. Andere hätten ihren eigenen Umgang damit gefunden. Am Ende des Gesprächs äussert Adelheid Bigler noch einen Wunsch: «Jetzt noch etwas Schnee. Das wäre schön.»