«Einen Einkaufsladen, auch wenn’s nur ein ganz kleiner wäre»
An der Gemeindeversammlung Landiswil wurden auch die Jungbürgerinnen und Jungbürger willkommen geheissen. Gemeinderätin Cornelia Müller hatte die jungen Leute zuvor gefragt, was sie sich für die Zukunft ihres Wohnorts wünschen würden. Sie war überrascht, wie bescheiden und pragmatisch die Wünsche sind.
Fünf Jungbürgerinnen und Jungbürger begrüsste Landiswil an der Gemeindeversammlung. Vier von ihnen machten bei der Befragung mit, die Cornelia Müller, Sozial- und Bildungsverantwortliche, mit ihnen durchführte: Die Gemeinderätin wollte von ihnen erfahren, wie es ihnen in ihrem Dorf gefällt.
Was sich die Jungen wünschen würden ...
Ausserdem hatte sie die jungen Leute vorgängig gefragt, was sie sich für Landiswil wünschten, wenn einmal so richtig viel Geld zur Verfügung stünde. Und daraufhin habe sie gestaunt: «Die Wünsche der jungen Leute sind sehr bescheiden!» Sie selbst hätte vielleicht an ihrer Stelle an ein Freizeitcenter gedacht, sagte sie, oder an einen Pumptrack.
... ist bescheiden und pragmatisch
Stattdessen, so zeigte die Gemeinderätin anhand einer sorgfältig gestalteten PowerPointPräsentation, seien sehr praktische Wünsche aufgetaucht wie «Mehr ÖV-Haltestellen und besserer Anschluss an die Züge in Biglen und Lützelflüh» und «Unbewohnte Häuser und grosse Bauernhäuser vielfältiger nutzen, ausbauen und darin Wohnungen machen». Und ein Wunsch lautete: «Einen Einkaufsladen, auch wenn’s nur ein ganz kleiner wäre.»
Mit 18 abstimmen – und Autofahren
Nicht zuletzt wegen der mangelnden Einkaufsmöglichkeiten und der lichten Postautofahrpläne, erklärte Cornelia Müller in ihrer kleinen Ansprache, sei der 18. Geburtstag in Landiswil weniger wichtig, damit die Jungbürger:innen bereits heiraten, auswandern oder ein politisches Amt übernehmen könnten. Sondern: «Wichtig in unserer Gegend ist, dass ihr ab 18 Jahren Autofahren – und natürlich abstimmen – dürft!» Sie betonte: «Hier gilt eure Stimme noch etwas, sie ist wichtig und wir können sie brauchen.»
Antworten aus dem Jahrgang 2007
Was aber, wollte sie dann wissen, wünschen sich junge Landiswilerinnen und Landiswiler, die im Jahr 2007 auf die Welt kamen, vom Leben und von der Zukunft? «Ihr Geburtsjahr war das Jahr, in dem das erste iPhone auf den Markt kam, und in dem Facebook und Youtube Fahrt aufnahmen», zählte sie auf. Die Antworten der jungen Neubürger:innen zeigten eine gute Bodenhaftung und eine starke Verwurzelung im Dorf hinter den Hügeln, wie zwei Beispiele zeigen.
Zukunftspläne eines jungen Zimmermanns ...
Andreas Lüthi, im dritten Lehrjahr als Zimmermann, sieht seine Zukunft so: «Nach der Lehre möchte ich gerne auf dem Beruf bleiben und eine Weiterbildung im Holzbau machen.» Er hornusst bei der Hornussergesellschaft Obergoldbach, spielt Cornet bei der Musikgesellschaft Landiswil und ist Mitglied bei der Jugendfeuerwehr Region Gumm. Er findet: «In Landiswil gefällt mir besonders der Zusammenhalt untereinander, vor allem unter den Vereinen.»
... und Träume einer jungen SBB-Lernenden
Alina Löffel, im zweiten Lehrjahre als Detailhandelsfachfrau bei der SBB, arbeitet momentan in Langenthal als Kundenberaterin. Ihre Hobbys sind Biken, Skifahren und Ausgang in den umliegenden Dörfern. Nach der Lehre, sagt auch sie, möchte sie auf ihrem Beruf bleiben. Auch ein bisschen ferne Welt schnuppern würde sie gerne, «und einmal Thailand bereisen».
Was ihnen am Dorf gefällt
Und was gefällt den beiden besonders gut in Landiswil? Alina Löffel beantwortete das in der Umfrage so: «Im Dorf zu leben, gefällt mir, weil jeder jeden kennt.» Abends komme sie gerne nach Hause, weil es so ruhig sei, während in der Stadt und unterwegs alle gestresst seien. Für Andreas Lüthi sind es vor allem die vielen Vereine und die gute Stimmung, die ihm das Leben im Dorf angenehm machen.
Bleiben oder wegziehen?
Die beiden Jungen können sich gut vorstellen, auch später in Landiswil zu wohnen. Warum? «Weil ich hier aufgewachsen bin und mir dieses Dorf viel bedeutet», sagt Alina Löffel schlicht. Und Andreas Lüthi hatte es in der Umfrage klipp und klar formuliert: «Mein Zuhause ist meine Heimat.»