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Auf einen Kafi mit Elena Lanfranconi: Frau Major weiss, was sie will
Ob im Militär, in der Politik oder im Job – Elena Lanfranconi macht keine halben Sachen. Die 27-Jährige Worberin geht ihren Weg zielstrebig und selbstbewusst. Bei einem Gespräch im Kafi BERN-OST erzählt sie, was sie am Militär begeistert und wie sie es hoch hinauf geschafft hat. Und wenn sie die Wahl hat, sich einen einzigen grossen Traum zu erfüllen oder gleich zwei, wählt sie lieber die volle Variante.
Elena Lanfranconi wirkt auf unaufdringliche Art selbstsicher. Gradlinig hat die Worberin mit ihren 27 Jahren schon Beeindruckendes erreicht: Sie steuert eine Karriere als Unternehmensberaterin an, sitzt für die FDP im Worber Parlament und wurde unlängst im Militär in den Majorsrang befördert. Im Gespräch bei uns im Kafi BERN-OST, zu dem sie in Jeans und Turnschuhen erscheint, wirkt sie frisch und locker – alles andere als eine verbissene Karrierefrau.
Früher Einblick in die Politik
Politisch geprägt wurde sie früh, am Familientisch mit ihrem Vater Guy Lanfranconi, einem engagierten FDP-Mann. Mit 18 Jahren trat sie selbst der FDP Worb bei, bald darauf sass sie im Gemeindeparlament. «Eigenverantwortung, unternehmerische Freiheit, solide Rahmenbedingungen – das sind Werte, die mir entsprechen», sagt sie, und findet, die Wirtschaft sei ein wichtiger Grund, warum es der Schweiz so gut geht. «Dazu müssen wir Sorge haben und Eigenverantwortung fördern.»
Am liebsten schnell und laut
Elena Lanfranconi ist ein Beispiel dafür, wie das geht – sie nimmt ihren Weg gezielt in die Hände. So entschied sie sich schon früh dafür, Militärdienst zu leisten. Warum? Sie lächelt fein: «Ich mag es gern schnell und laut.» Weil auch die Luftfahrt sie schon lange fasziniert hatte, lag die Kombination auf der Hand: Sie peilte eine Karriere als Militärpilotin an. Die Rekrutenschule sollte der Einstieg zu diesem Berufsziel werden, und sie gefiel ihr gut.
Hitzemarsch und Kältebiwak? Egal!
Durch den Schlamm robben, in der Kälte biwakieren oder 100 Kilometer in brütender Hitze marschieren – nichts konnte sie schrecken. «Da müssen alle durch, und der Gruppenzusammenhalt hat viel geholfen», sagt sie schlicht. Ihre Militärkollegen seien ihr stets mit Respekt begegnet, und auch wenn sie lange die einzige Frau war und vielleicht mal ein bisschen energischer habe hinstehen müssen: «Ich habe mich immer wohlgefühlt.»
So wurde sie «Kadi»
Der Weg zum Offizier ergab sich dann wie von selbst, und diesen Frühsommer wurde Elena Lanfranconi – ganz unfeierlich und nur mit einer Benachrichtigung – zur jüngsten Frau Major der Schweizer Armee ernannt. Seit Kurzem ist sie Kompaniekommandant und führt ihre Leute durch Übungen und Einsätze. Ein straffer Weg also – nur führte er nicht dorthin, wo sie anfänglich geplant hatte.
Jetpilotin oder Juristin?
Nach der Matura, einem Sprachaufenthalt in Kanada und der Rekrutenschule stand Elena Lanfranconi nämlich vor der Frage, ob sie wirklich eine Militärkarriere anstreben sollte – oder doch lieber studieren? Sie überlegte sich: «Warum nur eins, wenn man beides machen kann?» Und entschied sich, neben der Militärlaufbahn in Fribourg Wirtschaft und Recht zu studieren – auf Französisch. Und den Masterabschluss machte sie auf Englisch – warum nur eine Sprache wählen, wenn sie auf zwei Sprachen abschliessen konnte.
Panzertruppe statt Cockpit
Den Traum von der Jetpilotin gab sie damit auf. Aber sie fand einen guten Ersatz – in der Panzertruppe. «Auch Panzer sind gross, schwer und laut», schmunzelt sie, also genau ihr Ding. Inzwischen hat sie im Militär auch andere Frauen kennengelernt und freut sich: «Unsere gemeinsamen Interessen verbinden, so dass sich gute Freundschaften ergeben haben.» Ausserdem findet sie es spannend, Leute aus allen Regionen zu treffen.
Ein Beruf mit Wirkung
Im zivilen Leben arbeitet Elena Lanfranconi seit diesem Sommer als Beraterin in einer internationalen Wirtschaftsprüfungsfirma. Ihr Fokus: Forensics & Integrity Services – also wirtschaftliche Missstände aufdecken, Whistleblower-Meldungen prüfen und vor allem sauber und unabhängig analysieren. «Meine Arbeit ist sehr spannend, abwechslungsreich und sinnvoll – genau das, was mir gefällt.»
Disziplin mit einer Prise Lockerheit
Diese Zielstrebigkeit zeichnet Elena Lanfranconi aus. Trotzdem packt sie an, ohne sich zu verbeissen: «Wenn man sich stresst, macht es irgendwann keinen Spass mehr.» Das gilt für den Alltag ebenso wie für die ambitionierte militärische Generalstabsausbildung, die sie kürzlich begonnen hat – ein mehrjähriges, intensives Programm mit vielen Selektionsverfahren. Nervös sei sie nicht gewesen, sagt sie, auch nicht, als der Brigadegeneral jeden ihrer Planungsschritte minutiös beobachtet habe. «Ich habe nur zu gewinnen und mache alles so gut ich kann.»
Sportlich unterwegs …
So viele Herausforderungen machen eine gute Erholung nötig. Diese findet Elena Lanfranconi vor allem im Freien und unterwegs, beim Trailrunning, Rennvelofahren oder Campen. Lange gehörte auch Fussball gehört dazu, früher «schuttete» sie mit ihren beiden jüngeren Brüdern, später aktiv im Frauenfussballverein Worb und als Futsal-Goalie. «Heute bleibt mir nicht genug Zeit, regelmässig in einem Verein zu spielen», sagt sie. «Dafür bin ich als begeisterte Zuschauerin bei der Frauen-Europameisterschaft dabei.»
… und gespannt auf neue Aufgaben
Was Elena Lanfranconi in der nächsten Zukunft vorhat? «Berufliche Herausforderungen und sinnstiftende Aufgaben anpacken.» Und im Militär taktische Entschlüsse fassen. «Panzerübungen zu organisieren ist spannend, eine krasse Abwechslung zum Alltag», strahlt sie. Sie überlegt kurz, dann sagt sie: «Ich habe immer gemacht, was ich mir vorgenommen habe.»
Erstellt:
26.07.2025
Geändert: 26.07.2025
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