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Entschleunigung zwischen Tieren und Natur: Wo Alpakas durch die Yogastunde grasen

Ein Interview – mal anders: Gemeinsam mit Nadia Gerber und Stefanie Linder sitze ich auf einer Yogamatte im Garten des Schwendihofs im Bigental. Kuhglocken läuten in der Ferne, Vögel zwitschern – und fünf Alpakas grasen zwischen den Matten.

Nadia Gerber (l.) hat die Alpakas, Stefanie Linder die Yogamatte: Eine gute Kombination. (Bild: pg)
Die Alpakas tun vor allem eines um die Yogamatte: Fressen. (Bild: pg)
Obwohl die Alpakas neugierig sind, strahlen sie eine Ruhe aus. (Bild: pg)

Nadia Gerber bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann Markus seit 2009 den Schwendihof. Anfangs standen die Alpakas einfach als Weidetiere im steilen Gelände rund ums Haus. Doch bald entwickelte sich daraus mehr: eine kleine Zucht, Spaziergänge mit Alpakas, Halterkurse – und seit Kurzem auch Yin-Yoga mit Alpakas. «Die Idee schwirrte schon länger in meinem Kopf», erzählt Nadia. «Als ich Steffie wiedertraf – wir sind gemeinsam in Wabern aufgewachsen – war schnell klar: Das passt.»

 

Yin-Yoga trifft Alpaka-Ruhe

Stefanie Linder unterrichtet seit Juli Yin-Yoga auf dem Hof. Yoga selbst gebe es schon zu oft und ausserdem fand sie dies als zu hektisch in dieser ruhigen Umgebung. «Yin-Yoga ist sanft und langsam und führt einem ins hier und jetzt – genau wie die Alpakas. Es ergänzt sich wunderbar», sagt sie. Anders als bei dynamischen Yogastilen werden die Positionen drei bis fünf Minuten gehalten. «Man ist viel im Liegen, lässt sich tief in die Dehnung und Entspannung hineinfallen.»

 

Die fünf Alpakas bewegen sich während der Lektion frei zwischen den Teilnehmenden. Anfangs beobachten sie das Geschehen oft aus einer Ecke, mit der Zeit grasen sie zwischen den Matten hindurch – ruhig, neugierig und unaufdringlich. Am Schluss versammeln sie sich gerne um Steffie herum und fressen weiter. Wer sich Sorgen macht, zwischen Mist oder Pippi zu liegen, kann beruhigt sein: Die Tiere sind reinlich und erledigen ihr Geschäft nur an bestimmten, ihnen bekannten Plätzen – so wie auf der Weide auch. Und: Sie riechen kaum.

 

Mit Gefühl statt Gehorsam

Nicht alle Alpakas eignen sich für den direkten Kontakt mit Menschen. «Wir setzen nur Tiere ein, die es mögen. Die anderen dürfen einfach Weidetiere sein», betont Nadia. Auch an die Weide, die Yogamatten und die neuen Geräusche mussten sich die Tiere zuerst gewöhnen – deshalb begleiten stets dieselben fünf Alpakas die Teilnehmenden.»

 

Das macht das Erlebnis umso echter. «Alpakas sind neugierig, aber nicht aufdringlich. Sie bringen eine Ruhe mit, die sich überträgt», sagt Linder. «Auch wenn mal jemand hustet – das stört hier niemanden. Man ist draussen, an der frischen Luft, in der Natur – das ist einfach befreiend.»

 

Ein Ort zum Durchatmen

Stefanie Linder unterrichtet weiterhin auch in Worb, kommt aber immer wieder gerne auf den Schwendihof zurück. «Ich liebe die Natur, die Ruhe, die Berge – hier finde ich all das.» Und wer auf den ÖV angewiesen ist, kann sogar abgeholt werden. «Es soll ein Angebot für alle sein. Niemand muss besonders beweglich sein – wichtig ist nur, dass man bei sich bleibt.»

 

Einmal im Monat gibt es auf dem Schwendihof die Gelegenheit, das zu erleben: Yin-Yoga mit Alpakas – ein Erlebnis, das entschleunigt, erdet und ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. «Eine Teilnehmerin sagte einmal, sie habe nicht gewusst, ob da wirklich ein Alpaka bei ihr stand oder ob sie es sich nur gewünscht habe», erzählt Nadia Gerber schmunzelnd.

 

Spaziergänge, Wolle, Produkte

Wer lieber in Bewegung bleibt, kann die Alpakas auf Spaziergänge begleiten – ein Angebot, das es auf dem Schwendihof schon seit 2011 gibt. Die Tiere kennen den Weg und lassen sich nur auf Routen ein, die ihnen vertraut sind. «Wir geben nur Tiere mit, die gerne mit Menschen unterwegs sind», so Gerber. «Es gibt Kombinationen, die einfach nicht funktionieren – und das ist okay. Die Tiere zeigen uns, was für sie passt – sie sind keine Roboter. Sie bringen ihren eigenen Rhythmus mit, und der Mensch muss sich darauf einlassen.»

 

Auch die Wolle der Alpakas wird verarbeitet – vor allem zu Bettdecken, aber auch zu Mützen, Stirnbändern oder Halstüchern. Jedes Stück stammt von einem bestimmten Tier und ist direkt ab Hof erhältlich.

 

Platz für Begegnung und Achtsamkeit

Das Angebot richtet sich an Erwachsene ab 18 Jahren – oder auf Anfrage auch an Jüngere. Die Gruppen sind bewusst klein gehalten, maximal zehn Personen, damit es für Mensch und Tier genug Platz gibt. Alpaka-Yin-Yoga findet - unter freiem Himmel, in tierischer Gesellschaft bei trockenem Wetter statt.

 

Nach der Yogastunde gibt es einen Apéro und die Möglichkeit, den Tieren noch einmal bewusst zu begegnen – sie zu füttern, zu streicheln, ein Foto zu machen - wobei es bei den niedlichen Tieren oft nicht bei einem Foto bleibt – und einfach den Moment zu geniessen.

 

[i] Mehr Informationen findest du hier: Schwendihof

Die nächsten Yoga-Stunden (Anmeldung): 

Freitag 15. August, 19.00-21.00 Uhr

Sonntag 14. September, 10.00-12.00 Uhr

Samstag 18.Oktober, 14.00-16.00 Uhr


Autor:in
Pascale Groschel, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 12.08.2025
Geändert: 12.08.2025
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