- Kultur
Erste Ausstellung: Für Oliver Reiter geht ein Wunsch in Erfüllung
Erst als Erwachsenen packte Oliver Reiter aus Grosshöchstetten das Malen und Zeichen. Seither lässt es ihn nicht mehr los. Täglich widmet sich der cerebral gelähmte 38-Jährige seiner Leidenschaft. Nun wird ein lang gehegter Traum für ihn wahr: Ab Samstag zeigt er seine Bilder zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit.
Kräftig leuchtend drängt sich das bunte, drachenförmige, aus vier Dreiecken bestehende Viereck aus seiner grauen Umgebung hervor. "Ich male viele Muster und Naturmotive", sagt Oliver Reiter. Dabei können diese sowohl grossangelegt und auf wenige Formen reduziert, aber auch ganz kleinteilig und detailreich ausfallen. Oft braucht er mehr als einen Tag für ein Bild, manchmal geht es aber auch sehr schnell.
Reiter lebt seit einigen Jahren in einer Wohn-und Beschäftigungsgruppe der Stiftung Aarhus in Grosshöchstetten. Er kam mit einer Cerebralparese zur Welt, einer Behinderung, die zu Störungen des Nervensystems, der Muskulatur und der Motorik führt. Davon betroffen sind bei Reiter unter anderem die Bewegungen der Arme und Hände. Trotzdem geht er täglich seiner Leidenschaft, dem Malen, nach. Obwohl er im Rollstuhl sitzt, kann er auch für kurze Zeit selbstständig stehen. Will er im Stehen malen, unterstützt ihn ein sogenanntes Stehbrett dabei. Fürs Antworten auf die Fragen der Journalistin benötigt er Zeit, Auskunft gibt er in kurzen Sätzen.
Experimentieren mit den Lieblingsfarben
"Meistens male und zeichne ich über Mittag oder abends", sagt Reiter. Mit Farbstiften und Wasserfarben bearbeitet er dabei Papier und Leinwand. "Am liebsten habe ich die Farben Orange, Rot, Blau und Gelb", beschreibt er seine Palette. Mit diesen Farben experimentiert er immer wieder aufs Neue. "Kunst bedeutet für mich, die verschiedenen Farben auszuprobieren und zu schauen, was es daraus gibt", sagt er zu seiner Herangehensweise.
Obwohl Reiter auch schon Bilder verkauft hat, eine eigene Austellung damit hat er noch nie gemacht. Den Wunsch dies zu tun, hegte er aber schon lange und erzählte seiner Betreuerin Nathalie Rüegsegger davon. Auf BERN-OST las diese den Bericht über Tobias Kopp, der in seinem Blumenladen Flora-Line in Grosshöchstetten neu auch Ausstellungen mit Werken lokaler Künstler und Künstlerinnen machen will.
Gespanntes Warten
"Wir sind dann bei Tobias vorbeigegangen", sagt Reiter. Gemeinsam fragten er und Rüegsegger, ob Reiter bei ihm ausstellen dürfe. Dann wurde es spannend – Kopp wollte es sich überlegen. "Ich habe mich sehr gefreut, als die Zusage kam", so Reiter. Noch fühle es sich etwas komisch an, zum ersten Mal auszustellen. Trotz Nervosität freut er sich aber auf die Ausstellung.
Sieben Gemälde und Zeichnungen wird Reiter nun neben den Bildern von Gabriela Schweizer und den Holzskulpturen von Hartmut Ammann ausstellen. "Ich musste beim Auswählen schon etwas überlegen", sagt Reiter, der über eine grosse Sammlung von eigenen Werken verfügt. Ausgesucht habe er dann Bilder, die zusammenpassen.
Bild oder Geld?
Die ausgestellten Bilder verkauft Reiter auch. Ausser eines. Eigentlich. Nun gebe es dafür nämlich bereits hohe Gebote, verrät Betreuerin Rüegsegger, und Reiter lacht verlegen beim Gedanken daran, sich nun für das Geld oder das Bild entscheiden zu müssen.
[i] Die Vernissage der Ausstellung findet am Samstag, 23. Februar von 9-15 Uhr bei Flora-Line an der Bahnhofstrasse 15 in Grosshöchstetten Statt. Die Ausstellung läuft während drei Wochen.
Erstellt:
22.02.2019
Geändert: 24.02.2019
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