«Es ist ein Knochenjob, aber ein Schöner»
Seit 25 Jahren führen Hansruedi und Therese Soltermann das Restaurant Rössli Heistrich. Mit Leidenschaft, Durchhaltewillen und einem starken Team haben sie aus dem elterlichen Betrieb eine lebendige Begegnungsstätte gemacht. Zum Jubiläum gibt es keine grosse Feier, sondern viele kleine Freuden für die Gäste.
«Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht», sagt Hansruedi Soltermann und lächelt. «Da fängst du einmal an, freust dich über das erste Jahr. Und plötzlich sind 25 vorbei.» Gefeiert wird im Rössli Heistrich auf eigene Art: Mit einem November-Adventskalender, bei dem Gäste täglich Preise gewinnen können. Jeder Gast darf seinen Namen auf einen Talon schreiben und nimmt damit an der Tagesverlosung teil. Weiter gibt es ein Jubiläumskalender voller Teamfotos, so wie bisher alle fünf Jahre.
Therese Soltermann blickt zurück: «Es waren intensive, lehrreiche, aber auch sehr schöne Jahre. Und sie sind unglaublich schnell vergangen.»
Zwischen Alltag und Begeisterung
Ein Vierteljahrhundert als Wirtepaar, dass braucht Energie und Ideen, damit der Alltag nicht zur Routine wird. «Das ist die grösste Gefahr», sagt Hansruedi Soltermann. «Deshalb organisieren wir immer wieder Events. Das ist mit der Zeit zu unserem Markenzeichen geworden.»
Therese Soltermann ergänzt: «So bleiben wir lebendig – und das geht nur dank unserem Team. Sie halten in jeder Situation zusammen.» Wer neu dazukommt, müsse ins Team passen. «Alle müssen mitziehen, ‘dr Chare schrisse’ damit dies funktioniert.»
Fachkräfte gesucht
Seit der Pandemie habe sich im Gastgewerbe vieles verändert. «Viele Fachkräfte, die während der Pandemie einen anderen Beruf ergriffen haben, sind nicht zurückgekehrt», erzählt die Wirtin. «Heute wollen viele Teilzeit arbeiten und die Wochenenden frei haben. Dabei sind das bei uns die wichtigsten Tage.»
Auch Studierende seien schwieriger zu finden, erzählt Therese Soltermann: «Viele haben keinen Führerausweis und wir sind nicht am ÖV angeschlossen.» Früher hätten auch viele Mütter und Hausfrauen an den Wochenenden ausgeholfen, wenn der Mann zu Hause war. «Das hat sich komplett verändert.»
Umbauen, ohne den Charme zu verlieren
In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Rössli Heistrich stark verändert und doch ist es noch dasselbe. «Wir haben extrem viel umgebaut, eigentlich ist kein Raum mehr wie früher», erinnert sich Therese Soltermann. «Aber uns war immer wichtig, dass der Charme des Hauses bleibt.»
So entstanden über die Jahre eine neue Küche, ein Wintergarten, ein Coiffeur- und ein Blumengeschäft. «Nur in unserer Wohnung blieb vieles beim Alten. Dort steht bis heute keine Küche», sagt Therese Soltermann schmunzelnd. «Als die Kinder klein waren, war es mühsam immer hoch und runter laufen zu müssen.»
Familienbetrieb mit Geschichte
Das Rössli Heistrich ist für Hansruedi Soltermann mehr als nur ein Arbeitsplatz, er ist dort aufgewachsen. Schon seine Eltern führten den Betrieb während 32 Jahren. «Ich bin hier aufgewachsen. Als Kind hatten wir nicht einmal ein Wohnzimmer, das Leben spielte sich im Restaurant ab», erinnert er sich.
Als Therese und Hansruedi das Rössli übernahmen, waren ihre drei Kinder noch klein. «Wie wir das damals geschafft haben, wissen wir heute nicht mehr genau», sagt Therese Soltermann und lacht. «Aber wir haben es geschafft.» Heute helfen die erwachsenen Kinder mit, wo immer sie können. «Sie sind eine grosse Stütze für uns.»
Klassiker, die bleiben
Auf der Speisekarte setzt das Rössli auf gutbürgerliche Küche mit saisonalen Akzenten. «Unsere Standardkarte bleibt weitgehend gleich, dazu gibt es sechsmal pro Jahr eine Saison- oder Themenkarte», sagt der Koch. Besonders beliebt ist das Cordon-bleu, auch in der vegetarischen Variante. «Wir bereiten jedes Cordon-bleu bei einer Bestellung frisch zu.», betont Therese. «Das es zu unserer Spezialität wird, war nie geplant.» Auch bei den Desserts gibt es Klassiker, die nie aus der Mode kommen: Coupe Dänemark, Eis-Kaffee und das Haussorbet.
Treue Gäste und eine eingespielte Crew
Einige Mitarbeitende sind seit Beginn dabei, ebenso viele Gäste. «Es gibt jene, die eine Zeit lang jede Woche kommen, und solche, die seit Jahren ihre Familienfeste bei uns feiern. Beide sind wichtig», sagt Hansruedi Soltermann.
Doch die klassische Gaststube habe sich verändert. «Die Randzeiten sind schwieriger geworden und der «klassische» Stammtisch hat sich verändert.», so der Wirt. Auch seine Frau bedauert: «Viele ‹schnurri-Örtli› verschwinden – kleine Dorfläden, Stammtische, Käsereien. Das ist schade für die sozialen Kontakte.»
Ein schöner Knochenjob
«Das Gastgewerbe ist ein Knochenjob», sagt Therese Soltermann ehrlich. «Aber ein schöner», ergänzt ihr Mann rasch. Dem stimmt seine Frau zu: «Wir bekommen viel Lob und schöne Rückmeldungen.»
Weil sie nur noch vier Tage pro Woche geöffnet haben, gibt es manchmal kritische Stimmen. «Viele denken, wir hätten mehr Freizeit. Dabei sind wir an diesen vier Tagen 60 Stunden im Betrieb und an den drei anderen erledigen wir Büro und Einkäufe. «Unser freier Tag ist der Mittwoch, der Rest der Woche gehört dem Rössli», erklärt die Wirtin.
Blick nach vorn
An Aufhören denken die Soltermanns nicht. «Wir sind in einem Alter, in dem wir gerne weitermachen», sagt der Wirt. «Und bei der aktuellen Lage wäre es für uns nicht vorstellbar, den Betrieb jemand anderem zu übergeben.»
So feiern sie ihr Jubiläum auf ihre Art – mit vielen kleinen Freuden und grosser Dankbarkeit. «Wir haben viel erlebt», sagt Therese, «aber wir haben immer versucht, uns treu zu bleiben. Und das ist vielleicht das Schönste an diesen 25 Jahren.»