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Krebs gab den Anstoss: Fabienne Feuz nahm ein Jahr mit der Familie frei - zuhause

Ende Februar 2020 sprangen Fabienne Feuz und ihr Mann Luca (beide 40) ins kalte Wasser und nahmen sich eine berufliche Auszeit. Ziel: Die kostbare Zeit mit ihren Kleinkindern geniessen und das Leben feiern. Kurz danach brach Corona aus. "Wir dachten: Mensch, wie soll das nun gehen?", sagt Feuz. Wie aus dem Schreck Erfüllung, und aus den gewollten paar freien Monaten ein Jahr wurde, darüber berichtet Feuz in ihrem Buch "Fliegen lernen".

Erinnerung an die einjährige Auszeit: Fabienne Feuz mit ihrem Buch "Fliegen lernen" im Medien-Center in Worb. (Bild: Isabelle Berger)

Die Entscheidung zur Auszeit trafen Fabienne Feuz und ihr Mann anlässlich mehrerer Schicksalsschläge in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. "Innerhalb von ein paar Monaten starben eine enge Freundin von mir und eine Kollegin von meinem Mann an Krebs. Letztere hatte kleine Kinder", sagt Feuz. "Wir fragten uns: Auf was warten wir eigentlich?" Zu kostbar fanden sie die Zeit mit ihren zwei kleinen Buben, als sie ob des Alltagstrotts zu verpassen. "Wir wollten zelebrieren: Wir sind am Leben!"

 

Also kündigte ihr Mann, der Hauptverdiener, seinen Job. Sie stellte für ihre Sprachschule eine Stellvertretung ein. "Unser Ziel war es, so wenig wie möglich zu arbeiten und zur Ruhe zu kommen." Und die Pandemie entpuppte sich als Segen. Dadurch, dass dem Reisen Grenzen gesetzt waren, blieb die Familie innerhalb der Schweiz. Zuhause und im Engadin. "Wenn wir die ganze Zeit gereist wären, hätte ich nicht ein Buch schreiben und Klavierstunden besuchen können", sagt Feuz.

 

Schreiben statt sich zu rechfertigen

Das Buch war nicht geplant. Um dem Drang entgegenzuwirken, sich für das Zuhausebleiben rechtfertigen zu müssen, suchte Feuz etwas Kreatives. Da stolperte sie über das Buchprojekt "Schreib dein Buch" der Edition Unik im Berner Generationenhaus. Über fünf Monate werden die Teilnehmer:innen beim Verfassen des eigenen Buchs begleitet. Am Schluss wird das Buch gedruckt.

 

Das Buch hat Feuz ihrer Freundin Alexandra gewidmet, deren Tod Mitauslöser des Familienabenteuers war. Ihr Mann suchte nach den gewonnenen Erkenntnissen aus der Auszeit einen sinnstiftenden Job und fand diesen bei der Krebsliga Bern. "Durch all das schloss sich ein Kreis", sagt Feuz. Und es brachte sie auf eine Idee: Sie spendet nun einen Teil des Erlöses aus dem Bücherverkauf an die Krebsliga. Es sei für sie das Schönste, dass am Schluss alles so zusammenpasse. Und das, nachdem sie sich von der Angst, was alles passieren könnte, losgelöst hätten und einfach so darauf los gegangen seien.

 

"Wir mussten uns Auszeiten aus der Auszeit nehmen"

Ganz ohne Struktur sei es aber nicht gegangen. Schnell sei die freie Zeit voll von Alltagsroutinen, wenn man Kinder habe. "Wenn die Kinder gegessen haben, bist du doch wieder unter dem Tisch am ‘Brösmeli’ aufputzen, oder am Einkaufen." Bei einer Auszeit denke man an ein schönes Kafi. "Aber mit Kindern ist man immer dran." So hätten sie sich mehr Struktur geben und Auszeiten in der Auszeit nehmen müssen.

 

Auf die Frage, ob sie dasselbe wieder tun würde, antwortet sie: "Ja, sofort. Ich bin schon wieder am Träumen." Es sei logisch, dass sie über eine nächste Auszeit nachdenken würden. "Sich eine Auszeit zu nehmen, ist nicht etwas, das man einfach einmal macht. Es ist eine Lebenseinstellung", sagt Feuz. Ihr Mann habe nach dem Jahr ganz bewusst einen Teilzeitjob gesucht. "Damit wir diese Lebensart weiterführen können. Zwar haben wir weniger Geld, dafür mehr Zeit zusammen."

 

[i] Lesung: Fabienne Feuz liest am Freitag, 17. Juni um 18 Uhr im BERN-OST-Kafi im Medien-Center am Bahnhofplatz 3 in Worb aus ihrem Buch "Fliegen lernen". Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht nötig.

 

[i] Mehr zu Fabienne Feuz unter fabiennefeuz.ch und sprach-art.com.


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 13.06.2022
Geändert: 17.06.2022
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