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Münsingen - Darum kommt die Feuerwehr jetzt noch schneller

Es brennt. Du nimmst das Handy und rufst den Notruf an. Kurze Zeit später trifft die Feuerwehr ein und löscht den Brand im Schlossgut. Klingt einfach. Doch bis es vom Alarm zum Einsatz kommt, passiert hinter den Kulissen einiges. Und zwar nicht nur, dass ein paar Leute alles links liegen lassen und ins Löschfahrzeug hüpfen. Die Feuerwehr Münsingen hat ein modernes digitales System angeschafft, das den Einsatzkräften hilft, möglichst schnell am richtigen Ort zu sein.

Am Computer im Büro erstellt Einsatzleiter Pascal Walther die Einsatzpläne. (Bilder: Isabelle Berger)
Der Monitor im Feuerwehrmagazin gibt den Feuerwehrleuten die wichtigsten Inormationen an.
Im Fahrzeug fix installiert: Das Tablet kann man für die Arbeit am Einsatzort herausnehmen.
Der Zielort wird automatisch auf dem navigationsgerät eingestellt.

Erst vor wenigen Tagen sind die neuen Geräte bei der Feuerwehr eingetroffen. Drei Tablets liegen noch auf dem Pult von Einsatzleiter Pascal Walther im Feuerwehrmagazin in Münsingen. Bald werden sie fix in den Einsatzfahrzeugen installiert, bereit für den Ernstfall. Die Tablets sind nur ein Teil des gesamten Systems. Dazu gehören noch ein Monitor, drei Navigationsgeräts und zwei Computerprogramme.

 

Diese in «Friedenszeiten» mit Daten zu füttern, die im Falle eines Alarms benötigt werden, ist die Aufgabe von Walther. Er ist bei der Gemeinde als Mitarbeiter Feuerwehr angestellt und für die Einsatzplanung zuständig. «Ein Einsatzplan ist eine Dokumentation über ein Objekt», erklärt er. Typischerweise ist dies bei öffentlichen oder grossen Gebäuden wie Altersheimen oder Firmen der Fall. «Interessant sind für uns die Besonderheiten», sagt Walther. Hat es eine Brandmeldeanlage? Wo ist der beste Zugang? Wo ist das sogenannte Schlüsselrohr, in dem für die Feuerwehr ein Passepartout-Schlüssel für das Gebäude deponiert ist? Wer ist Ansprechpartner? Gibt es Gefahren oder anderes, was man wissen müsste bei einem Einsatz? «Es darf aber auch nicht zu viel sein». Der Einsatzplan soll beim Alarm in kürzester Zeit eine Übersicht über alles Wichtige bieten.

 

Ade Word und PDF

«Vorher verwendeten wir für die Einsatzpläne eine Word-Vorlage. Daraus machten wir ein PDF und luden dies dann ins System hoch», sagt Walther. Musste etwa eine Telefonnummer geändert werden, so musste er diese im Word-Dokument austauschen, ein neues PDF erstellen und im Einsatzmanagementsystem das alte PDF durch das neue ersetzen. Jetzt kann Walther die Daten direkt im System erfassen und bei Bedarf ändern. «Das spart extrem viel Zeit.» Die Einsatzpläne kann er zudem mit einem Klick auf die Tablets übertragen. Auch das war vorher mit dem PDF aufwändiger.

 

Herzstück des Programms ist ein Ortsplan Münsingens, auf welchem alle Objekte mit Einsatzplan eingezeichnet sind. Mit einem Klick aufs entsprechende Fähnchen kann Walther den jeweiligen Einsatzplan aufrufen. Im Plan sind auch alle Leitungen oder Dinge wie Hydranten erfasst.

 

Alarm auf allen Kanälen

Zurück zum Start: Es brennt, du greifst zum Handy. Die Notrufnummer verbindet dich mit der kantonalen Einsatzleitzentrale. Da es sich bei deiner Meldung um einen Brand in Münsingen handelt, löst die Zentrale bei der dortigen Feuerwehr einen Alarm aus. «Der Alarm erscheint auf dem Monitor im Feuerwehrmagazin», sagt Walther. Hier sehen und hören ihn alle, die sich im Magazin aufhalten. Auf dem Monitor erscheint der Ortsplan mit dem genauen Einsatzort. Das Gleiche passiert auf den Tablets in den Fahrzeugen und dem Computer im Büro. Weitere Angaben werden angezeigt: Der Alarmzeitpunkt, die Adresse mit Koordinaten, Informationen, worum es genau geht. Auf dem Monitor sieht man auch, wo es aktuell Baustellen gibt.

 

Auf der Fahrt zum Ort des Geschehens kommt der in Friedenszeiten erstellte Einsatzplan zum Zug. Er kann auf dem Tablet oder auch in einer App auf dem Handy geöffnet werden. «Der Beifahrer kann sich schon auf dem Weg informieren, wie die Zufahrt ist, wo das Schlüsselrohr ist und so weiter». In den beiden Feuerwehrlastwagen und dem Einsatzleiterfahrzeug hat es auch Navigationsgeräte. Mit dem neuen Einsatzmanagement-System wird der Zielort dort nun automatisch angezeigt. «So muss man das Navi nicht mehr während der Fahrt einstellen», sagt Walther. Das sei wichtig für die Sicherheit. «Wenn es bei einem Einsatz schnell gehen muss, ist das Unfallrisiko erhöht.»

 

Ist bald auch das Flipchart Geschichte?

Ab Ende Monat wird die Feuerwehr Münsingen das neue System für die Planung und Leitung der Einsätze einsetzen. Es kann aber noch mehr. «Auf Platz gebe ich das Tablet weiter an die Führungsunterstützung», sagt Walther. Dabei handelt es sich um speziell ausgebildete Feuerwehrangehörige, deren Aufgabe es ist, das Geschehen zu dokumentieren: Etwa die Zeitpunkte der Abfahrt im Magazin, des Eintreffens der Ambulanz und er erteilten Befehle. Auch die Standorte der Löschfahrzeuge oder Evakuationen werden notiert. «Der Einsatz muss im Nachhinein nachvollziehbar sein.» Bis jetzt schreiben die Führungsunterstützer diese Dinge von Hand auf ein Flipchart. Mit dem digitalen Einsatzmanagementsystem können sie am Tablet notiert und eingezeichnet werden. «Wenn später der Untersuchungsrichter kommt, kann ich die Daten als Dokumentation herunterladen», sagt Walther.

 

Dass auch die Führungsunterstützung bald digital geschehe, sei sehr wahrscheinlich. Aber: «Die Digitalisierung muss man gut durchdenken.» Das bisherige Vorgehen mit Flipcharts klappe gut und sei effizient. Und auch für Feuerwehrmitglieder, die mit dem Computer ungeübt seien, funktioniere es gut. Damit das digitale System eingesetzt werden könne, müssten es alle bedienen können. Darum müssten sie dieses noch testen und die Leute gegebenenfalls entsprechend schulen.

 

«Es ist genial»

Einen ersten Test für die Einsatzplanung und -leitung hat das neue System am selben Morgen gemäss Walther bestanden. Zwei kleinere Alarme gingen ein. «Es hat tiptop geklappt.» Und wie findet er das Ganze? Er sei Teil der Gruppe gewesen, die das neue System ausgewählt hat. Darum urteilt er zunächst ganz sachlich: Es sei sehr modern und im Kanton Bern etwas vom Einfachsten. Zudem sei es ausfallsicher und könne beliebig erweitert werden, weil es aus einzelnen Teilen bestehe, die auch alle unabhängig voneinander funktionierten. Gelichzeitig seien diese aber miteinander gekoppelt. Eine persönliche Meinung und ein Glänzen in den Augen lassen sich ihm dann doch noch entlocken: «Es ist genial. Es macht alles einfacher und effizienter.»

 

[i] Für die Beschaffung des gesamten Systems genehmigte der Münsinger Gemeinderat kürzlich einen Investitionskredit von 29’000 Franken. Bei der neuen Software der Feuerwehr Münsingen handelt es sich um das Einsatzplanungstool Floriplan das Einsatzleitungs- und Führungstool Collact, das Monitorsteuertool AlarmDisplay und das Navigationssystem SpotPilot .


Autor:in
Isabelle berger, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 27.03.2023
Geändert: 27.03.2023
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