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Feuerwehr Stettlen: Neuer Capo am Steuer
Stabsübergabe bei der Feuerwehr Stettlen: Nach neun Jahren als Vize übernimmt Roland Moser das Kommando. Sein Vorgänger Marco Paolucci kehrt – nach einer Übergangszeit als Vize – in die Mannschaft zurück. Beiden bleibt die gute Zusammenarbeit wichtig – und das Motto: «Mir si Führwehr Stettlen.»
Wohnungsbrand, überschwemmte Keller, umgestürzte Bäume oder Tierrettung: Neun Jahre lang haben Kommandant Marco Paolucci und sein Vize Roland Moser als eingespieltes Team unzählige Einsätze und Übungen gemeistert. Seit Anfang September läuft es umgekehrt: Am Stettlen Märit übergab Paolucci offiziell das Kommando an Moser. Bis Ende Jahr steht er ihm noch als Vize zur Seite, danach kehrt er als Einsatzleiter und «ganz gewöhnlicher» Feuerwehrmann ins Team zurück.
Innovation und Interessantes …
Ganz gewöhnlich ist die Stettler Feuerwehr allerdings nicht. «Wir sind sehr innovativ», betont Paolucci. Dieses Jahr beispielsweise stand eine Weiterbildung zum Thema «Trockensteigleitungen» auf dem Programm: In Gebäuden wie dem Bernapark müssen die Feuerwehrleute wissen, wie solche Leitungen unten gefüllt, oben Wasser entnommen und am Ende alles wieder geleert wird. Solche speziellen Aufgaben halten die Truppe auf Trab. «Langweilig wird uns nie», sagt Kommandant Moser.
… und vor allem ein toller Teamgeist
Speziell sei bei der Feuerwehr Stettlen aber auch der starke Zusammenhalt, das enge Miteinander und die gegenseitige Unterstützung. «Wir sind seit Jahrzehnten ein tolles, motiviertes Team», freut sich Moser. Egal ob der Jugendfeuerwehrleiter oder der Kommandant einen Übungseinsatz leite: «Wir reden offen miteinander.» Paolucci ergänzt: «Wir sind immer froh um gute Tipps – auch von den Jungen.» Diese bleiben der Feuerwehr Stettlen dafür auch jahrelang erhalten – und haben auch schon als junge Feuerwehrleute gute Chancen, auf Stabsstellen nachzurücken.
Nachwuchs aus den eigenen Reihen
So tritt ab nächstem Jahr der 32-jährige Adrian Gerber – Berufsfeuerwehrmann bei Schutz und Rettung Bern und Ausbildner für die Stettler Truppe – als neuer Vize an Paoluccis Stelle. Er kam bereits als Jugendlicher zur Feuerwehr Stettlen und brachte sich jetzt selbst als Vize ins Spiel – Paolucci und Moser hätten ihn gar nicht anzufragen gewagt, weil sie dachten, er habe eh schon zu viel um die Ohren. Umso mehr freut sich Kommandant Moser: «Andere haben Nachwuchsprobleme, bei uns fragen die Leute sogar an, ob sie weiterkommen dürfen.»
Der Capo kehrt an die Basis zurück
Mit diesem Zulauf hält die Feuerwehr den Sollbestand von rund 30 Mitgliedern problemlos, ergänzt durch gegenwärtig fünf Jugendfeuerwehrleute und zusätzlich 17 Mitglieder der Elementargruppe. «Manchmal sind wir froh, ein bisschen ‘Spatzig’ zu haben», sagt Vize Paolucci. Er blickt seiner ersten Übung als Feuerwehrmann statt als Kommandant gelassen entgegen. «Es kann sein, dass ich zweimal den Schlauch schleppen und ihn kniend wieder zusammenrollen muss.» Das störe ihn aber nicht, «auch nicht, wenn ein ganz junger Einsatzleiter mir das befiehlt». Im Gegenteil: Er freue sich darauf, wieder an der Basis zu arbeiten – und vor allem sei er schampar gespannt auf das neue Tanklöschfahrzeug.
Tolles neues Tanklöschfahrzeug
Dieses war zeitgleich mit der Stabsübergabe am Stettlen Märit eingeweiht worden. Nach 23 Jahren mit dem alten Löschwagen, bei dem jeder Griff blind sass, müssen jetzt alle die Bedienung des neuen Fahrzeugs von Grund auf einüben. Darauf, sagt Marco Paolucci, können alle kaum warten: «Das Fahrzeug ist voll durchdacht, und alles, was drin ist, macht Sinn.» Eine Arbeitsgruppe habe das Gefährt zu hundert Prozent raffiniert durchgeplant, jetzt müssten sie alle üben, wie sie im Notfall rasch zurechtkommen.
Neuer Alltag für den neuen Kommandanten
Auch für Roland Moser, der beruflich als Einsatzleiter Feuerwehr bei der BLS arbeitet, beginnt eine neue Routine. Zum ersten Mal steht er nun als Kommandant vor der Mannschaft, bereitet Stabsrapporte vor und trägt die Hauptverantwortung, auch für die Finanzen. Dabei setze die Stettler Feuerwehr weiterhin auf kurze Reaktionszeiten: «Wir sind innert fünf Minuten vor Ort.» Paolucci, berufshalber Stellvertretender Leiter Sicherheit und Kommandant der Betriebsfeuerwehr am Inselspital, hatte dafür ein paar Abläufe aus seinem Berufsalltag entliehen und die Alarmierung angepasst: Alle 41 Telefone klingeln gleichzeitig, im Schnitt quittieren acht Leute pro Einsatz den Anruf – «das funktioniert bestens».
Guter Rückhalt aus der Gemeinde
Dass die Feuerwehr Stettlen so schlagkräftig arbeiten kann, liege nicht zuletzt am Rückhalt in der Gemeinde: Diese übernehme lieber einmal Soldzahlungen, wenn zu viele Leute bei einem Einsatz auftauchen, als zu knausern und zu riskieren, dass einmal nicht genug auftauchen. «Es ist schön, dass die Leute wissen, ‘wir sind da’, und dass sie uns schätzen», sagt Paolucci. Moser ergänzt: «Wir rücken extra nachts nur mit Blaulicht aus, um niemanden aufzuwecken. Das trägt ebenfalls zur Akzeptanz bei.»
Ausbildung als Handwerk
Gleichzeitig bittet er um Verständnis, wenn Übungen auch mal abends etwas Lärm verursachen: «Wir sind Miliz und bilden Junge aus – das ist nötig.» Die Feuerwehr Stettlen legt grossen Wert auf fundierte Grundausbildung: Knoten, wichtige Handgriffe, aber auch Führungsaufgaben werden regelmässig trainiert. Immer wieder übernehmen junge Einsatzleiter:innen Verantwortung – manchmal sogar 15-Jährige. «Das funktioniert hervorragend», sagt Moser. Alle müssten alles können, und jeder solle auch mal die Leitung übernehmen dürfen. «So bleibt die Mannschaft vielseitig, motiviert und lernbereit.»
«Capo» und «Vizi» bleiben ein Team
Auch wenn sie die Rollen getauscht haben, bleiben Marco Paolucci und Roland Moser eng verbunden. In ihren Mails nennen sie einander weiterhin «Capo» und «Vizi», wie sie das zu Beginn scherzhaft taten, bis sich die Namen im Lauf der neun gemeinsamen Jahre fix einschliffen. Was beide verbindet, ist das Motto, das sie mit der ganzen Truppe teilen: «Mir si Führwehr Stettlen!»
[i] Neu-Kommandant Roland Moser, 47, der schon seit 1998 in der Feuerwehr AMG mitmachte, zog 2006 nach Stettlen und trat 2007 in die Feuerwehr ein. Er machte die Ausbildung zum Einsatzleiter 2 und wurde 2011 als Vize von Bernhard Utiger gewählt. 2016 war er aus beruflichen und familiären Gründen noch nicht bereit, diesem als Kommandant zu folgen. Daher machte er zuerst zusammen mit Marco Paolucci den Kurs «Leiter FW». So waren die beiden neun Jahre lang als «Capo und Vizi» unterwegs.
[i] Neu-und-Noch-Vize Marco Paolucci, 49, zog im Jahr 2000 von Bethlehem nach Stettlen und trat ein Jahr später der Feuerwehr bei. Er hatte Spass daran, wurde Gruppenführer, bildete sich in Atemschutz und als Einsatzleiter 1 und 2 weiter. 2016 übernahm er das Kommando von Bernhard Utiger, und dessen Vize Roland Moser übernahm er gleich mit.
Erstellt:
13.09.2025
Geändert: 13.09.2025
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