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Filmnächte Münsingen: So fing es an

Von heute Donnerstag bis am Sonntag verwandelt sich der Münsinger Schlossgutplatz in ein Openair-Kino der besonderen Art. Warum das seit 20 Jahren funktioniert und warum das OK die ersten Male noch auf dem Platz campieren musste, erzählt Jürg Born, Mitgründer und treuer Helfer der Filmnächte.
 

Jürg Born, Mitgründer der Filmnächte posiert für BERN-OST. (Bild: Anina Bundi)
V.l.n.r.: Jürg Born mit einem Abzug des ersten Plakats, OK- und Vereinspräsident Daniel Egger und Mitglied Kaspar Zeindler mit dem aktuellen. Die Abzüge werden zum Jubiläum ausgestellt und können gekauft werden. (Bild: Anina Bundi)
Picknick am Mittag. (Bild: Anina Bundi)
Das Baugerüst für die Leinwand. (Bild: Anina Bundi)
Die Technik wird nachts bewacht. (Bild: Anina Bundi)
So sieht der Platz aus während dem Vorabendprogramm. (Bild: zvg)
Filmstart beim Eindunkeln. (Bild: zvg)

Auf dem Münsinger Schlossgutplatz wird gearbeitet an diesem Dienstag. Auf der einen Seite des gepflästerten und von Bäumen und ehemaligen Bauernhäusern umgebenen Platzes stehen rote Container, gegenüber ragt ein freistehendes Baugerüst sechseinhalb Meter in die Höhe. Dazwischen Menschen mit Holzbrettern, Kabeln, Maschinen, Handys, es wird gebohrt, herumgeschoben, montiert, über die Form japanischer Gartentore diskutiert.

 

Heute Abend starten die Filmnächte zum 20. Mal. Immer mit dabei war Jürg Born. Gemeinsam mit Heinz Malli, der überhaupt die Idee hatte, und Markus Lüthi, der was von Filmen verstand, stellte er auf die Beine, was heute, 20 Jahre später, in Münsingen eine Institution ist.

 

Bach und Sandstrand im Schlossgut

Vieles ist anders als früher aber das ursprüngliche Rezept ist geblieben. Ein stimmungsvoller Ort, aufwändige Dekoration bis hin zu Landschaftsbau (es gab etwa schon einen Bachlauf oder einen Sandstrand). Und ein kulturelles und kulinarisches Rahmenprogramm, passend zum jeweiligen Film. Blockbuster muss man im 20-jährigen Programm suchen, aber es gab sie. Il Postino etwa, in der ersten Ausgabe „Meer Ferien“ oder Vitus im 2006. Immer laufen aber auch sperrige Filme, traurige, alte oder unbekannte. Das sei auch schon kritisiert worden, erzählt Born. „Aber das Stammpublikum schätzt genau das.“

 

Stars zum Jubiläum

Verändert hat sich das Budget. Das habe sich gefühlt etwa verzehnfacht seit dem Start, so Jürg Born. Während das OK in den ersten Jahren noch auf dem Schlossgutplatz campierte, um Diebe fernzuhalten, wird die teure, gemietete Technik heute von einem Sicherheitsdienst bewacht. Während das Rahmenprogramm in den ersten Jahren noch eher bescheiden war, leistet man sich heute auch mal Stars, zum Jubiläum etwa den Berner Bassisten Mich Gerber oder die deutsche Komikerin Faten El-Dabbas

 

Aufwändiger wurden auch die Dekoration und die Gastronomie. Auch hier sind mit dem Küchenteam des Psychiatriezentrums (PZM) inzwischen Profis am Werk, nachdem man anfangs noch selber gekocht hatte. Ohne Sponsoring geht da nichts mehr. Nebst regionalen Unternehmen beteiligt sich auch die Gemeinde an den Kosten.

 

Unter dem Rechenstrich schaut allerdings auch nach 20 Jahren noch dasselbe raus: Eine Null. Ist sie rot, muss das OK Geld auftreiben, notfalls aus der eigenen Tasche. Ist sie schwarz, funkelt die Deko im nächsten Jahr noch etwas mehr oder spielt eine Band, deren Gage das Budget sonst sprengen würde oder wird am HelferInnenanlass ein paar Wochen nach den Filmnächten etwas üppiger gegessen und getrunken.

 

Nachbarn haben es früher ruhig

Ebenfalls anders als zu Beginn, dauert das Filmfestival seit der sechsten Ausgabe vier anstatt zwei Nächte. Dafür gibt es keine Doppelfilme mehr. „Der zweite war oft nicht mehr so gut besucht“, erzählt Born mit leichtem Bedauern. „Das konnte natürlich auch gut mal bis drei Uhr morgens dauern.“ Auch die Nachbarn sind wohl nicht unzufrieden über den Tausch. „Heute ist um zwölf fertig. Früher gab es da mehr Stress.“

 

Ferien für den Aufbau

Anders als früher ist nicht zuletzt auch das OK. Jürg Born war nur die ersten zehn Jahre dabei, wirkt seither aber als Helfer mit. Im OK sitzen sechs neue Leute. Sie sowie viele der Helferinnen und Helfer nehmen eine oder gar eineinhalb Wochen frei. Auch Born nimmt in seiner Jahresplanung Rücksicht. Der selbständige Supervisor ist in der Woche vor den Filmnächten täglich auf dem Platz. Und natürlich am Anlass selber. Er freue sich auf alle vier Filme sehr, weil er noch keinen davon kenne, sagt Born.

 

Das Motto in diesem Jubiläumsjahr ist übrigens „La fête – man soll die Feste feiern, wie sie fallen“. Wer wissen will, was das mit japanischen Gartentoren zu tun hat und warum Feiern nicht immer lustig sind, geht dieses Wochenende an die Filmnächte. Am besten am Freitag.

 

[i] Zum vollständigen Film- und Kulturprogramm der Münsinger Filmnächte...


Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 19.07.2018
Geändert: 19.07.2018
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