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Filmnächte Münsingen: Kost aus Hollywood, Frankreich und der Schweiz

Am Donnerstag beginnen zum 21. Mal die Filmnächte Münsingen. Wieder präsentieren die Organisatoren die mittlerweile bewährte Mischung aus Kino, kulturellem Rahmenprogramm und kulinarischen Köstlichkeiten. Das diesjährige Thema "actio/reactio" setzt sich mit der Wechselwirkung von Worten und Taten auseinander.

Das Prinzip von Actio und Reactio ist ein physikalisches Gesetz von Isaac Newton, das die Wechselwirkung von Kräften aufzeigt. Jede Kraft auf einen Körper, jede Aktion also, erzeugt demnach eine gleich grosse Reaktion auf denselben Körper. "Wir finden, dieses Prinzip kann ebenso gut auf Botschaften und Handlungen von uns Menschen angewendet werden – jeder Dialog besteht aus einer Aktion und einer Reaktion", meint Kaspar Zeindler, Präsident des Vereins Filmnächte Münsingen.

 

Aktion und Reaktion

Mit dem Thema "actio/reactio" widmen sich die Filmnächte Münsingen dem Verhalten verschiedener Menschen und was sie damit bei ihrem Gegenüber auslösen; der Wechselwirkung von Handlungen also oder manchmal auch Nicht-Handlungen.

 

Sei es in Gesprächen, in denen sich zwei Individuen zu begegnen versuchen und verstehen wollen, wie das Gegenüber tickt. Und manchmal nur, weil man nicht alleine sein kann, wie im Film "Prince Avalanche", der den Auftakt zu den diesjährigen Filmnächten bildet. Paul Rudd und Emile Hirsch verkörpern darin zwei seltsame und sehr unterschiedliche Typen, die sich zu zweit, weitab von der Stadt in den Weiten der Natur befinden und sich schon bald mit sich selbst, dem Gegenüber und der auftretenden Einsamkeit auseinandersetzen müssen.

 

Oder in hitzigen Diskussionen, wo die Teilnehmenden die Grenzen der Gesprächspartner ausloten und dabei die heftigsten Reaktionen auslösen, wie im Film "Le Prénom". Der Film zeigt amüsant und etwas überspitzt, wie ein gemütliches Beisammensein mit Freunden und Familie plötzlich ausarten und total aus dem Ruder laufen kann. "Die Geschichte lief letztes Jahr in den Schweizer Kinos als deutsches Remake. Wir zeigen das unnachahmliche, französische Original", präzisiert Zeindler.

 

Wandel und Beständigkeit

Aktionen lösen nicht nur in Diskursen zwischen zwei Personen oder in sozialen Kleingruppen eine Reaktion aus - die Entwicklung unsere Gesellschaftsstruktur und unseres politischen Systems hängt davon ab. Um das grosse Ganze verändern zu können, muss allerdings taktiert werden: Wer die Welt verändern oder aus eigener Sicht verbessern will, sieht sich mit den Reaktionen jener konfrontiert, die den Status Quo erhalten wollen.

 

Genau diesen Reaktionen sieht sich Ruth Bader Ginsburg am Anfang ihrer beeindruckenden Karriere als Anwältin ausgesetzt. Der Samstagabend-Film "On the Basis of Sex" zeigt eindrücklich, wie Ginsburg in den USA für die Gleichberechtigung von Frau und Mann kämpft.

Die Beobachtung dieser Wechselwirkungen menschlichen Handelns ist einerseits berührend und schön, zeigt andererseits allerdings auch den Abgrund in die seltsamsten Bedürfnisse der Menschen auf, wie der Sonntags-Film "Sohn meines Vaters" gekonnt veranschaulicht. Der Schweizer Film von Filmemacher Jeshua Dreyfuss mit der Münsinger Schauspielerin Miriam Joya Strübel überzeugt mit einer radikalen Ehrlichkeit und vermag das Publikum auf bemerkenswerte Art und Weise zu überraschen.

 

Wort und Ton

Auch das auf den jeweiligen Film abgestimmte Rahmenprogramm überzeugt durch Qualität und Abwechslung. So dürfen wir uns am Donnerstagabend auf "Colour of Rice" freuen. Die Singer/Songwriterin lädt uns mit ausdrucksstarker Stimme und harmonischen Gitarrenklängen zum Aufbruch in eine überwältigende Gefühlswelt ein. Passend zum französischen Film „Le Prénom“ treten am Freitagabend "Les fils du facteur" auf. Das Duo verbindet beschwingt und gekonnt den akustischen Popsong mit der Tradition des Chansons.

 

Am Samstagabend werden wir dann von starken Frauen und schlagkräftigen Texten in Poetry Slam-Manier auf den Frauenrechts-Film "On the Basis of Sex" eingestimmt. Krönender Abschluss bildet der Besuch von Jeshua Dreyfuss und Miriam Joya Strübel, die im Interview auf dem Schlossgutplatz mehr über ihren Film "Sohn meines Vaters" erzählen.

 

[i] Mehr Informationen und das ganze Programm auf filmnächte.ch


Autor:in
pd/ak, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 18.07.2019
Geändert: 18.07.2019
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