• Region

Grosshöchstetten will sparen: Märit und Apéro gestrichen, Steuern steigen

Der Gemeinderat Grosshöchstetten will sparen. Darum unterzog er die Gemeindefinanzen einer genauen Prüfung. Gestrichen werden nun auch kleinere, aber für die Bevölkerung dennoch schmerzhafte Posten.

Orientierte über zukünftige Sparmassnahmen in der Gemeinde: Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP) an der letzten Gemeindeversammlung. (Bild: Isabelle Berger)

Auf Anraten von mehreren externen Berater*innen hin hat sich der Grosshöchstetter Gemeinderat eine Aufgabenprüfung im steuerfinanzierten Bereich auferlegt.  Es sei wichtig den Finanzplan im Auge zu behalten, der für 2024 einen Bilanzfehlbetrag prognostiziere. Dies, falls die Gemeinde "nicht bei den Einnahmen und Ausgaben eine Korrektur vornehme oder Investitionen weiter verschiebe", wie es in der Botschaft zur Gemeindeversammlung heisst. " Was im steuerfinanzierten Bereich ist, ist wichtig, das brauchen wir, und der Gemeinderat steht dazu", formulierte Gemeindepräsidentin Christine Hofer (EVP) an der  Versammlung das Ziel bei der Aufgabenprüfung.

 

Steuererhöhung nach Corona

An der Gemeindeversammlung stellte Hofer die für die Bevölkerung wichtigsten Resultate der Überprüfung vor. So wird es in Zukunft mit Feierabend- und Weihnachtsmarkt nur noch zwei statt drei Märkte geben. Der Herbstmärit wird gestrichen. Der Dorfspiegel soll nur noch zwei- statt fünfmal jährlich erscheinen und nach den Gemeindeversammlungen gibt es ausser einem Getränk kein Apéro mehr.

 

Weiter müsse die Gemeinde finanziellen Spielraum für notwendige Investitionen schaffen und zusätzliche Mittel beantragen. Das heisst konkret, dass die Steueranlage erhöht wird. "Jetzt bei Corona werden die Steuern nicht erhöht", sagte Hofer, aber zukünftig müsse es sein.

 

Das Apéro ist wichtig

Die Wortmeldungen aus dem Publikum klangen wenig begeistert. "Die Dinge, die die Leute zusammenführen, sind ganz wichtig. Dazu gehören der Märit, der Dorfspiegel und das Apéro", sagte eine Votantin. Die drei Posten würden ja nicht ganz gestrichen, sagte Hofer. Nach der Gemeindeversammlung würde weiterhin etwas zu Trinken angeboten. "Das Zusammenstehen ist uns auch wichtig", so Hofer.

 

Ein Besucher mit Verbindung zum FC Konolfingen bemerkte, dass die Vereine für Inserate im Dorfspiegel bezahlen könnten und wies auf die Standgebühren für Marktfahrer*innen hin. "Man könnte ja auch schauen, dass mehr Einnahmen reinkommen. Alles mit dem Ziel, dass das Apéro bestehen bleibt", so der Vorschlag des Votanten, der damit für Lacher sorgte.

 

Dorfspiegel digitalisieren?

Ein weiterer Anwesender fragte, ob der Dorfspiegel nicht in einfacherer Form daherkommen könnte. "Wir haben eine Luxusausführung." Hofer bestätigte, dass der Dorfspiegel qualitativ sehr gut sei und sagte, dass sich der Gemeinderat auch dazu Gedanken gemacht habe. "Wir haben etwa an einen digitalen Dorfplatz gedacht", sagte sie.

 

Zur Steuererhöhung meinte ein Herr, der Gemeinderat mache es sich damit einfach. "Wenn ich privat investieren will, muss ich sparen", so der Votant. "Es gibt Sachen, welche die Bevölkerung bestellt hat und die wir darum anbieten müssen", entgegnete Hofer und verwies auf die 3.5 Millionen Franken, die für das Freibad eingesetzt wurden.

 

Keine 200 000 Franken Einsparungen

Wie viel Geld konkret mit allen geplanten Streichungen gespart werden kann, kann der Gemeinderat nicht beziffern. Der Grund dafür sei, dass die jeweiligen Posten oft in Verbundung zu anderen Aufgaben stünden. Eine Zahl gab es trotzdem: "Der externe Berater nannte etwa 200 000 Franken, die in den jetzigen Ausgaben versteckt sein könnten", so Hofer. Aber wegen bewussten Positionen, zu denen die Gemeinde Ja gesagt habe – gemeint war damit unter anderem das Freibad –, werde dieser Sparbetrag nicht erreicht.

 

Die Erkenntnisse aus der Aufgabenüberprüfung wird der Gemeinderat nun in die weiteren Schritte der Finanzstrategie einbeziehen.

 

100 000 Franken mehr für Ortsplanung

Für die Erarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzepts (REK) und der Ortsplanungsrevision hatte der Gemeinderat am 3. Juli 2018 unter Vorbehalt des fakultativen Referendums einen Verpflichtungskredit von 190 000 Franken genehmigt. Die Gemeindeversammlung hat nun den beantragten Nachkredit von 100 000 Franken genehmigt.

 

"Nach der Verabschiedung des REK wurde eine Standortbestimmung über die Kostensituation vorgenommen. Die Erarbeitung des REK war aufwändiger als ursprünglich geplant", so der Gemeinderat. Das Ortsplanungsrevisionsverfahren sei mit nicht beeinflussbaren Kosten und Risiken verbunden. Mit dem beantragten Nachkredit gelte es, dies bezüglich Kredithöhe abzubilden sowie im Falle von eintretenden Risiken handlungsfähig zu bleiben und Verfahrensverzögerungen möglichst zu vermeiden. "Es ist weiterhin das Ziel, die finanziellen Mittel sehr sorgfältig einzusetzen und den nun erhöhten Kredit nicht auszuschöpfen", so der Gemeinderat.

 

Jahresrechnung 2019: Schwarze Null

Die Gemeindeversammlung hat die Jahresrechnung 2019 genehmigt. Der Gesamthaushalt schliesst mit einem Ertragsüberschuss von 710 817 Franken ab. lm Allgemeinen Haushalt (Steuerhaushalt) resultiert als Ergebnis eine schwarze Null. Budgetiert war ein Aufwandüberschuss von 23 055 Franken.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 20.09.2020
Geändert: 21.09.2020
Klicks heute:
Klicks total: